Hi Zusammen,
mein Name ist J. ich bin 22 Jahre alt und Student. Vor ca. 3 Jahren hatte ich aus dem nichts zuhause eine Panik/Angstattacke und seit dem ist nichts mehr wie vorher. Ich habe Depressionen und leide an dauerhaft anhaltenden Angstgefühlen. Ich fühle mich so richtig leer, alles fühlt sich abgestumpft an auch meine Gefühle. Ich habe nicht mehr so viel Lust Dinge zu tun. Außerdem fühle ich mich als hätte sich meine Wahrnehmung etwas verändert, ich nehme das Leben nur leicht verschwommen wahr und bin nicht mehr so richtig direkter Teilnehmer, Bzw interessiert mich das Leben nicht mehr so richtig. (Schwierig zu beschreiben). Fast so als hätte mich diese Panikattacke traumatisiert.
Die Panikattacke war ganz ähnlich wie eine die ich 1-2 mal davor in einem Club auf Extasy hatte. Damals war es jedoch so dass ich keine "Folgeschäden" davon trug am nächsten Tag ging es mir wieder ganz normal. Eine ähnliche Situation hatte ich bei einem Amsterdam Trip ca. ein Monat vor der Panikattacke wo ich psychoaktive Trüffel probiert hatte. Dies endete ebenfalls in soetwas wie einem Bad Trip. Nachdem dieser abklang hatte ich ebenfalls so ein Gefühl von leere und Gefühlslosigkeit. ein ganz ähnliches Gefühl wie das was mich jetzt dauerhaft begleitet. In Amsterdam war es aber auch am nächsten Tag wieder weg.
Das klingt jetzt alles so als wäre ich der heftigste Junkie. Ich habe aber nie viele Drogen konsumiert, in meinem ganzen Leben vielleicht 3-4 mal Extasy im Alter von 18-19 bis zu der Panikattacke. In dem Alter habe ich auch gekifft, mal mehr mal weniger. Nie täglich. Seitdem ich diese Panikattacke hatte bin ich komplett clean. Allerdings haben sich die Symptome nie zurück gebildet. Ich lebe seit über 3 Jahren damit mal besser mal schlechter. Habt ihr soetwas schon einmal gehört ? Ich bin ratlos. Ich war ein Mal in Therapie was aber überhaupt nichts gebracht hat. Im Nachhinein ist mit klar dass ich immer eine gewisse predisposition für Angsterkrankungen hatte. Die Angst ist aber gar nicht das schlimme sondern die Depression, dieses Gefühl von Sinnlosigkeit, fast als wäre ich nach dem Erlebnis traumatisiert. Ich gehe seither wie in einer Blase durchs Leben. Ich denke mir: das war so eine schlimme Erfahrung, so komisch und so negativ & dunkel wie Soll ich das je vergessen und leben als wenn das nicht passiert wäre? Das hält mich davon ab Glück zu empfinden. Fast wie wenn jemand im Krieg eine schlimme Erfahrung erlebt hat und jetzt wieder in seine heile Welt zurückkehrt und so tun soll als ob die Gewalt und das Sterben nicht existiert. Hört sich dumm an aber das ist der plausibelste Vergleich der mir einfällt.
Vielleicht könnt ihr mir ja mal eure Meinung dazu geben. ich danke euch sehr. LG
Dr.-Frühling-Team:
Hallo J.,
Danke für Deine Anfrage und dafür, dass Du Deine Erfahrungen mit uns teilst.
Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass Angst eine normale emotionale Reaktion ist, die in unterschiedlichen Situationen von jedem Menschen erlebt wird und evolutionsgeschichtlich essentiell für das Überleben war. So wurden bei unseren Vorfahren in (lebens-)bedrohlichen Situationen Kampf- und / oder Fluchtreaktionen ausgelöst. Diese Mechanismen sind auch heute noch nützlich und in uns aktiv, werden aber manchmal in Situationen ausgelöst, die uns (lebens-)bedrohlich erscheinen, es aber objektiv betrachtet nicht sind. In diesem Fall spricht man von einer Panikattacke oder von einem Angstanfall. Panikattacken können unterschiedliche Ursachen haben und aus diesem Grund ist es sehr schwierig, den genauen Auslöser für eine Panikattacke auszumachen. Sie kann aufgrund von biologischen oder psychologischen Faktoren auftreten, aber auch durch Belastungen bzw. Stress entstehen.
Du schreibst, dass Du eine Prädisposition für Angsterkrankungen erkannt hast. Es gibt Menschen, die mehr als andere dazu neigen, Panikattacken oder auch Depressionen zu entwickeln. Dies kann genetisch bedingt sein, aber auch durch unterschiedlichste Erlebnisse, z.B. aaus der Kindheit. Der Konsum von psychoaktiven Substanzen kann bei so veranlagten Menschen ein möglicher Auslöser für Angstzustände oder Panikattacken bis hin zu latent vorhandenen Psychosen sein.
