Kann man auf Amphetamin hängenbleiben?

Hallo Dr-Frühling-Team

Ich würde gern wissen ob es möglich ist auf Amphetamin (speed) hängenzubleiben und wenn ja wie sich so etwas äusert und ob das dann irreversible ist. Ist hängenbleiben evt. auch nur ein anderes wort für eine Psychose?

Ich habe nämlich folgendes Problem: Ich (24 Jahre alt) habe vor ca. einem halbem Jahr nach einer längeren konsumpause bei nem Kollegen speed konsumiert und auch viel dazu gesoffen über die ganze nacht verteilt. ich hab das speed erst unterschäzt was die stärke angeht und in viel zu kurzen abständen immer wieder ne line gezogen bis ich morgens dann mal merkte wie krass drauf und besoffen ich eigentlich war. Aufjedenfall wurde es immer später bis ich um 07.00 morgens dann beschloss mich wieder etwas runterzubringen, da ich kein Graß rauche wollte ich also ein heises Bad zur entspannung nehmen. Als ich in der Badewanne war hab ich aber erstmal ne richtig krasse panikattacke bekommen sprich (Herzrasen. Kreislaufkollaps, kribbeln in den Händen und die angst ich bekomm jetzt nen Herzinfarkt und verrecke in dieser Badweanne) Da ich wusste das es eine Panikattacke war konnte ich mich dann mit sehr viel anstrengung wieder soweit beruhigen das ich aus dem Bad konnte und mich aufs sofa geschleppt habe um zu versuchen nun etwas zu pennen weil ich einfach fertig war und dachte nur noch (ich muss jetzt einfach erstmal schlafen) 

Jetzt kommen wir zum eigentlichen problem:

Als ich wieder aufwachte fühlte ich mich immer noch extrem scheise und einfach unwohl/komisch ich kann das nicht genauer definieren. ich binn also dann nachhause gefahren weil ich dachte ich brauch einfach etwas meine Ruhe und dann passt alles wieder. Um das ganze jetzt etwas zu verkürzen erzähl ich einfach die schnelle version. Es war danach nicht gut... ich hatte wochenlang einen leichten schleier vor den Augen, Augenliedzucken, Tinitus, komische magenschmerzen, wusste zb. beim arbeiten aufeinmal nichtmehr was ich hier mache konnte nicht ruhig bleiben, hatte 1000000 Gedanken im Kopf und hatte die befürchtung (Verrückt) zu werden, Ich bekahm krasse Augenringe und fühlte mich als ob ich seelisch zerfallen würde, Ich bekam Heulanfälle und hatte ständig Angst das ich eine Psychose hätte obwohl ich nie Halluzinationen in jeglicher Form hatte. Ich beschäftigte mich nur noch mit diesem zustand und las sachen im internet was dazu führte das ich mich noch mehr hineinsteigerte und alles noch krasser wurde. 

Als ich mir nach ca. 2 monaten Hilfe suchte konnte aufjedenfall ausgeschlossen werden das ich eine Psychose hatte oder hab. Das hat ich mich dann schonmal sehr beruhigt. All meine Symptome wurden sehr langsam besser aber ich binn auch heute noch nicht durch damit. Ich mache mir komische gedanken über alles mögliche und ich komm in richtig komische angstzustände wenn ich zb. einkaufen geh ect.. Mein Hausarzt hat mir erst SSRi verschrieben und meinte ich soll mich an einen Psychotherapeuten wenden. Ich habe aber die Antidepressiva nicht genommen weil ich kein Freund von Psychopharmaka binn. Die wochen vergingen also und ich durchlebte eine sehr sehr schwierige zeit in der es mir einfach immer noch sehr schlecht ging und ich einfach keine Hoffnung mehr hatte das es wieder besser wird. Ich habe dann schlieslich einen Psychotherapeuten gefunden mit dem ich sehr gut auskomme und nach den ersten 5 sitzungen habe ich mich jetzt dazu entschlossen eine Psychotherapie bei ihm anzufangen. Er hat mir eine Anpassungsstörung diagnostiziert und als verdachtsdiagnose eine Generalisierte Angsstörung. 

