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Microdosing von psilocybinhaltigen Pilzen als Hilfe zum Abnehmen

Microdosing von psilocybinhaltigen Pilzen als Hilfe zum Abnehmen

Hallo liebes Dr. Frühling Team!

Zunächst einmal vielen Dank an das gesamte Drugscouts Team, eure freiwillige Arbeit ist sehr wichtig und wird von vielen dankend angenommen! :)

Meine Frage bezieht sich auf die Mikrodosierung von psilocybinhaltigen Pilzen. Zunehmend kann man ja von den positiven Auswirkungen des Microdosings lesen, zuerst auf Plattformen wie Reddit, mittlerweile auch in wissenschaftlichen Publikationen. Dennoch ist es auf diese Weise nicht immer ganz einfach klare Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Daher möchte ich gern euch als Experten dazu befragen.

Zunächst etwas zu meiner Person: Ich bin begeisterter Psychonaut und habe schon einige Erfahrung v.a. mit Psychedelika wie Psilocybin und LSD sammeln können. Die Wirkung dieser Substanzen fasziniert mich sehr und ich liebe es ab und zu mal dem Alltag zu entfliehen um spirituelle Erfahrungen zu sammeln. Da ich gerade von der Wirkung von Psilocybin sehr fasziniert bin, frage ich mich, ob es für diesen Wirkstoff auf praktische Anwendungsgebiete im Alltag gibt. Ein großes Problem meinerseits ist mein Übergewicht. Mit gerade einmal ca. 1,70m Größe und über 100kg Gewicht wird dieses zunehmend eine Belastung für mich. Dieses Problem möchte ich angehen. Erste Fortschritte sind bereits zu verzeichnen, dank einem sehr aufschlussreichen MDMA-Trip mit meinen zwei besten Freunden gehe ich derzeit sehr motiviert an mein Vorhaben heran. Nun Frage ich mich, ob Microdosing mir weiterhin behilflich sein könnte. Meine konkrete Frage lautet: Kann mir die Mikrodosierung von psilocybinhaltigen Pilzen (cubensis / Golden Teacher) dabei behilflich sein, mein Mindset bezüglich meines Anliegens nachhaltig zu festigen? Und wenn ja, mit welcher Dosierung muss ich in welchem Intervall arbeiten? Ich würde mich wirklich sehr über eine Antwort von euch freuen, gerne auch mit Quellenangaben für weitere Selbstrecherche! :)

Bis dahin, viele Grüße und weiter so!

Dr. Frühling

Hallo, 

vielen Dank für Deine Anfrage und auch für Dein positives feedback zu unserem Projekt, das freut uns sehr. Da wir noch nicht so viele Anfragen zu dem Thema bekommen haben, fällt unsere Antwort etwas ausführlich aus.  

Zunächst - was genau ist mit Microdosing gemeint?  
Unsere Kolleg*innen des Schweizer Projekts „Safer Party“ beschreiben Microdosing wie folgt: Microdosing wird als „[…]  Konsum kleiner Dosen halluzinogener Substanzen (LSD, Psylocibin, Meskalin etc.) bezeichnet.” Weiterhin heißt es auf der Webseite: “Das Ziel von Microdosing ist für die meisten Konsumierenden die Förderung ihrer Leistungsfähigkeit (Kreativität, Konzentration, Ausdauer) oder die Selbsttherapie von (psychischen) Krankheiten. Da die Dosierung ca. 10-20 Mal niedriger als bei einer „normalen Dosierung" ist, entstehen beim Microdosing keine Halluzinationen, keine Ich-Auflösung und keine Loslösung vom eigenen Körper.“ (vgl. https://www.saferparty.ch/microdosing.html). Die meisten Menschen, die Microdosing betreiben, scheinen dies regelmäßig zu tun (mit Pausentagen, an denen nichts konsumiert wird) und die damit keine Rauscherfahrungen bezwecken zu wollen. Die jeweilige Substanz wird so in der Regel über einen längeren Zeitraum in den Alltag mit eingebaut. 
Einen guten Überblick zu wichtigen Fragen gibt auch dieser Artikel von  Prof. Dr. Torsten Passie: Was ist Microsing? - Ein Versuch in Fragen und Antworten (https://psychedelic-science.org/microdosing/was-ist-microdosing/ ) 

