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Lexikon

Räuchermischungen/Synthetische Cannabinoide

Aktuelle Infos zu Räuchermischungen findet Ihr auf http://legal-high-inhaltsstoffe.de

 

Substanz

Bei Räuchermischungen handelt es sich um eine Zusammensetzung von unterschiedlichen pflanzlichen Bestandteilen und meist synthetischen Cannabinoiden. Durch Labortests sind in der BRD bisher knapp 60 synthetische Cannabinoide (selten auch synthetische Opioide, z. B. AH-7921) in Räuchermischungen nachgewiesen worden. Es können jedoch auch bisher gänzlich unbekannte psychoaktive Substanzen enthalten sein, deren (Neben- und Wechsel-)Wirkungen kaum abschätzbar sind.
Räuchermischungen werden in kleinen Päckchen aus Metallfolie im Internet oder in Headshops zur Raumluftaromatisierung verkauft. Konsument_innen rauchen die Mischungen meist in Pfeifen, Joints, Bongs oder Vaporizern, sehr selten werden diese auch oral konsumiert.
Auf dem Markt gibt es zur Zeit viele verschiedene Räuchermischungen mit »Markennamen« wie Bonzai, Maya, Mind, Bomb Marley, Kush, PI, Millenium, Jamaican Gold Extreme, Amnesia, Black Jack und Space.
Auch wenn Produkte den gleichen Namen haben und vom selben Hersteller sind, können sie verschiedene Stoffe enthalten.
Synthetische Cannabinoide sind auch als Reinsubstanzen in Plastiktütchen erhältlich und können nasal oder oral eingenommen, aber auch geraucht werden, z. B. mit Kräutern oder Tabak. Ihr Konsum ist jedoch weit weniger verbreitet.


Wirkung

Die Wirkung kann je nach Wirkstoffgehalt, Reinheitsgrad, Dosis oder Konsumform der Substanz(en) ; Gewöhnungseffekten, der psychischen und körperlichen Verfassung (Set) und dem sozialen und kulturellen Umfeld (Setting) der Person(en) unterschiedlich ausfallen.

Wirkungseintritt: innerhalb von wenigen Sekunden bis Minuten nach dem Rauchen.
Wirkdauer: 3 – 6 h, in einigen Fällen länger
Wirkspektrum: Die Wirkung wird meist durch die auf das Pflanzenmaterial (z. B. Damiana oder andere Kräuter) aufgesprühten synthetischen Cannabinoide hervorgerufen. Diese binden sich nach dem Konsum an Cannabinoidrezeptoren im Gehirn.

Folgende Effekte sind möglich: Zufriedenheit, Entspannung, ein wohliges / wärmendes Grundgefühl, eine Veränderung akustischer, visueller und den Tastsinn betreffender Empfindungen, verändertes Raum- / Zeiterleben. Konsument_innen berichten auch von leichten bis stärkeren Halluzinationen sowie teilweise von anregenden oder antriebssteigernden Wirkungen.
Synthetische Cannabinoide wirken viel stärker als Cannabis, da sie Vollagonisten sind, d. h. es werden alle Cannabinoidrezeptoren in Gehirn und Körper voll stimuliert, nicht wie bei Cannabis nur einige bis zu einem gewissen Maße – das Risiko einer Überdosierung ist somit viel höher.
Zudem wirken einige synthetische Cannabinoide viel länger oder ganz anders als Cannabis.
User_innen berichten häufig von Kreislaufproblemen, Angstzuständen, starken Panikattacken oder Horrortrips mit Todeswunsch.


Nachweis

Grundsätzlich sind alle bisher bekannten synthetischen Cannabinoide in Blut und Urin nachweisbar – jedoch nur, wenn mit z. T. sehr großem Aufwand gezielt danach gesucht wird.

Nachweis in Blut / Serum und Urin: nach Einzeldosis bis zu einigen Tagen, bei Dauerkonsum mehrere Wochen bis Monate. Die Nachweiszeiten sind sehr stark abhängig vom konsumierten Cannabinoid, sehr lange nachweisbar sind z. B. JWH-122 und JWH-210 (bei Dauerkonsum).
Es existieren einige Schnelltests, die den Konsum synthetischer Cannabinoide im Urin nachweisen können. Sie testen auf die Metabolite (Stoffwechselprodukte) von JWH-018 und JWH-073.
Es ist (noch) unklar, ob auch der Konsum anderer synthetischer Cannabinoide zu einem positiven Ergebnis führen kann. Mit gängigen THC- / Cannabis- Schnelltests können keine synthetischen Cannabinoide nachgewiesen werden.


