Auf Cannabis hängen geblieben?
Auf Cannabis hängen geblieben?
Hello Dr. Frühling!
Also! Ich habe vor ungefähr einen Monat Zusammen mit Freunden einen Joint geraucht (Blunt). Während dessen habe ich zusätzlich noch 2 Bier gekippt. Im Anschluss noch erneut an einem Joint gezogen.
Es war ungefähr mein 4. Cannabiskonsum mit Wirkung, also einer meiner ersten Male. Danach bin ich bei meinem Freund Zuhause ins Bett gegangen und bin am Nächsten Morgen aufgestanden, ohne direkt etwas zu merken. Als ich dann wieder zuhause war ist mir aufgefallen, dass ich noch Wirkung spüre.
Ich hatte zuerst viele Ängste und bedenken. Am Ersten Tag war es noch extrem. Das Gefühl hat dann die Tage aber abgenommen. Ich fühlte mich noch in einem Rauschzustand, war eher passiv als aktiv, sah teilweise verschwommen und wahr auch teils unkonzentriert. Das Gefühl hat im Gegensatz zum ersten Tag stark abgenommen aber etwas fühlte sich noch immer komisch an. Und so vergingen die Tage.
Ich hatte 2 Schulwochen, die Ich normal gelebt hatte, obwohl es sich immer noch komisch anfühlte.
Nun habe ich vor ungefähr 5 Tagen (aus purer Dummheit) zwei Züge von einem Joint wieder mitgeraucht. Und wieder das gleiche :/
Jetzt fühlt sich immer noch alles komisch an. Ich habe jetzt nun von einer Person gelesen, die das jetzt schon seit 5 Jahren hat. Wiederrum habe ich von Artikeln gelesen, dass das nur mehrere Tage MAXIMAL einen Monat anhält.
Ich habe wieder Ängste und bedenken: Geht das weg? / Ist das behandelbar? Was genau passiert mit mir? Sollte ich zum Arzt/Psychater gehen oder behandeln lassen?
Dr.-Frühling-Team:
Hallo,
Danke für Deine Anfrage. Du möchtest von uns wissen, ob und wie sich Dein Zustand wieder normalisiert und/oder Du einen / eine Ärzt*in aufsuchen solltest, nachdem Du mit Deinen Freunden Joints geraucht hast und Dich mehrere Wochen danach immer noch komisch fühlst bzw. Nachwirkungen des Rausches spürst. Zunächst ein paar allgemeine Hinweise zur Wirkungsweise von Cannabis, die Du aber auch nochmal hier auf unserer Internetseite nachlesen kannst:
http://drugscouts.de/de/lexikon/cannabis
Die Wirkung hängt nicht nur vom Cannabis selbst ab, sondern von mehreren Dingen. Hierzu zählen die Wirkstoffzusammensetzung und der Wirkstoffgehalt, die Dosierung, die Konsumform, eventuell enthaltene Streckstoffe sowie Gewöhnungseffekte. Wie Du selbst schreibst, hast Du nach dem vierten Konsum bisher noch nicht so viele Bewusstseinszustände auf Cannabis erlebt, d.h. die Wirkung ist für Dich ziemlich ungewohnt und neu. Außerdem nehmen Deine psychische und körperliche Verfassung (Set) und die Rahmenbedingungen Deines Konsums (Setting) Einfluss auf die Rauschwirkung. Zum Setting zählen bspw. der Ort, an dem konsumiert wird (Party, See, eigenes Zimmer) und die Leute, mit denen konsumiert wird. Grundsätzlich gilt: Je vertrauter die Personen und der Ort sind, die den Konsum begleiten, desto wahrscheinlicher wird die Drogenwirkung als angenehm erlebt.
Du schreibst, dass Du mit Deinen Freunden konsumiert hast und Dich mit ihnen hoffentlich wohl gefühlt hast.
Die Wirkdauer von Cannabis beim Rauchen hält je nach Dosis sowie Wirkstoffzusammensetzung und -konzentration ca. 1-5 Stunden an. Kurzzeitnebenwirkungen wie Konzentrationsprobleme und Schwindelgefühle, die teilweise auch bei Dir auftraten,,sind an sich nichts Ungewöhnliches. Was Du da erlebt hast, tritt bei vielen, besonders bei unerfahrenen Konsument*innen auf und kann auch Wochen bis Monate nachwirken.
