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Amphetamine und Schilddrüsenunterfunktion / MDMA und Depressionen

Amphetamine und Schilddrüsenunterfunktion / MDMA und Depressionen

Liebes Doktor Frühling-Team,


zu der Schilddrüse hab ich bei den Antworten bisher nur Infos zum Thema Überfunktion bekommen. Aber wie sieht es mit dem regelmäßigen Konsum von Partydrogen (Speed, Ecstasy, Koks, LSD) und einer Schilddrüsenunterfunktion aus?
Speed macht ja bekanntlich munter, was für viele SD-Unterfunktionierenden sehr angenehm ist, inwiefern ist dann eig der Stoffwechsel betroffen? Wird er dadurch auch angeregt? 
Wirken Drogen länger, weil der Stoffwechsel angeregt ist? Dauert es länger bis sie wirken dadurch?
Inwiefern, verschlechtert der regelmäßige Speed-Konsum den Zustand?
Können Depressionen durch MDMA verbessert oder noch mehr begünstigt werden?

Vielen lieben Dank schon mal vorab, ich schätze eure Arbeit auch sehr.
 

Dr.-Frühling-Team:

Hallo,

als Erstes willst Du wissen, wie sich der regelmäßige Konsum von verschiedenen Substanzen mit einer Schilddrüsenunterfunktion verträgt.

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion stellt der Körper zu wenig Thyroxin (körpereigenes Hormon der Schilddrüse) her. Dadurch kann es zu Symptomen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsstörungen kommen.

Generell lässt sich sagen, dass man mit einer Schilddrüsenunterfunktion weitestgehend auf Amphetamine verzichten sollte, da diese Stoffe evtl. Unverträglichkeitsreaktionen mit eingenommenen Medikamenten hervorrufen können. Amphetamine greifen unter Umständen auch stark in Deinen Stoffwechsel ein und können sich auf Deinen Hormonhaushalt auswirken.

Zuerst wäre zu klären, ob Du Hormone zur Behandlung Deiner Schilddrüsenunterfunktion einnimmst. Ein solches Medikament wäre zum Beispiel L-Thyroxin. Zusammen mit einem anderen Schilddrüsenhormon (Trijodththyronin) ist es am Stoffwechsel des Körpers beteiligt. Um die typischen Symptome zu vermeiden, wird dem Körper L-Thyroxin zugeführt. Das Hormon ist nach 20-30 Minuten vollständig vom Körper aufgenommen, und der Stoffwechsel läuft dann „normal“ (wie bei einem gesunden Menschen).
Durch einen beschleunigten Stoffwechsel (z.B. nach Amphetamin oder MDMA-Konsum) werden eingenommene Medikamente evtl. schneller ausgeschieden.
Der Abbau von Substanzen geschieht hauptsächlich über Enzyme in der Leber und über die Nieren. Wenn nun zwei Substanzen gleichzeitig verstoffwechselt werden, können sie um ein bestimmtes Enzym konkurrieren. Dies kann verschiedenartige Folgen haben. Der Blutspiegel des weniger "erfolgreichen" Enzyms kann daraufhin leicht ansteigen. Es kann auch sein, dass einer der Wirkstoffe die Neubildung von Enzymen in der Leber anregt, dadurch würden alle Wirkstoffe schneller abgebaut werden („Enzym-Induktion“). Außerdem könnte eine Substanz ein Enzym blockieren, wodurch der Abbau von Wirkstoffen über dieses Enzym verhindert und der Blutspiegel dieser Wirkstoffe dramatisch ansteigen würde.
Da Pharmafirmen bis heute allerdings so gut wie nichts über Wechselwirkungen zwischen illegalisierten Substanzen und Medikamenten veröffentlichen, kann man über viele Eventualitäten leider keine Aussagen treffen. Bekannt ist uns bisher nicht, dass Schilddrüsenmedikamente mit illegalisierten psychoaktiven Substanzen wechselwirken würden. Ausschließen können wir dies jedoch nicht. Es ist jedoch durchaus wahrscheinlich, dass während der Wirkung von Stimulanzien (Amphetamin, MDMA, Methamphetamin etc.) die Wirkstoffe eingenommener Schilddrüsenmedikamente schneller ausgeschieden werden und damit ihre Wirkung teilweise einbüßen.
Wenn Du trotzdem konsumieren solltest, dann dosiere erst einmal vorsichtig.