Kurzzeitnebenwirkungen

Es kann (auch beim Konsum geringer Dosen) zu (starker) Übelkeit und (heftigem) Erbrechen, zu Kopfschmerzen, Schweißausbrüchen, aggressivem Verhalten, Angstzuständen, starker Unruhe, depressiven Verstimmungen, Kreislaufproblemen, Gleichgewichtsstörungen, Herzrasen, Hypertonie (hoher Blutdruck), Herzrhythmusstörungen, Krampfanfällen, akut-psychotischen oder komatösen Zuständen kommen. Es gibt zahlreiche Fälle, bei denen Menschen nach dem Konsum von Räuchermischungen ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Der Konsum von XLR-11 und MDMB-CHMICA steht im Zusammenhang mit mehreren Todesfällen in der BRD und anderen europäischen Ländern.
Von einigen aktuell erhältlichen Räuchermischungen (z. B. »Cracker«, »Pope« und »Millenium«) wird berichtet, dass sie schon nach einmaligem Konsum beim Runterkommen enorm unangenehme Effekte wie Unwohlsein, körperliche Schmerzen, starkes Schwitzen, starke Übelkeit und Schlafprobleme hervorrufen. Diese Effekte sollen sich bereits nach mehrmaligem Konsum innerhalb von ein paar Tagen zu relativ starken Entzugserscheinungen verstärken können.


Langzeitnebenwirkungen

Unseres Wissens gibt es kaum gesicherte Informationen zu Langzeitfolgen. Langzeituser_innen berichten von Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, einer schnellen Gewöhnung und Herz-Kreislauf-Problemen bis hin zu konsumbedingten Herzinfarkten.
Beim Rauchen bzw. beim Verbrennungsprozess entstehen krebsfördernde Stoffe.
Es besteht das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Häufig wird von (extrem) starken Entzugserscheinungen nach dem Einstellen des Konsums berichtet, die einem Delir gleichen können: starkes Schwitzen, Erbrechen, Durchfall, Schüttelfrost, depressive Zustände, Schlaflosigkeit, innere Unruhe und Appetitlosigkeit. Einige dieser Symptome können über Wochen anhalten.