Du schreibst, dass Du einen Bad Trip hattest. Das ist eine sehr intensive, negative Rauscherfahrung, die Dein Gehirn und Dein Körper erst einmal verarbeiten müssen. Wenn man solch eine unangenehme und psychisch belastende Erfahrung einmal gemacht hat, ist es danach generell wahrscheinlicher, dass die nächste und/oder übernächste Rauscherfahrung wieder unangenehm wird. Die Psyche holt dann das damals Erlebte wieder hervor und verknüpft es mit der aktuellen Rauscherfahrung. Das ist bei ängstlich oder zu Panikattacken veranlagten Menschen auch nochmal wahrscheinlicher.
Das bedeutet also, dass die Symptome eines Angstanfalls oder einer Panikattacke auch durch den Konsum von Substanzen ausgelöst werden können, bzw. kann das Auftreten einer Panikattacke durch Drogenkonsum begünstigt werden. Dies ist insbesondere bei Substanzen wie Cannabis, Halluzinogenen (wie Psilocybin, dem Wirkstoff in Trüffeln) und Ecstasy (MDMA) der Fall. Dabei treten Panikattacken bzw. angstähnliche Zustände nicht unbedingt erst während oder aufgrund eines Dauerkonsums auf. Sie können auch schon nach dem Erstkonsum auftreten.
Wie wir aus Deinem Bericht entnehmen können, gab es bei Dir sowohl mit als auch ohne Drogenkonsum Panikattacken. Viele Menschen machen die Erfahrung, dass diese Substanzen, Auswirkungen auf die Psyche haben, selbst wenn sie bisher keine Angsterfahrungen hatten. Du bist also auf jeden Fall nicht die erste oder einzige Person, die so etwas erlebt hat. Erfahrungsberichte zu dem Thema kannst du z.B. hier nachlesen: https://drugscouts.de/de/drfruehling/kategorien/Psyche Diese können Dir hoffentlich dabei helfen, Deine Erfahrungen besser einzuordnen und Dich damit nicht allein zu fühlen.
Zusammengefasst heißt das also, dass es sein kann, dass der Konsum der von Dir beschriebenen Substanzen den Prozess der Entstehung von Panikattacken bei Dir begünstigt oder verstärkt hat. Wir legen Dir ans Herz, Dich nicht unbedingt auf die genauen Auslöser zu fokussieren, sondern eher zu schauen, wie es jetzt weitergehen kann, damit Du wieder mehr Lebensqualität erfahren kannst.
Depression ist eine Krankheit, die mit viel Leid für den*die Betroffene*n verbunden ist. Das spüren wir auch ganz deutlich bei der Beschreibung Deiner Gefühlswelt. Auch wenn es Dir gerade unmöglich erscheint, gibt es aber Hoffnung. Depressionen sind behandelbar. Du lebst seit drei Jahren mit dieser Krankheit, was sicher unglaublich schwer ist. Uns zeigt das aber auch, dass Du immer noch Kraft und Mut hast, sonst hättest Du das nicht geschafft. Wir möchten Dich ermutigen, Dich weiter nach Hilfe umzuschauen.
Du hast schon einmal schlechte Erfahrungen mit einer Therapie gemacht hast. Wir bedauern, dass Dir diese spezifische Therapie nicht weiterhelfen konnte. Vielleicht war es einfach die falsche Therapieform für Dich oder Du bist bei der falschen Therapieperson gelandet. Tatsächlich ist es manchmal nicht einfach, die richtige Hilfe zu finden. Es gibt noch andere Formen der Therapie und Alternativen, wie die Deutsche Depressionshilfe (https://www.deutsche-depressionshilfe.de/start), die auch online Programme für Leute anbietet, die sich nicht in einer Therapie befinden.
Andere Möglichkeiten bzw. Anlaufpunkte für Dich können sein:
Der „Durchblick e.V.“ in Leipzig (https://www.durchblick-ev.de/) ist eine Selbsthilfe-Initiative von Betroffenen mit (schlechten) Psychatrieerfahrungen, die u.a. bei der Hilfe zur Selbsthilfe unterstützt.
Oder der Offene Dialog e.V. in Leipzig (https://offenerdialog-ev.de/), der u.a. Krisenbegleitung in verschiedenen psychosozialen oder emotionalen Krisen anbietet.
Ansonsten kannst Du Dich gern auch mal mit uns darüber unterhalten. Du erreichst uns auf dem Drogentelefon dienstags von 9:00 bis 15:00 Uhr und donnerstags von 13:00 bis 18:00 Uhr: 0341 - 211 22 10
Wir wünschen Dir Alles Gute für Deinen weiteren Lebensweg.
Dein Dr. Frühling Team
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.