Zudem wird laut einer Studie vom Juli 2019 (Microdosing psychedelics: More questions than answers? An overview and suggestions for future research: https://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/0269881119857204#_i6) zwischen geringen Dosen, sehr geringen Dosen und Mikrodosen unterschieden. Eine geringe Dosis Psilocin, die eigentlich psychedelisch wirksame Substanz beim Konsum von Psilocybin, liegt zwischen 4-8 mg und würde bei einer durchschnittlichen Person (ca. 80 - 90kg)ohne Gewöhnungseffekte in der Regel immer noch zu spürbaren Veränderungen der Wahrnehmung führen, ebenso wie eine sehr geringe Dosis (3,15 mg). Hier spricht man auch von “Minidosierung” (vgl. Passie (2021): https://psychedelic-science.org/microdosing/was-ist-microdosing/ ). Dabei ist zu beachten, dass die Wirkung bzw. die wirksame Dosis immer auch abhängig ist von dem Set und Setting der Person. 
Eine Mikrodosis Psilocin entspricht weniger als 1 mg des Wirkstoffes.  
 
Bei alles Dosierungsangaben ist folgendes zu beachten: 

+ Es ist oft nicht klar auf welchen Personenkreis (Geschlecht, Körpergewicht, genetische Faktoren) sich die Angaben beziehen. 

+ Dosisangaben beziehen sich meist auf den Wirkstoff der Pilze also reines Psilocin. Der Psilocingehalt von Pilzen schwankt stark je nach Sorte, aber auch innerhalb einer Art je nach Anbaubedingungen etc. Es ist daher sehr schwierig herauszufinden, wieviel Psilocin tatsächlich in wieviel Gramm Pilzen enthalten ist.  

+ Sowohl bei Substanzen, die man auf dem Schwarzmarkt / im Darknet kauft, als auch bei (selbstgezüchteten) Pilzen (Vorsicht: das ist auch illegal in Deutschland!) kann man nicht genau bestimmen, wie viel Wirkstoffgehalt enthalten ist, eventuelle Händler*innenangaben dazu sind nicht oft zuverlässig. 

 + Wieviel Psilocin exakt in Deinen Pilzen enthalten ist, kannst Du nur durch Drug Checking herausfinden. Das Projekt Miraculix (https://miraculix-lab.de/) hat neue Test-Kits entwickelt, bei dem durch einen relativ einfachen Farbtest der ungefähre Wirkstoffgehalt von Pilzen bestimmt werden kann. Dennoch bleibt die genaue Dosierung für Mini- und Microdosing eine Herausforderung.  

Du sprichst davon, dass von positiven Auswirkungen des Microdosing berichtet wird. Das stimmt, jedoch handelt es sich hierbei oftmals um “anekdotische Evidenz”. Das heißt, dass User*innen von verschiedenen, für sie positiven, Effekten berichten. Der direkte Zusammenhang zwischen der Einnahme von mikrodosierten Psychedelika und den Effekten konnte jedoch bisher nicht wissenschaftlich belegt werden.  So legt eine von Balázs Szigeti et. al durchgeführte Studie vom März 2021 nahe, dass diese Effekte auch durch einen Placebo-Effekt zu erklären sein könnten (https://elifesciences.org/articles/62878 ). Demzufolge ist es also möglich, dass nicht die Substanz selbst, sondern die Erwartungen und der Glaube an die guten Auswirkungen diese auch bewirken. 

Du fragst Dich, ob Du Microdosing im Alltag betreiben kannst und ob es Dir dabei behilflich sein kann, ein geeignetes Mindset zu etablieren, um Dein oben genanntes Vorhaben anzugehen. Leider können wir Dir dazu keine endgültige Antwort geben. Wie Du sicher schon selbst bei Deinen früheren Triperfahrungen gemerkt hast, kann der Konsum von Psilocybin und anderen bewusstseinserweiternden bzw. -verändernden Substanzen dabei helfen, Dein Leben, Deinen Alltag, Deine Probleme u.Ä. aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Einige Menschen ziehen aus diesen Erfahrungen positive Impulse für (tiefgreifende) Veränderungen. Allerdings ist es durchaus möglich, dass dieser Nutzen die Risiken (s.u.)  nicht unbedingt aufwiegt. Auch ist uns nicht bekannt, ob diese Substanzen bei der Entwicklung und Festigung eines angestrebten Mindsets nachhaltig helfen können. 