Ich hab mich jetzt also damit abgefunden das soetwas bei mir vorliegt und binn froh nun was dagegen machen zu können, das Problem das ich aber habe ist das mir dauernd sachen in den Kopf kommen wie (Scheise was ist wenn ich auf dem speed aber hängengeblieben binn und garkeine angsstörung ect.. habe, dann wird die Therapie auch nicht helfen) Wenn mir also nun jemand der sich wirklich auskennt sagen würde (Nein man kann nicht auf speed hängenbleiben) oder (Ja das kann man, das ist dann aber eine Psychose) dann würde es mir sehr sehr viel besser gehen und ich kann die Therapie ohne diesen nervigen hintergedanken anfangen und somit auch auf besserung hoffen.

Achso noch dazu (Ich habe früher zwischen 17 und 19 viele sachen konsumiert zb. mdma, speed, sehr viel graß, ketamin, und ganz selten lsd) zwischen 19 und 21 hab ich nichts genommen weil ich schoneinmal ne sehr schwere Phase (psychisch) hatte die sich aber wieder gelegt hatt. seit ich 22 binn hab ich nur noch getrunken und speed konsumiert (ca. alle 3 wochen an einem abend), alles andere hab ich nicht mehr genommen auch kein graß weil ich auf weed angefangen hab angstzustände zu bekommen mit zittern ect. 

Sry für den langen Text ich schreib zum ersten mal sowas und ich würde mich wirklich über eine Antwort freuen weil mir dieser scheis gedanke mit dem hängenbleiben immer wieder in den Sinn kommt und mich immer wieder in mein loch zieht gerade wenn ich mich mal ne zeit besser fühle und es aufwärts zu gehen scheint. LG ans Team


Dr.-Frühling-Team:

Hallo,

Du schreibst, dass Du nach einer längeren Konsumpause eine Nacht lang größere Mengen Speed und Alkohol konsumiert hast. Nach dem Aufwachen hast Du Dich sehr unwohl gefühlt, was sich auch die nächsten Wochen nicht gebessert hat. 

Du schreibst, dass Du einen Therapeuten gefunden und die therapeutischen Diagnosen für Dich akzeptiert hast und bist eigentlich froh nun daran arbeiten zu können. Dein Problem und Deine Frage ist jetzt, dass Dich der Gedanke an das „Hängenbleiben“ auf Speed nicht loslässt und Dir immer wieder in den Kopf kommt. In solchen Momenten zweifelst Du dann doch daran ob die Therapie der richtige Weg ist und wegen dieser Hintergedanken fällt es Dir im Moment noch schwer Dich vollständig auf die Therapie einzulassen.

Dazu möchten wir als erstes klarstellen, dass wir keine Therapeut*innen, Ärzte/Ärztinnen oder Expert*innen für psychische Erkrankungen sind . Mit Deinem Therapeuten hättest Du was das angeht ja prinzipiell einen Experten zur Hand, mit dem Du Dich austauschen könntest.

Zunächst einmal ist "hängenbleiben" kein klar definierter medizinischer Begriff. Das, was allgemein als Hängenbleiben bezeichnet wird, wird jedoch eher mit den Symptomen einer Psychose als einer Angststörung in Verbindung gebracht. Allgemein werden unter dem Begriff "Psychose" psychische Störungen zusammengefasst, bei denen es zu einem vorübergehenden Realitätsverlust kommen kann. All dies wird oftmals von starkem Angstempfinden begleitet. Man unterscheidet in primäre Psychosen (genetisch veranlagte) und sekundäre Psychosen (als Folge organischer Erkrankungen oder Substanzkonsums).