Safer Use

Der (scheinbar) legale Status von Räuchermischungen wiegt User_innen häufig in falscher Sicherheit. Ob Substanzen legal oder illegal sind, sagt nichts über ihre möglichen gesundheitlichen Risiken aus. Außerdem können auch bei der legalen Produktion Fehler auftreten. Risikofreien Konsum gibt es also nicht!
Viele der momentan auf dem Markt befindlichen Räuchermischungen verursachen heftige Neben- und Nachwirkungen sowie starke Entzugserscheinungen; einige Produkte enthalten einen Wirkstoffcocktail, dessen Folgen nicht abschätzbar sind.
Entscheidest Du Dich trotzdem für den Konsum von Räuchermischungen, informiere Dich so gut wie möglich und wäge Nutzen und Risiken sorgfältig ab ! Analysen der Inhaltsstoffe einiger Räuchermischungen findest Du auf legal-high-inhaltsstoffe.de, in diversen Foren gibt es außerdem Erfahrungsberichte von User_innen, z. B. hier auf drugscouts.de.
(Sehr) Jungen Menschen raten wir auf jeden Fall vom Konsum von Räuchermischungen ab. Je früher Du mit dem Konsum beginnst, desto höher ist das Risiko von Entwicklungsbeeinträchtigungen bzw. andauernden Nach- und Nebenwirkungen.
Psychisch labilen Menschen sowie Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Herzproblemen raten wir auf Grund der z. T. sehr starken Wirkungen ebenfalls dringend vom Konsum von Räuchermischungen ab.
Konsumiere nicht, wenn es Dir nicht gut geht.
Konsumiere möglichst nur, wenn eine Person bei Dir ist, der Du vertraust und die im Notfall Hilfe holen bzw. leisten kann.
Dokumentierte Notfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von Räuchermischungen sind vor allem auf eine ungewollte Überdosis (meist bei Erstkonsum) oder den Konsum »neuer« Mischungen zurückzuführen.
In Produkten der selben Marke können verschiedene Arten synthetischer Cannabinoide mit unterschiedlich hohen Dosierungen und Wirkstoffgehalten enthalten sein. Außerdem berichten viele User_innen von sehr starken (Neben-) Wirkungen beim Konsum sehr geringer Dosen. Dosiere deshalb immer niedrig und teste jedes Mal vorsichtig an (einen Zug nehmen, abwarten) . Falls Du Cannabiskonsument_in bist bzw. zum ersten Mal Räuchermischungen ausprobierst, dosiere diese deutlich niedriger als Cannabis (0,1 g Räuchermischung sind meist schon zu viel).
Die Wirkprinzipien vieler synthetischer Cannabinoide sind noch nicht ausreichend erforscht. Erlebst Du unerwartete (Neben-) Wirkungen, konsumiere nicht weiter und auch nichts anderes mehr.
Bei Unwohlsein: Kopf, Nacken und Unterarme kühlen, ruhige Umgebung, frische Luft, Gespräch mit Freund_innen. In psychischen Krisensituationen oder bei Bewusstlosigkeit nach (Misch-)Konsum Notarzt / Notärztin rufen!
Der Konsum von Räuchermischungen kann vorübergehend die Konzentrations- und Merkfähigkeit beeinträchtigen. Konsumiere deshalb keinesfalls in Situationen, in denen Du auf diese Fähigkeiten angewiesen bist (Schule, Ausbildung, Uni, Arbeit etc.).
Mischkonsum mit anderen Substanzen ist wegen der unvorhersehbaren und noch unbekannten Wechselwirkungen sehr riskant. Verzichte darauf, auch auf Alkohol !
»Beim Verbrennen entstehen immer schädliche Stoffe. Während bei Tabak und Cannabis die Zusammensetzungen der schädlichen Substanzen relativ gut erforscht sind, gibt es keinerlei Erkenntnisse über die eventuellen Risiken von Damianarauch (in der Regel Hauptträger der Cannabinoide in Räuchermidrug schungen) und die Belastung der Chemikalien selbst. Auch ist nicht davon auszugehen, dass die zum Auftragen der Cannabinoide benutzten Lösungsmittel einem pharmazeutischen Standard entsprechen.« (Quelle: legal-high-inhaltsstoffe.de)
Der Gebrauch von Vaporizern, Bongs, Wasserpfeifen oder auch Joints mit speziellen Aktivkohlefiltern reduziert die Aufnahme krebsfördernder Stoffe und das Risiko von Atemwegsproblemen. Bei Vaporizern, Bongs und Wasserpfeifen sollte jedoch noch vorsichtiger dosiert werden, da dabei mehr Wirkstoffe über die Lunge aufgenommen werden könnten.
Vorsicht beim Rauchen / Verräuchern in einem engen geschlossenen Raum (»Hotboxing«): Überdosierungen sind schon nach 2 – 3maligem kräftigen Inhalieren möglich.
Beim oralen Konsum tritt die Wirkung im Vergleich zum Rauchen verzögert ein und hält auf Grund des Verdauungsprozesses länger an. Während des Rausches können zudem Schwankungen in der Wirkungsstärke auftreten – deshalb niedriger dosieren als beim Rauchen und nicht sofort wieder konsumieren, wenn die Wirkung zwischendurch nachlässt.
Während und nach dem Konsum kein Fahrzeug lenken oder Maschinen bedienen.
Wirkt der Konsum sexuell stimulierend, werden Risiken beim ungeschützten Verkehr eventuell nicht mehr so ernst genommen. Kondome und Lecktücher schützen vor Ansteckung mit HIV und anderen Krankheitserregern.
Konsumpausen einplanen und einhalten. Besonders wegen der heftigen Nachwirkungen ist es wichtig, nicht an mehreren aufeinander folgenden Tagen zu konsumieren. Schon nach einer Konsumphase von 2 – 3 Tagen können die Nachwirkungen einem schweren körperlichen Entzug ähnlich sein. Achte also darauf, dass der Konsum von Räuchermischungen nicht zur Gewohnheit wird und Deinen Alltag bestimmt. Hinweise dazu findest Du auf unserer Seite Konsumreflexion.

Wenn Du Deinen Konsum verändern willst, beenden möchtest oder einfach nur Fragen hast, scheu Dich nicht, eine Einrichtung Deiner Wahl zu kontaktieren.


Verhütung / Schwangerschaft / Stillzeit

Der Konsum von Räuchermischungen kann starkes Erbrechen hervorrufen. Geschieht dies innerhalb von 4 Stunden nach Einnahme der Anti-Baby-Pille, gelangt evtl. zu wenig Wirkstoff in den Blutkreislauf – deshalb zusätzlich Kondome oder andere nicht-hormonelle Verhütungsmittel benutzen!
Um jedes gesundheitliche Risiko für Dich und Dein (ungeborenes) Kind auszuschließen, verzichte während Schwangerschaft und Stillzeit auf den Konsum von Räuchermischungen.


