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Körperliche Abhängigkeit Bei Xanax und Valium

Körperliche Abhängigkeit Bei Xanax und Valium

Heyy, (Keine Ahnung ob sowas wichtig ist aber ich bin 18, weiblich und ein bisschen untergewichtig) Also ich kenne selber viele Menschen die einen sehr schlimmen Benzo Entzug durch hatten und habe da ich eh einen super schwachen körper habe und meistens krank bin, keine Lust, dass auch durch machen zu müssen. Deswegen hier meine Frage, ab wann wird man körperlich abhängig? Ich glaube, dass das bei Xans länger als einen Monat täglichen konsum braucht (could be totally wrong tho, idk) aber bei Valium hab ich keine Ahnung. Momentan konsumier ich tägliche so 1 valium und 2 xans, manchmal aber auch bisschen weniger und selten mal mehr. Generell täglich konsumier ich eig auch erst wieder seit so 2 wochen und die valium kamen erst bei der zweiten Woche dazu. Danke schon mal, falls mir irgendwer darüber mehr sagen könnte :)


Dr.-Frühling-Team:

Hallo,

Du möchtest von uns wissen, ab wann sich eine körperliche Abhängigkeit bei den Medikamenten Xanax©und Valium©einstellt. Beim Konsum dieser Substanzen gibt es viel zu beachten, daher gehen wir hier auf die wichtigsten Aspekte ein.

Der Name Xanax© kommt aus den USA. Dabei handelt es sich um ein Medikament mit dem Wirkstoff Alprazolam, das in Deutschland meist als Tafil©, oder auch Xanax© erhältlich ist. Bei Valium© handelt es sich ebenfalls um den Handelsnamen des Medikamentes. Der enthaltende Wirkstoff ist Diazepam. Alprazolam und Diazepam gehören zu der Medikamentengruppe der Benzodiazepine (Benzos), die verschreibungspflichtig durch eine*n Arzt*/Ärztin* sind. Benzos haben eine beruhigende, dämpfende und angstlösende Wirkung. Sie werden gegen Angststörungen und Panikattacken eingesetzt. Valium© wird zusätzlich gegen epileptische Anfälle verschrieben oder zur Muskelentspannung (z.B. vor oder nach einer Operation) eingesetzt. Benzos kommen meist in Tablettenform vor, seltener in Pulverform (auf dem Schwarzmarkt).

Beim Freizeitkonsum (ohne ärztliche Behandlung) gebrauchen die meisten Konsument*innen Benzos, um eine sedierende / beruhigende Rauschwirkung zu erzielen, Unsicherheiten und Ängste im Alltag zu vermeiden, gegen depressive Verstimmungen oder bei Schlafproblemen. Ein anderer Konsumgrund kann die sogenannte Selbstmedikation sein. Hier wird ohne ärztliche Behandlung, durch die eigenständige Einnahme von Medikamenten, bestimmte Symptome geldinert. Der Übergang von Freizeitkonsum (um Spaß zu haben) zur Selbstmedikation ist fließend.

Benzos sind normalerweise für Akutbehandlungen, d.h. für einen relativ kurzen Zeitraum von maximal 4-6 Wochen, gedacht. Das liegt vor allem daran, dass diese Medikamente schnell und stark körperlich und psychisch abhängig machen können. Eine Toleranz stellt sich sehr schnell ein. Das heißt bei regelmäßigem Konsum verringert sich die Wirkung bei gleichbleibender Dosierung. Da beim Freizeitkonsum / bei Selbstmedikation kein*e (ärztliche*r) Therapeut*in ein Auge auf den Gebrauch wirft, ist hier das Risiko größer, dass die Dosis gesteigert wird, um den gleichen Wirkeffekt zur erzielen. Neben den erwünschten Effekten, kann es zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, starker Einschränkung der Reaktionsfähigkeit, Sekundenschlaf, Reflexdämpfung, eingeschränkte räumliche Koordination, Störungen in der Bewegungssteuerung, Benommenheit, Mattigkeit, Kopfschmerzen, Oberbauchbeschwerden, Verstopfung, Durchfall, Schwierigkeiten beim Wasserlassen kommen.

Bei einer Überdosierung besteht erhöhte Unfallgefahr (deshalb keine Fahrzeuge führen!). Bei sehr hohen Dosierungen oder beim Mischkonsum mit anderen betäubenden Substanzen, besteht das Risiko einer Atemlähmung. Durch Sauerstoffmangel kann es zu bleibenden Schäden kommen, zu Koma oder im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Bei einer Einnahme über einen längeren Zeitraum, also schon nach einigen Wochen können sich nach Absetzen der Substanz(en) folgende Entzugserscheinungen einstellen (nach Häufigkeit sortiert) : Schlafstörungen, innere Unruhe / Angstzustände, Stimmungsschwankungen,  Muskelschmerzen- / zuckungen, Zittern, Kopfschmerzen, Übelkeit / Brechreiz / Appetitverlust, Überempfindlichkeit gegenüber Geräuschen und Licht, Schwitzen, optische Wahrnehmungsverzerrung / verschwommenes Sehen, Überempfindlichkeit gegen Geruchsreize, Geschmacks-Missempfindungen, Psychosen, Überempfindlichkeit gegen Berührung,  epileptische (Krampf)Anfälle.

Wird über mehrere Wochen, Monate oder gar Jahre konsumiert, dürfen Benzos auf keinen Fall von heute auf morgen komplett abgesetzt werden (kein kalter Entzug)! Es kann zu schweren Entzugssymptomen kommen, Krampfanfälle können ggf. sogar tödlich enden. Um die Substanz(en) abzusetzen soll die Dosis langsam über längere Zeit gesenkt werden. Ein Entzug sollte im Besten Fall mit ärztlicher Begleitung geschehen. Bei einer stationären Entzugsbehandlung bleibt man für einen bestimmten Zeitraum im Krankenhaus. Hier wird die Dosis über eine Dauer von drei bis fünf Wochen langsam gesenkt. Bei einer ambulanten Behandlung besucht man täglich die Klinik, kann aber ansonsten seinem Alltag nachgehen. Hier wird eine Dauer von zwei bis vier Monaten empfohlen.