Zum Thema Langzeitfolgen von Speed:
Bei häufigem Gebrauch über einen längeren Zeitraum kommt es zu einer Toleranzbildung (das heißt, Du benötigst eine höhere Dosis um die gleiche Wirkung zu erzielen). Außerdem ist die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit möglich. Auch eine Schwächung des Körperabwehrsystems und dadurch eine höhere Anfälligkeit für Infekte und Infektionen sind wahrscheinlich, vor allem wegen des damit einhergehenden hohen Nährstoffverbrauchs und der häufigen Phasen von starkem körperlichem und psychischem Stress. Eine Blutdruckerhöhung durch die starke Belastung des Herzmuskels, ständige Unruhe, Schlaf- und Kreislaufstörungen, Depressionen, Angstzustände, Paranoia oder Gewichtsverlust können weitere Langzeitnebenwirkungen sein. Je kürzer die Erholungspausen zwischen den Konsumphasen, je höher die jeweils konsumierten Dosen und je stärker und länger dadurch Herz-Kreislauf, Immunsystem und Psyche belastet werden, desto wahrscheinlicher wird das Auftreten dieser Langzeitfolgen und desto stärker fallen sie aus.

Zu den direkten Risiken beim Konsum von LSD im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenunterfunktion ist uns leider nichts bekannt. Da die Wirkung von LSD psychisch jedoch sehr fordernd ist, wird der Kreislauf in der Regel dadurch angeregt bzw. belastet. Man ist aufgeregter, da psychisch eine ganze Menge passiert. Die daraus resultierende Kreislauferregung kann während des Trips und/oder beim Runterkommen u.U. auch die Begleitsymptome und/oder eventuellen Folgeerscheinungen der Schilddrüsenunterfunktion verstärken. 

Zu Deiner Frage, ob Depressionen durch MDMA verbessert oder noch mehr begünstigt werden können:
MDMA bewirkt im Körper eine erhöhte Ausschüttung der körpereigenen Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Außerdem hemmt es die Serotonin-Aufnahme, das heißt Serotonin wird langsamer wieder abgebaut. So kommt es zu einem hohen Serotoninspiegel.

Bei einer Depression kommt es zu einem Mangel dieses Botenstoffes. 
Zur Behandlung von Depression können selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI = Selective Serotonin Reuptake Inhibitor) verabreicht werden. Diese führen dazu, dass das Serotonin, welches im Gehirn ausgeschüttet wird, über einen längeren Zeitraum wirken kann. So lässt sich der Serotoninmangel ausgleichen und der Serotoninspiegel im Gehirn wird erhöht.

Die Meinungen zu MDMA in der Psychotherapie gehen auseinander. Es gibt jedoch Untersuchungen, die nahelegen, dass der Einsatz von MDMA zu einer engeren Bindung zwischen Therapeut_in und Klient_in führen kann. Dadurch kommen die Klient_innen in einen positiven emotional-mentalen Zustand. MDMA kann den Klient_innen ein Gefühl von Sicherheit geben, durch welches es ihnen leichter fällt bestimmte Erlebnisse zu verarbeiten oder offener über Probleme und Ängste zu reden. Die Behandlung findet hierbei allerdings unter ärztlicher Aufsicht statt und nicht als Selbstmedikation. Das heißt, dass der/die behandelnde Arzt / Ärztin oder Psychotherapeut_in sowohl die Dosierung als auch die Konsumhäufigkeit festlegt. Ziel der Behandlung ist es also nicht, die Depression mithilfe von MDMA zu heilen, sondern Selbstreflexionsprozesse in Gang zu setzen, die die Ursachen der psychischen Erkrankung zugänglicher machen, um sie ins Bewusstsein zu holen. Vereinfacht gesagt kann von einer Starthilfe gesprochen werden, um offen Probleme und Ängste zu thematisieren und diese im Anschluss therapeutisch behandeln zu können. Die Nutzung von MDMA in einem therapeutischen Setting für derartige Zwecke ist allerdings nur in anderen Ländern üblich (bspw. USA & Russland), in der BRD ist sie nach wie vor verboten. MDMA ist in der BRD durch seine Einstufung als "nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel" im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) eine illegale Substanz.

