Herzrasen nach Cannabiskonsum
Herzrasen nach Cannabiskonsum
Hallo liebes Team,
vor meiner Frage möchte ich noch kurz etwas über mich erzählen: Bin 19 Jahre, habe gerade zu Studieren begonnen, spiele Fußball und unternehme gerne etwas mit Freunden - kurzum: ich stehe mit beiden Beinen im Leben und bin nicht nach psychotropen Substanzen süchtig:-) Jedes oder fast jedes Wochenede bin ich auch mit Freunden am Abend aus und konsumiere dabei entweder Alkohol oder ab und zu Cannabis.
Nun zur eigentlichen Frage: Begonnen hat alles vor 7 Wochen als ich auf einer Studentenparty MDMA konsumiert habe, eine Entscheidung, die ich im Nachhinein sehr bereue und bedauere. Da ich von der (wahrscheinlich) überdosierten Pille starke Kieferkrämpfe und bekam und ich mich körperlich stark erhitzt fühlte, beschloss ich leider (absolut) falsch, mich mit einem Joint zu beruhigen. Der hat aber die Wirkung potenziert, mir wurde schwindlig, ich bekam totales Herzrasen, war kaltschweißig und hatte Angst einen Herzinfarkt zu erleiden. Nach 1-2 Stunden beruhigte ich mich wieder und ging danach ins Krankenhaus, wo mir eine einwandfreie kardiovaskuläre Fitness und Gesundheit bescheinigt wurde.
Die Tage danach konnte ich schlecht schlafen, fühlte mich erschöpft und bereits durch kurze Anstrengungen überfordert. Das legte sich (bis auf die Schlafprobleme) schnell und das Erlebnis geriet in Vergessenheit. Nach 2 Wochen rauchte ich dann auf einer Party einen halben Joint ohne böse Hintergedanken und auf einmal bekam ich einen Puls von 150, fühlte mich innerlich kochend heiß und kam mir überhaupt nicht klassisch high, sondern nur benebelt vor und gedämpft vor. Nach 1 Stunde war das Schlimmste vorbei und ich konnte den Abend eigentlich genießen...
Am nächsten Wochenende war ich mit Freunden unterwegs und trank ein bisschen Alkohol und fühlte gewohnheitsmäßig meinen Puls - der war dann bei 110-120 ca. Ansonsten fühlte ich mich aber gut und hatte auch nicht das Gefühl als ob etwas nicht stimmen würde - vielleicht nur reingesteigert?
Wieder 2 Wochen später wollte ich testen ob ich auf Cannabis eine "Abwehrreaktion" entwickelt habe und rauchte wieder einen kleinen Joint - und bekam wieder Herzklopfen.
Nun habe ich beschlossen auf das Kiffen in nächster Zeit zu verzichten, Alkohol kann ich leider in meinem gesellschaftlichen Umfeld nicht gänzlich vermeiden.
Nun würde mich brennend interessieren ob der Körper mit der Zeit wieder normal auf THC reagiert, wie lange das ungefähr dauert und was hier psychisch dahintersteckt da ich physisch einwandfrei fit bin.
LG
Dr. Frühling:
Hallo,
Du möchtest von uns wissen, weshalb Dein Körper in der letzten Zeit auf den Cannabiskonsum mit Herzrasen reagiert und ob diese Reaktion zukünftig wieder verschwinden wird.
Der Wirkstoff MDMA hat neben seiner euphorisierenden Wirkung auch starke physiologische (körperliche) Effekte. Dazu zählen die Erhöhung der Herzfrequenzrate, des Blutdrucks sowie der Körpertemperatur. Eine unter Laborbedingungen durchgeführte niederländische Studie hat sich mit der Frage auseinander gesetzt, welche physiologischen Konsequenzen der Mischkonsum von THC und MDMA mit sich bringt. Im Ergebnis führten beide Substanzen einzeln zu einer Erhöhung der Pulsfrequenz von etwa 30 Schlägen pro Minute. Werden beide Substanzen zusammen kombiniert, führt dies zu einer durchschnittlichen Erhöhung von 60 Schlägen pro Minute. Der Mischkonsum von MDMA und Cannabis hat also eine additive Wirkung auf die Herzfrequenz. Für empfindliche Personen kann der Anstieg der Herzfrequenz um 60 Schläge pro Minute jedoch ein Risiko darstellen, da ein solch großer Anstieg normalerweise nur unter großer körperlicher Anstrengung der Fall ist. Die Reaktion, die Du auf der Party verspürt hast, war also auf Grund des Mischkonsums relativ "normal".
