Rauschverhaltensveränderung Ecstasy/Gras

Hallo, Seit circa 1 Jahr rauche ich regelmäßig Gras mit meinem Freund zusammen. Vor circa 3 Monaten haben wir dann am Wochenende Ecstasy genommen. Für mich war es das erste mal, er hat Ecstasy schon öfter Konsumiert. Nun Ja, kurz nachdem ich den Wirkungseintritt der Pille gemerkt habe, setzte ich mich auf und hatte das Gefühl hängen zu bleiben oder so etwas. Ich fragte meinen Freund mehrmals wo wir sind und was wir hier machen, wer ich bin, usw.. (vielleicht ist dabei noch wichtig zu erwähnen das ich zuerst eine halbe Pille nahm, darauf nichts verspürte und circa 1 Stunde später die zweite Hälfte nahm. Das Setting war gut und ich hatte auch gute Stimmung und habe mich länger darauf gefreut und mich darauf vorbereitet) .. Nun ja, als mein Freund mich relativ beruhigt hatte ging es mir recht gut und der Rest des Abends war schön. Seitdem habe ich immer wenn ich rauche das Gefühl mich selbst versichern zu müssen das ich weiß wer ich bin usw .. selbst wenn ich nur einpaar mal am Joint ziehe, muss ich mich bei alles was ich tue daran erinnern wer ich bin, was ich tue, warum, was ich davor getan habe. Manchmal geht das sogar soweit das ich mir Einrede nicht mehr runter zu kommen. Total bescheuert eigentlich denn ich rauche nicht viel und auch nicht mehr sehr oft. Eine Zeit lang habe ich mich selbst während des "Trips" sogar eingeredet wie schlecht ich bin, mich selbst schlecht geredet. Liebes Dr Frühling-Team, Könnt ihr mir erklären warum mein Rauschverhalten sich so verändert hat und ob es einen Zusammenhang gibt zu meinem Ecstasy Trips? Und könnt ihr mir erklären warum ich auf meinem Ecstasy Trip kurz so komisch war?


Dr.-Frühling-Team:

Hallo,

vielen Dank für Deine Anfrage.

Du möchtest gern wissen, warum sich Dein Rauschverhalten verändert hat und ob es einen Zusammenhang gibt zwischen Deinen Ecstasy-Trips und Deinen unangenehmen Rauscherlebnissen mit Cannabis, die du seit dem Erstkonsum von Ecstasy erlebst. Außerdem fragst Du Dich, warum Dein erster Trip auf Ecstasy so komisch für Dich war.

Aus Deiner Anfrage ist nicht genau heraus zu lesen, ob Du während Deines Ecstasy-Trips oder unmittelbar davor bzw. danach Cannabis konsumiert hast. Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass Mischkonsum, also die Kombination zweier oder mehrerer Substanzen, immer riskanter ist als der reine Monokonsum einer Substanz. Die Wirkung, die eine Kombination von zwei oder mehr Substanzen auslöst, ist schwer einzuschätzen und die Risiken und gegenseitigen Wechselwirkungen sind schwer abschätzbar. Grundsätzlich kann man sagen, dass es sowohl für Deinen Körper als auch für Deine Psyche eine noch höhere Belastung ist als beim Monokonsum. Einzelne Substanzwirkungen können durch den Mischkonsum, so auch bei Cannabis und MDMA/Ecstasy, verstärkt oder geschwächt werden. Außerdem ist es möglich, dass Wechselwirkungen zeitverzögert auftreten, da die Wirkungen der Substanzen zu verschiedenen Zeiten eintreten und unterschiedlich lange anhalten können. Also kann es gut sein, dass es zu einer gegenseitigen Wirkverstärkung kommt und Deine Gedächtnisleistung stark eingeschränkt ist, wenn Du beispielsweise während des Konsums von Ecstasy oder auch eine ganze Weile danach Cannabis konsumierst. Anders herum ist es genau so gut möglich, dass sich die Wirkung von MDMA durch's Kiffen verstärkt.

Das, was Du erlebt hast, tritt bei vielen, besonders bei unerfahrenen Konsument_innen auf und kann auch Wochen bis Monate nachwirken. Besonders unangenehme Bewusstseinszustände während eines Trips können bewirken, dass sie später immer mal wieder hochkommen können ("Flashbacks") oder man sich immer mal wieder so fühlt wie zu dem Zeitpunkt, als es das erste Mal so schlimm war. Genau solche Bewusstseinszustände können dann aber dazu führen, dass sich verborgene Ängste im Bewusstsein festsetzen und nicht so einfach wieder verschwinden und Du deshalb immer wieder oder oft unangenehme Erfahrungen machst, panisch wirst oder starke Selbstzweifel bekommst. Wenn man sich darüber sehr viele Sorgen macht, können diese Ängste auch verstärkt oder erneut heraufbeschworen werden, das nennt man auch "Angst vor der Angst". Das könnte der Grund sein, warum Du auch Monate später noch davon beeinflusst wirst.