Beim oder nach dem Absetzen von Benzos können sogenannte Rebound-Symptome auftreten, d. h. die vom Medikament unterdrückten Symptome treten unter Umständen nach dem Absetzen noch stärker auf als vor der Behandlung. Auch hierfür ist eine ärztliche Begleitung sinnvoll.

Du hast beschrieben, dass Du zum Zeitpunkt Deiner Anfrage seit ca. zwei Wochen täglich Xanax© und Valium© konsumierst. Wir wissen nicht, ob Du die Medikamente ärztlich verschrieben bekommen hast. In diesem Fall empfiehlt sich eine Rücksprache mit den Ärtz*innen. Falls Du die Substanzen jedoch vom Schwarzmarkt bekommst, kann es sein, dass diese mit Streckmitteln verunreinigt wurden oder ganz andere Wirkstoffe enthalten. Das kommt in letzter Zeit häufig bei als Xanax verkauften Schwarzmarkttabletten vor.

Es ist schwer nachzuvollziehen, ob die Substanzen zu medizinischen Zwecken in einem pharmakologischen Labor oder für den Schwarzmarkt illegal produziert wurden. Bei illegal produzierten Medikamenten kann der Konsum gefährlich werden, da Du nicht weißt, ob es sich tatsächlich um die gewünschte Substanz handelt. Es können andere, stärkere Substanzen (z.B. Fentanyl) oder Neue Psychoaktive Substanzen (NPS) enthalten sein. Hier besteht die Gefahr von ungewollten, schädlichen (Neben-)Wirkungen, Wechselwirkungen sowie einer Überdosierung.

Des Weiteren wissen wir nicht, aus welchem Grund Du täglich Benzos konsumierst. Falls Du das Gefühl hast, Du kannst nur noch mit Benzos unangenehme Gefühle oder Ängste unterdrücken oder Deinen Alltag aushalten, besteht für Dich das Risiko, eine Abhängigkeit zu entwickeln. Diese Medikamente können Dir zwar kurzzeitig helfen diese Gefühle nicht mehr zu spüren, aber auf lange Sicht sind sie keine nachhaltige Alternative. Sie behandeln, wie so oft, nicht die Ursache von Problemen. Durch die Toleranzentwicklung besteht die Gefahr, immer höher zu dosieren. Dies stellt zudem die Nieren und die Leber vor größere Herausforderungen und kann bei einem Konsum über einen langen Zeitraum evtl. zu langanhaltenden / dauerhaften Schäden führen.

Bereits nach zwei Wochen kann sich eine körperliche Abhängigkeit, vor allem aber auch eine psychische Abhängigkeit entwickelt haben. Dabei kommt es darauf an, wie hoch die von Dir konsumierten Benzos dosiert sind. In der medizinischen Verwendung von Alprazolam (Xanax©) liegt die übliche Tagesdosis für Erwachsene zwischen 0.5 bis 4 mg. Eine Dosis von 6mg sollte nicht überschritten werden (Quelle: https://www.pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=alprazolam). Der Wirkstoffgehalt bei Xanax© liegt zwischen 0,5 und 2 mg pro Tablette. Bei Diazepam (Valium©) liegt die übliche, ärztlich verschriebene Tagesdosis zwischen 2,5 – 10 mg. Eine Tablette enthält in der Regel 10 mg (Quelle: https://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/DIAZEPAM-ratiopharm-10-mg-Tabletten-2078880.html)
Selbst wenn die von Dir konsumierten Tabletten niedrig dosiert sind, ist davon auszugehen, dass zwei Xanax-Tabletten und eine Valium-Tablette am Tag, vor allem bei leichtem Untergewicht, eine hohe tägliche Dosis darstellen.

Je länger Du so weiterkonsumierst, desto heftiger wird Dein Entzug und umso schwerer wird Dir allgemein das Aufhören fallen. Erfahrungsberichte von Menschen, die mit Benzos aufzuhören versuchen, kannst Du z.B. hier nachlesen:
https://drugscouts.de/de/experiencereport/kategorien/36

Wir wissen - das sind ganz schön viele, teils beunruhigende Informationen. Wir möchten Dir Mut machen, Dich mit Deinem Konsum auseinanderzusetzen. Vielleicht kann unsere Rubrik Konsumreflexion (https://drugscouts.de/de/page/reflexion-des-drogengebrauchs) dabei hilfreich sein.

Bei Fragen oder/ und wenn Du Deinen Konsum verändern möchtest, kannst Du Dich an Deine*n Hausarzt* / Hausärztin* oder an einen Jugend- / Drogenberatungsstelle in Deiner Nähe wenden. Ärzt*innen und Beratungsstellen haben Schweigepflicht, sowohl vor Deinen Eltern als auch vor der Polizei. Bei psychischen Problemen und Unsicherheiten kann es zudem nützlich sein, psychologische Hilfe aufzusuchen.

Falls Du unsicher bist, kannst Du auch gerne mal bei uns anrufen. In einem Gespräch können wir besser herausfinden, wo Du mit Deinem Konsum stehst und wie es weitergehen kann.
Du kannst uns momentan dienstags von 10:00 bis 15:00 Uhr unter und donnerstags von 13:00 bis 18:00 Uhr unter 0341 - 211 22 10 erreichen.


Wir wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute!
Dein Dr.-Frühling-Team


Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.

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