Es ist nicht ganz klar, was Deine konkrete Befürchtung ist. Eine Psychose würde grob bedeuten, dass Dein Konsum in Kombination mit Deiner Psyche eventuell dazu geführt haben könnte, dass Du Dich nun so fühlst wie Du Dich fühlst. Es hört sich so an als würde das für Dich die Begrifflichkeit für "hängenbleiben" darstellen, wobei Du eher die Angst hast, dass die Amphetamine quasi irreperablen Schaden angerichtet haben könnten oder Du nicht mehr "runter" kommst. Allerdings ist hier ganz wichtig zu betonen, dass kein Zustand einer belasteten, instabilen Psyche je unveränderbar ist, und Du endgültig verrückt sein wirst - ganz gleich mit welchen Substanzen Du Deine Psyche überfordert hast.

Eigentlich ist hierfür also nur ausschlaggebend, wie Du mit Deinen Beobachtungen in Zukunft umgehst. Im Grunde ist die von Dir hinzugezogene Variante der Psychotherapie als Unterstützung und Klärung Deiner Fragen und Unklarheiten die beste Voraussetzung dafür, dass Du die Chance hast Dich und Deine Empfindungen sehr bald viel besser verstehen zu können. Vielleicht hilft es Dir auch, Dich zu fragen, ob du unbedingt ein Wort benötigst, dass Deinen Zustand beschreibt. Es ist natürlich, dass Du wissen möchtest, was mit Dir los ist. Allerdings ist es für das, was sich in Zukunft ändern soll, nicht von großer Bedeutung, wie dieser Zustand gekommen ist. Wichtig ist, dass Du Dir über die Konsequenzen von jeglicher Art von Substanzkonsum im Klaren bist und somit vielleicht in Zukunft, vor allem auch mit Mischkonsum achtsamer umgehst.

Es hört sich für uns so an, als hätte sich Dank Deiner eingeleiteten Schritte innerhalb kurzer Zeit schon verhältnismäßig viel getan. Vielleicht kannst Du zusätzlich versuchen, Dich nicht zu sehr auf die Angst, die Du spürst, zu fokussieren. Dadurch kann ansonsten ein Zustand der "Angst vor der Angst" eintreten, der Dich in eine Schleife bringen kann. Versuch stattdessen, Dich auf die bisher stattgefundene Verbesserung Deines Gefühls zu konzentrieren und mach Dir eventuell ein paar Gedanken dazu, was Dir gut tut und was eher negative Auswirkungen hat, und vermeide dies. Tendenziell ist es außerdem sehr wichtig, eine offene Beziehung zu dem Therapeuten zu haben. Hier würden wir Dir raten, nach Deinem persönlichen Gefühl zu entscheiden, inwieweit Du ihn/sie in die uns hier aufgeführte Thematik involvieren möchtest. Sei Dir bewusst, dass dies sowohl Positives als auch Negatives mit sich bringen kann. Das Zugeben von Konsum kann durchaus auch Stigmatisierung oder den Therapieabbruch zur Folge haben, besonders wenn man zugibt aktuell noch zu konsumieren.

In letzter Zeit wurde von Konsument*innen häufiger von vergleichbaren Erfahrungen im Anschluss an den Konsum berichtet. Dies liegt daran, dass derzeit ungewöhnlich stark dosierte Pillen im Umlauf sind, die selbst für regelmäßige Konsument*innen unerwartete Folgen haben können. Vielleicht zeigt Dir das, dass Du kein Einzelfall und besonders anfällig bist, sondern in der Regel multiple Faktoren eine Rolle bei den Folgen spielen.

Weiterführende Links zum Thema:
https://drugscouts.de/de/drfruehling/psychoserisiko-durch-speed
https://www.seelischegesundheit.net/themen/psychische-erkrankungen/erkra...
http://www.psychotiker.de/psychose.html
 

Viele Grüße
Dein Dr.-Frühling-Team


Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.