Krampfanfall bei Langzeitspeedkonsum von Speed - Teil 1


Hallo dr frühling,

ich habe eine frage unzwar konsumiere ich seit ungefähr 3 jahren speed.es ist nie was passiert doch die letzten 2 male waren merkwürdig ich habe mir ganz normal mein zeug geholt 1g speed weggezogen saß abends auf der couch alles wie immer doch von wirklich 1 SEKUNDE auf die andere verkrampft mein ganzer körper meine hände und füße ziehen sich zusammen( pfötchenstellung) und ich kann keinen millimeter meineß körpers bewegen ich reiß den mund soweit auf wie ich kann und hole luft mein herz schlägt WAHNSINNIG schnell dieser zustand dauert villeicht 10-15 sekunden an dann schlagartig hört es auf ..alles lockert und entkrampft sich und ist wieder gut!!!was war das??war es ein krampfender hyperventilationsanfall (also eigentlich nichts bedrohliches)weil ich einfach die ganze zeit falsch geatmet habe und es nicht gemerkt habe?oder ist mein herz durch den langzeit konsum einfach so geschwächt das ich hätte drauf gehen können??was mich so wundert ist das es keine vorherigen anzeichen gab das ich schlecht luft bekomme oder sonstiges es war wirklich von 1 SEKINDE aufcdie andere ganz plötzlich aufeinmal einfach so booooom!!!wüsste echt gern was da mit mir passiert ist bitte um eine antwort dankeeeee!!!!!

 

Dr. Frühling:

Hallo,

vorab: wir sind keine Mediziner_innen, auch wenn das der Name des Teams eventuell suggeriert. Wir wissen auch nicht, wie viel Zeit zwischen dem Konsum und der von Dir beschriebenen Situation lag.

Speedkonsum kann psychomotorische Krampfanfälle auslösen, die sich allerdings anders als der von Dir beschriebene Krampfanfall äußern. Folgende Symptome treten typischerweise auf: eingeschränkte Wahrnehmung; ziellose, schwer oder nicht kontrollierbare automatisierte Bewegungen oder Handlungen (Kauen, Zupfen, Kratzen, Klopfen, Aufstehen/Hinsetzen, Kopfwackeln o. ä.).
Die Reihenfolge der Symptome, die Du beschreibst, ist: Krampf mit kurzanhaltender Lähmung der Motorik, Herzrasen, Luftholen. Dies und die Kürze des Anfalls deuten auf einen Gelegenheitsanfall hin. Also ein "Krampf oder Krampfanfall, der anlässlich einer vorübergehenden Erkrankung des Gehirns bzw. Störung der Gehirnfunktion auftritt und mit der Heilung der Erkrankung wieder verschwindet. Auslösende Ursachen: Vergiftungen (Alkohol, Medikamente, Drogen)." (Quelle) Speedkonsum kann einmaligen Krampfanfall hervorrufen oder auch eine latente (= versteckte) Epilepsie "aktivieren". Gelegenheitsanfälle können außerdem durch z.B. Blutzuckerabfall, Vergiftungen oder Sauerstoffmangel auftreten. Für einen Krampfanfall dieser Art ist es "normal", dass er von einer Sekunde auf die nächste eintritt, es gibt nicht immer vorher Anzeichen dafür, dass ein Krampfanfall droht. "Unerfahrene" würden diese auch nicht unbedingt erkennen.

Angenommen der Krampfanfall wurde durch das Speed ausgelöst, dann könnte es an der Wirkung des Speeds selbst, den Nebenwirkungen, an enthaltenen Streckstoffen oder Synthesenebenprodukten gelegen haben.
Speed versetzt Dich in einen intensiven Wachzustand (fight or flight), der den Körper enorm zehrt.
Mögliche Nebenwirkungen von Speed sind Muskelkrämpfe, Herzrasen, Überreizung, aber auch depressive Verstimmungen, Angst, paranoide Gefühlszustände, Unruhe oder Nervosität - diese gehen mit Deinen Beschreibungen und Deinem Diagnosevorschlag einer "krampfenden Hyperventilation" einher. Hättest Du hyperventiliert, d.h. eine Panikattacke gehabt, dann hätte sie wahrscheinlich länger angedauert (einige Minuten bis zu einer halben Stunde).
Die Reihenfolge der Symptome, die Du beschreibst, ist: Krampf mit kurzanhaltender Lähmung der Motorik, Herzrasen, Luftholen.
Bei einer Hyperventilation ist es umgekehrt. Die Atmung wird flach, der Eindruck entsteht, keine Luft mehr bekommen zu können, die Brust wird eng, das Herz rast und man bekommt Angst.
Der Körper krampft wegen der Angst und der schlechten Sauerstoffzufuhr. Das Herzrasen und schnelle Atmen (hyperventilare) sollen für den Sauerstoffausgleich sorgen. So eine Attacke dauert meistens aber länger als 10-15s.
/de/lexikon/speedpep

Hier noch eine Antwort zu einer ähnlichen Frage:
/de/drfruehling/drogen-und-epilepsie

Weiter oben haben wir schon einmal eventuell enthaltene Streckstoffe oder Synthesenebenprodukte angesprochen. Der Wirkstoffgehalt bei den vom Schweizer Projekt saferparty.ch im ersten Halbjahr 2014 analysierten Speedproben betrug im Durchschnitt 39,7%. 66% aller Proben enthielten mindestens eine weitere psychoaktiv Substanz, am häufigsten Koffein. "Alarmierend war 2014 der zunehmende Anteil an analysierten Synthesenebenprodukten. Nebst DPIA handelt es sich dabei um Phenyl-aceton, 4-Me-5-phepyrimidin, Atomoxetin und um zahlreiche weitere Stoffe. Diese Nebenprodukte sind Verunreinigungen, die sich vermutlich aus einer unsachgemässen Synthese von Amphetamin ergeben. Diese Synthesenebenprodukte sind oft toxisch, erhöhen das
Konsumrisiko und sind vor allem in hohen Dosen zusätzlich gesundheitsschädigend" (Quelle: https://www.saferparty.ch/tl_files/images/download/file/aktuelles%202014/Amphetamin_Streckmittel_1.JH2014.pdf). Es ist also möglich, dass in Deinem Speed zusätzlich andere Substanzen oder Synthesenebenprodukte enthalten waren, die eine Reaktion hervorgerufen oder dazu beigetragen haben.

Ob Dein Herz durch den Speedkonsum so geschwächt ist, dass Du hättest sterben können, können wir Dir nicht sagen. Ein Krampfanfall ist aber immer ein ernstzunehmendes Vorkommnis. Wir empfehlen Dir daher einen Arzt/eine Ärztin aufzusuchen, den Vorfall zu schildern und Dich durchchecken zu lassen. Bis dahin raten wir Dir vom Speedkonsum ab.

Alles Gute,
Dein Dr. -Frühling-Team

Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.