Eine Selbsttherapie mit MDMA ist jedenfalls bedenklich. Die Frage, die sich hier stellt, ist, inwiefern Personen ohne therapeutischen Beistand die notwendigen Kompetenzen aufbringen, um dieselben Erkenntnisse wie bei einer Therapiesitzung zu gewinnen. Dies liegt unter anderem an den gezielten und strukturierten Fragen, welche die Therapeut_innen in Gesprächssitzungen stellen und die Patient_innen somit gedanklich in die richtige Bahn lenken können. Bei einer Selbstmedikation besteht das Risiko, dass das Glücksgefühl während des Rausches als Wert an sich wahrgenommen wird. Menschen, die unter Depressionen leiden, weisen womöglich eine hohe Bindung/Anziehung zu dem durch das MDMA hervorgerufene Glücksgefühl auf, welches sie in ihrem sonstigen Leben eventuell vermissen. Es kommt also zu einer Verkehrung der eigentlichen therapeutischen Funktion von MDMA. Hier besteht das Risiko eine Abhängigkeit zu entwickeln in dem Sinne, dass immer wieder nach dem Glücksgefühl gesucht wird und deshalb MDMA genommen wird. Führt dieses Verhalten vielleicht kurzzeitig zur subjektiv erlebten Besserung, wird sich der Effekt nach einiger Zeit umkehren und sich die Depressionen durch das Leeren der Serotoninspeicher verstärken. Nicht zu unterschätzen ist der Konditionierungseffekt, den der Konsum von MDMA auf den Serotoninhaushalt ausübt. Im schlimmsten Fall verlernt der Körper selbstständig Serotonin zu produzieren und Glück wird nur noch in Momenten unter MDMA-Einfluss erlebt. 
Außerdem ist man im MDMA-Rausch nicht immer automatisch in einem "Glücksmodus". Man kann auch in einen eher sinnierenden bis traurigen "Grübelmodus" kommen, in dem man sich über das Leben und die eigenen Probleme noch mehr Sorgen machen kann als sonst, bzw. all dies viel intensiver wahrnimmt und sich dort hineinfallen lassen kann. Geschieht dies ohne therapeutische Begleitung und ohne anschließende Aufarbeitung, kann dies auch Konsequenzen für die Zeit danach haben, dass man kurz gesagt "hinterher unglücklicher ist als vorher". Derartige Erlebnisse mit diesen Nachwirkungen kann jede_r MDMA Konsument_in mal erleben. Menschen mit depressiver Symptomatik dürften dafür wahrscheinlich anfälliger sein.

Der Gebrauch von MDMA im Partysetting trotz diagnostizierter Depression und verabreichter Antidepressiva kann schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Beispielsweise kann es zu dem Serotonin-Syndrom kommen, welches nach einer Überdosis MDMA und somit einem extrem erhöhten Ausschuss von Serotonin entstehen kann (siehe: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-352012/lebensbedrohlicher-ueberschuss/) Besonders wahrscheinlich ist dies, wenn die Antidepressiva zum Typ der MAO-Hemmer gehören. Aber auch generell sind die Nachwirkungen von Ecstasy bei gleichzeitigem Vorliegen einer Depression – gerade bei häufigem Konsum – nicht zu unterschätzen, denn in der Regel fällt der nach Abklingen der MDMA-Wirkung auftretende "Ecstasykater" bei depressiv veranlagten Menschen (auf Grund des ohnehin gesenkten Serotoninlevels) noch stärker und länger aus.
Solltest Du wegen der Depressionen bereits in einer therapeutischer Behandlung sein, so scheu Dich nicht, Deinen Therapeuten / Deine Therapeutin oder Deinen Arzt / Deine Ärztin nach Deinem Anliegen zu fragen. Gerade zu der Frage, welche hormonellen Wechselwirkungen zwischen der Einnahme von Antidepressiva und MDMA bestehen, können wir als Nichtmediziner_innen keine sicheren Antworten liefern. Erst recht nicht, wenn wir Dich als Person nicht kennen. Therapeut_innen und Ärzte/Ärztinnen haben Schweigepflicht, auch in Bezug auf den Drogenkonsum ihrer Klient_innen/Patient_innen, mehr Infos dazu hier: /de/lexikon/%C3%A4rztliche-schweigepflicht. -
Eventuell resultieren Depressionen und eventuelle Müdigkeit auch aus einem zu geringen Spiegel an T3/T4 (die Schilddrüsenhormone). Geh doch mal zu einem Endokrinologen und lass Deine Unterfunktion  ordentlich untersuchen, falls Du das noch nicht gemacht hast. Viele "Schilddrüsenpatient_innen" werden zu schnell und zu unbedacht auf Medikamente oder eine bestimmte Dosis eingestellt.

Nun zu Deiner letzten Frage bezüglich Auswirkungen von Speedkonsum auf Deinen Stoffwechsel und einer verlängerten Wirkdauer auf Grund eines angeregten Stoffwechsels:

Speed wirkt natürlich ebenfalls anregend auf den Stoffwechsel. Das Problem ist nur, dass das zentrale Nervensystem dem Hypothalamus Signale gibt, diverse Hormone abzugeben. Dazu gehören die Sexualhormone als auch TSH, welches die Schilddrüse dazu veranlässt die sogenannten Schilddrüsenhormone zu produzieren. Wir können Dir hierzu keine 100-prozentige Versicherung geben, aber es könnte durchaus sein, dass Du durch Speedkonsum allgemein, aber besonders durch häufigen Speedkonsum Deinen Spiegel an natürlichen Schilddrüsenhormen noch weiter verringerst.


Liebe Grüße
Dein Dr.-Frühling-Team


Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Unbefugter Besitz, Erwerb und Handel sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen
 

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