Die genauen Risiken und Nebenwirkungen des Microdosings (von Psilocybin) sind noch nicht komplett erforscht. In einer Studie von 2019 (https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/02791072.2019.1593561?scroll=top&needAccess=true ), die von James Fadiman et. al veröffentlicht worden ist, wird z.B. dargelegt, dass bei einigen Proband*innen, die über 18 Monate LSD mikrodosierten (10 µg) und je 3 Tage Pause zwischen den Konsumeinheiten einlegten, neben den positiven Effekten auch Migräne, prämenstruelle Syndrome u.a. bestanden. 

Zudem ist es nicht ausgeschlossen, dass Mini- und Microdosing über einen längeren Zeitraum negative Auswirkungen auf das Herz haben kann. Die Fragen dazu sind noch nicht abschließend geklärt. (Vgl. Kelan Thomas (2019) https://chacruna.net/why-chronic-microdosing-might-break-your-heart/ ) 
Wie in dem Artikel dargelegt ist, hat man festgestellt, dass LSD und Psilocin im Körper an einen bestimmten Rezeptor (namens 5HT2B) binden. Wird dieser permanenten stimuliert, könnte es zur Verdichtung von Herzgewebe führen. Andere Medikamente, die diesen Rezeptor stimulieren, wurden in der Vergangenheit deswegen wieder vom US-Markt genommen. (vgl. ebd.) 

Du möchtest weiterhin wissen, wie Du am besten dosieren kannst, um Dein Ziel zu erreichen. Hier können wir Dir auch keine genaue Auskunft geben, denn es besteht kein genereller Automatismus. Uns liegen keine Informationen vor, nach denen eine bestimmte Dosierung in bestimmten Intervallen beispielsweise beim Abnehmen helfen könnte. 

Zusammengefasst bedeutet das alles, dass Dir das Microdosing unter Umständen dabei helfen könnte, Dich mit dem Thema Übergewicht auseinanderzusetzen. Die neuen Erkenntnisse oder positiven Effekte, die Du dadurch erleben kannst, müssen aber nicht unbedingt auf das Microdosing zurückzuführen sein. Du kannst Dich auch auf anderen Wegen damit beschäftigen. Natürlich kennst Du Dich, Deine Psyche und Deinen Körper am besten und die Entscheidung liegt ganz bei Dir.  

Generell gilt, dass Du über alle Deine Fragen auch mit Deiner Hausärztin bzw. Deinem Hausarzt reden kannst, falls Du das möchtest. Als Mediziner*in untersteht er bzw. sie der Schweigepflicht, auch bezüglich Deines Drogenkonsums und ist u.a. dafür da, Dich bei gesundheitlichen Fragen zu unterstützen. Leider müssen wir jedoch auch feststellen, dass Ärzt*innen häufig nicht so gute Kenntnisse über Drogen haben und auch vor Vorurteilen nicht gefeit sind.  Wende Dich daher an den Arzt*die Ärztin Deines Vertrauens.  
Unter Umständen kann es auch hilfreich sein, eine Ernährungsberatung in Anspruch zu nehmen.  

Falls Du Dich dazu entscheiden solltest, das Microdosing durchzuführen, raten wir Dir dazu, Dich an die Safer-Use-Regeln zu halten und Dich langsam an die gewünschte Dosis heranzutasten. Zudem wird aufgrund der unklaren Risiken und Nebenwirkungen dazu geraten, wenn, dann nur für einen bestimmten Zeitraum (Wochen bis wenige Monate) zu konsumieren und dann längere Pausen einzulegen. Dauerhafter Konsum (mehrere Monate oder Jahre durchgängig) sollte vermieden werden. (Vgl. https://chacruna.net/why-chronic-microdosing-might-break-your-heart/ ) 
 

Viele Grüße
Dein Dr. Frühling-Team

 

Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.

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