Cannabis wirkt leicht halluzinogen, was nicht zwangsweise bedeutet, dass Du alles bunter siehst. Solche Bewusstseinszustände können auch dazu führen, dass verborgene Ängste im Bewusstsein hervortreten und sich ggf. festsetzen. Du nimmst Dinge eventuell anders wahr, verstärkt oder abgeschwächt. Setzt sich ein Gedanke fest, bekommt er mitunter größere Bedeutung, vor allem mit angstvollen Empfindungen kann das schnell passieren. Unangenehme Erlebnisse oder Bewusstseinszustände - auch unabhängig von Drogenkonsum - können sich zudem tief in der Psyche abspeichern und zu einem späteren, eventuell unerwarteten Zeitpunkt wieder hervortreten. Wenn man sich darüber sehr viele Sorgen macht, können diese Ängste auch verstärkt oder erneut heraufbeschworen werden, das nennt man auch die "Angst vor der Angst". Das könnte der Grund sein, warum Du auch Wochen später noch davon beeinflusst wirst. Diese Angst bewirkt häufig ein immer stärkeres Hineinsteigern in diesen Zustand, d.h. dadurch, dass ein Gedanke immer wieder gedacht wird, wird er irgendwann real bzw. beeinflusst unterbewusst das körperliche Wohlbefinden.
Du hast zu den ersten Joints mit Deinen Freunden noch zwei Bier getrunken. Die Risiken beim Mischkonsum sind höher als beim Monokonsum; Körper und Psyche werden stärker belastet. Es können unerwartete Effekte auftreten, die nicht der Summe der Einzelwirkungen entsprechen. Da die Wirkungen der Substanzen zu verschiedenen Zeiten eintreten und unterschiedlich lange anhalten können, ist es möglich, dass Wechselwirkungen zeitverzögert auftreten. Beim Mischkonsum von Alkohol und Cannabis kann sich die Alkoholwirkung verstärken und die Cannabiswirkung kann überdeckt werden, die Kombination kann zudem Übelkeit und (starke) Kreislaufprobleme verursachen. Es können jedoch auch andere Effekte auftreten.
Grundsätzlich raten wir jungen Menschen, wie Dir dringend vom Cannabiskonsum ab. In Deinem Alter sind viele wichtige Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Der Konsum psychoaktiver Substanzen, in Deinem Fall Cannabis, kann zur Verzögerung bzw. Beeinträchtigung dieser Entwicklungen führen. Denn je früher Du mit dem Cannabiskonsum beginnst, desto höher ist das Risiko von andauernden Nach- und Nebenwirkungen. Durch unangenehme und psychisch belastende Rauscherfahrungen mit Cannabis können bei Personen, die dazu veranlagt sind, latente (verborgen vorhandene) Angsterkrankungen bis hin zu Psychosen ausgelöst werden und eventuell bestehen bleiben.
Obwohl das sicher eine unangenehme Erfahrung für Dich ist, müssen die eben genannten Erscheinungen bei Dir nicht auftreten. Wir raten Dir, mach Dir vorerst möglichst wenige Sorgen. Drehen sich Deine Gedanken immer wieder um das Erlebte, versuche Dich zu entspannen und sei Dir bewusst, dass solche Nachwirkungen relativ häufig sind und in der Regel mit der Zeit immer seltener und schwächer werden, solange Du nicht wieder konsumierst oder irgendetwas anderes gravierendes (Schock / Trauma / etc.) passiert. Gespräche mit Freund*innen oder Dir vertrauten Personen können Dir dabei helfen. Unter https://www.quit-the-shit.net/qts/ findest Du nützliche Informationen über den Cannabiskonsum und Erfahrungsberichte von anderen User*innen.
Sollte sich Dein Zustand dennoch nicht verbessern oder sogar verschlechtern, raten wir Dir, einen / eine Ärzt*in oder eine psychologische Beratung aufzusuchen. Falls Du mit uns mal darüber reden willst, wie es Dir jetzt geht, ruf uns doch auf unserem Drogentelefon an: 0341 - 211 22 10 (dienstags 09-13 Uhr / donnerstags 15-19 Uhr).
Wir wünschen Dir alles Gute
Dein Dr. Frühling - Team
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.