Cannabis hat eine gefäßerweiternde Wirkung. Nach dem Konsum sinkt der Blutdruck und das Herz schlägt schneller, weil es mehr Kraft braucht, um eine ausreichende Menge Blut durch den Blutkreislauf zu pumpen. Dadurch kann es bei Überdosierung von Cannabis und bei Personen, die einen schwachen Kreislauf haben, durchaus zu einem Kreislaufzusammenbruch als Folge des Substanzkonsums kommen.
Du beschreibst, dass Du durch den Mischkonsum von MDMA und THC ein Angst einflößendes Erlebnis hattest und dass Dich dieses in der Folgezeit stark beschäftigt hat. Wichtig ist, die Wirkung von THC auf die Psyche nicht zu unterschätzen. Schnell kann die "Angst vor der Angst" zu Herzrasen führen. Wenn Du schon vor dem Konsum Angst vor Herzrasen hast, beschäftigst Du Dich ja schon damit, dass Du beim Kiffen Herzrasen bekommst. Dann rauchst Du und achtest möglicherweise aus Angst auf jedes Zeichen Deines Körpers und missdeutest oder überwertest eventuell schon kleinste Anzeichen. Dies kann dann wiederum dazu führen, dass Du wirklich Herzrasen bekommst, weil Du Dich in die Angst vor dem Herzrasen reinsteigerst und glaubst, Fehlfunktionen Deines Körpers wahrzunehmen. Es könnte also sein, dass der Wirkstoff THC Deine Psyche so beeinflusst, dass Du körperliche Symptome (wie Herzrasen) verspürst. Tatsächlich ist dies eine Erfahrung, von der viele User_innen berichten. Hatte man ein unangenehmes Konsumerlebnis, können durch erneutes Konsumieren die Situation und vor allem die damit verbundenen negativen Gefühle immer wieder hochkommen.
Ob Dein Körper in gewisser Zeit wieder „normal“ (im Sinne von der Wirkung, die Du dir erhoffst) auf Cannabis reagiert, können wir Dir leider nicht genau sagen. Solange du allerdings mit einem ängstlichen Grundgefühl kiffst, wird sich an Deinem Herzrasen und Deiner Wahrnehmung und psychischen Verarbeitung des Herzrasens voraussichtlich nichts ändern. Verzichte am besten eine gewisse Zeit auf den Konsum von THC. Wenn Du selbst wieder THC konsumieren möchtest und Deine Angst davor verschwunden ist, taste Dich mit einer geringen Dosis in einer Umgebung, mit der du Entspannung und Sicherheit verbindest, an den Cannabisrausch ran und bewerte die Situation im Anschluss neu. So wirst Du selbst eine Entscheidung treffen können, ob Du weiterhin kiffen möchtest oder es für eine weitere Zeit bleiben lassen möchtest.
Vielleicht können Dir auch folgende Fragen weiterhelfen:
Chillst Du in entspannter Atmosphäre allein oder in geselliger Runde, oder bist Du in Clubs/auf Konzerten unterwegs?
Vielleicht hilft es Dir, auf alle Phasen Deines Konsums genau zu achten, ohne Dich allerdings verrückt zu machen. Also auf alles, was bei Dir psychisch/körperlich während des "Breitseins" passiert. Wie geht es Dir allgemein? Bist Du ruhig oder aufgedreht? Beschäftigt Dich ein Problem? Wie wirkt Cannabis auf die verschiedenen Zustände? Achte eher auf Deinen gesamten Zustand und weniger bzw. gar nicht auf einzelne Anzeichen wie Dein Herzschlag.
Das ist am besten in entspannter Atmosphäre möglich. Beruhigende Musik, entspannte Gespräche, auch Obst/Vitamine oder andere Faktoren können dafür sorgen, dass Dein rasendes Herz sich beruhigt. Außerdem können tiefes Durchatmen,sowie einfaches Körperstrecken hilfreich sein.
Generell kann Herzrasen verschiedene Ursachen haben. Solltest Du auch in anderen Situationen Herzrasen haben, kannst Du um sicher zu gehen, einen Arzt/eine Ärztin aufsuchen und Deinen Körper auf Gründe für das Herzrasen untersuchen lassen. So bekommst Du raus, ob es dafür körperliche Ursachen gibt. Übrigens: Dein Arzt/Deine Ärztin unterliegt der Schweigepflicht! Alles, was Du ihm/ihr anvertraust - auch über den Drogenkonsum -, muss er/sie für sich behalten.
Viele Grüße
Dein Dr.-Frühling-Team
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Unbefugter Besitz, Erwerb und Handel sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.