Recht

Regelmäßig werden synthetische Cannabinoide als »verkehrsfähige, aber nicht verschreibungsfähige Betäubungsmittel« in die Anlage II des Betäubungsmittelgesetzes [BtMG] aufgenommen oder vom Sachverständigenausschuss für Betäubungsmittel zur Aufnahme empfohlen. Sobald dies passiert, tauchen neue Substanzen auf. Dabei reicht oftmals eine winzige Änderung in der Molekülstruktur aus, um das Verbot zu umgehen.

Hier eine Übersicht der bereits in Anlage II des BtMG aufgeführten Substanzen:

AB-FUBINACA
AB-PINACA
APICA (SDB-001, 2NE1)
AKB-48
AKB-48F
RCS-4 ortho-Isomer (o-RCS-4)
AM-694
AM-1220
AM-1220-Azepan
AM-2201
AM-2232
AM-2033
BB-22 (QUCHIC)
CP-47,497 | CP-47,497-C6 | CP-47,497-C8 | CP-47,497-C9
FUB-PB-22
FDU-PB-22
JWH-007
JWH-015
JWH-018
JWH-019
JWH-073
JWH-081
JWH-122
JWH-200
JWH-203
JWH-210
JWH-250
JWH-251
JWH-307
AB-001 (Adamantyl- Derivat von JWH 018)
MDMB-CHMICA
NM-2201 RCS-4
5-Fluorpentyl-JWH-122 (MAM-2201)
UR-144, 5-Fluor-UR-144 (XLR-11)
THJ-2201 (AM-2201 Indazol-Analogon)

Momentan wird über einen Gesetzesentwurf der Bundesregierung für das Verbot von nicht nur einzelnen Substanzen, sondern Substanzgruppen diskutiert.

Erfahrungsberichte

Hier findest Du Erfahrungsberichte von Räuchermischungs-Konsument_innen.

Stand der Informationen: Januar 2016

 
 

Quellen:

Auwärter, Volker: Research chemicals und „legal highs“ (PDF)
Quelle: gebo-med.de/pdf/hochstadt/infomaterial/12hochstadter_gespraeche/Auwaerter_ResearchChemicals.pdf

http://www.buzer.de/gesetz/10774/index.htm (Siebenundzwanzigste Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften)

http://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2014/0401-0500/490-14.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (Achtundzwanzigste Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften)

Stand der Informationen: Dezember 2014

 

Quellen:

Substanzinfos
http://www.emcdda.europa.eu/publications/drug-profiles/synthetic-cannabinoids/de
https://legal-high-inhaltsstoffe.de/
https://de.wikipedia.org/wiki/Cannabinoide
https://en.wikipedia.org/wiki/Cannabinoid
https://de.wikipedia.org/wiki/Spice_%28Droge%29

Foren
Land der Träume

Vorträge
https://www.ordenswerke.de/1-bilder/projekte/2013-projekte/legal-highs/auwaerter-vortrag.pdf (Link defekt)

Auwärter, Volker: Research chemicals und „legal highs“ (PDF)
Quelle: gebo-med.de/pdf/hochstadt/infomaterial/12hochstadter_gespraeche/Auwaerter_ResearchChemicals.pdf

Rechtliche Grundlagen
http://www.gesetze-im-internet.de/btmg_1981/BJNR106810981.html
http://www.bundesrat.de/SharedDocs/drucksachen/2012/0301-0400/317-12.pdf?__blob=publicationFile&v=1 (26. Verordnung zur Änderung betäubungsmittelrechtlicher Vorschriften der Bundesregierung) 

Weiterführende Infos

Online-Befragung des Centre for Drug Research zum Konsum von Legal Highs in der BRD (2011)
http://drugscouts.de/sites/default/files/Abschlussbericht_Legal_Highs.pdf (79 Seiten, 551 kB)

Betäubungsmittelgesetzt
http://www.gesetze-im-internet.de/btmg_1981/BJNR106810981.html

Quantitativer Nachweis des "Spice"-Wirkstoffes JWH-018 im Serum mittels Fluessigchromatographie-Tandemmassenspektrometrie (2009)
https://trid.trb.org/view.aspx?id=936022

Fachtext zur Bestimmung synthetischer Cannabinoide im Blut
https://analytik.news/fachartikel/pdf/uniklinikum-freiburg1.pdf

 

 

 

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