Du beschreibst auch, dass Du bei Deinem ersten Ecstasykonsum keine Wirkung verspürt hast, nachdem Du eine halbe Ecstasypille genommen hast, weshalb Du nach einer Stunde noch eine halbe eingeworfen hast. Es ist gut, dass Du gewartet hast, bis Du nachgelegt hast, jedoch war eine Stunde vielleicht nicht lang genug. Da es das erstes Mal war, dass Du Ecstasy konsumiert hast, kann es sein, dass die Dosis eventuell zu hoch war und Du deshalb Panikattacken bekommen hast oder Deine Orientierungsfähigkeit ("Wer bin ich? Wo bin ich?") eingeschränkt war. Die Wirkung von MDMA, also des Wirkstoffs in Ecstasypillen, ist häufig von den Gewöhnungseffekten und der Konsumhäufigkeit abhängig. Deshalb ist es möglich, dass Du den Trip besonders "heftig" erlebt hast. Besonders bei einer Überdosierung können Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen, Angstzustände, Halluzinationen oder Paranoia auftreten. Des Weiteren ist der Wirkstoffgehalt von MDMA in Ecstasypillen unterschiedlich hoch, weshalb man meist nicht genau einschätzen kann, wie hoch dosiert die Pillen sind. Außerdem enthalten Ecstasypillen meist Streckstoffe und manchmal andere psychoaktive Substanzen (z.B. 2C-B, m-CPP u.a.), welche Einfluss auf Deine Wahrnehmung und/oder Dein Denken haben können. Um Dich besser vorzubereiten, kannst du Dich vor dem Konsum im Internet über mögliche Pillenwarnungen informieren. Hier findest Du die aktuellen Pillenwarnungen. (Natürlich können wir nicht dafür garantieren, dass in der Datenbank alle hoch dosierten Pillen zu finden sind. Außerdem können diese Warnungen nur Anhaltspunkte für möglicherweise riskante Pillen sein, denn es ist natürlich nicht garantiert, dass es sich um Pillen gleicher Herstellung und/oder Dosierung handelt, nur weil sie gleich aussehen.)

Die Wirkung von Ecstasy ist natürlich nicht nur abhängig von diesen Faktoren, sondern auch von Deinem Set, also Deinen eigenen psychischen und körperlichen Voraussetzungen und dem Setting, also dem Umfeld in dem Du Dich während des Rausches befindest. Du schreibst, dass Dein Setting sehr gut war und Du Dich wohlgefühlt hast. Du beschreibst auch, dass Du Dich auf Deinen ersten Trip schon länger vorbereitet und gefreut hast. Vielleicht hattest Du dadurch eine sehr hohe Erwartungshaltung. Manchmal kann es dann passieren, dass man mit zu vielen Erwartungen heran geht und die Wirkung deshalb nicht so ist, wie man sie sich erhofft hat. Andere User_innen berichten auch von Panikattacken oder Angstzuständen. Vielleicht hattest Du vor Deinem ersten Konsum auch etwas Angst oder warst sehr aufgeregt. Dann kann es passieren, dass sich das auf Deinen Rausch auswirkt, denn MDMA verstärkt Deine Grundstimmung und Deine Gefühle und wenn diese im Moment des Konsums z.B. eher ängstlich oder aufgeregt sind, kann es sein, dass sich das negativ auf die Wirkung auswirkt.

Solltest Du immer wieder feststellen, dass es Dir nach dem Konsum von Cannabis nicht gut geht, Du Dir viele Gedanken machst, große Erinnerungslücken hast und/oder Du dich generell psychisch nicht gut fühlst, empfehlen wir Dir vielleicht erst einmal eine Pause zu machen, denn es scheint Dich momentan mehr zu belasten, als dass es ein Genuss oder Entspannung ist. Es ist wichtig zu wissen, dass durch unangenehme, psychisch belastende Rauscherfahrungen mit Cannabis bei dazu veranlagten Personen latente (verborgen vorhandene) Angsterkrankungen bis hin zu Psychosen ausgelöst werden können.

Zum Thema "Angstzustände nach einer unangenehmen Konsumerfahrung" haben wir übrigens schon einige Fragen beantwortet und Tipps gegeben. Unsere Antworten zu diesem Thema kannst Du in der Dr.-Frühling-Rubrik "Psyche" nachlesen.


Alles Gute wünscht


Dein Dr. Frühling-Team

 


Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.