Schmerzmittel (Tilidin, Tramal) und Abhängigkeit
Schmerzmittel (Tilidin, Tramal) und Abhängigkeit
hallo
ich bin 55 jahre alt und habe folgende quällende frage seit langem
ich nehme seit vielen jahren schmerzmittel wie tramadal tramdol tilidin 150 usw
wobei tilidin ein sehr tolles wirksames mittel ist aber gerade bei mir einzig und alleine nur auf meine schmerzen bezogen.
dosiere es selber so wie halt meine schmerzen kommen oder ihr pegel ist
zeitweise nehme ich interwall weise 3 stk alle 5-6 std [tramadol/tramdal) und wen ich meine meine schmerzen lassen nach oder ich kann gänzlich die dosies streichen mache ich das
ist allso für mich ein zeichen das ich diese droge nicht brauche
wie kommt das und das bei teilweise hohen dosen
hatte jetzt vor 5 einhalb monaten 2 mal den linken arm stark beschädigt
einmal das ganze nach hinten rausgeschlagen und 2 einhalb monate den großen gelenkkopf 2 mal angerissen durch einen sturz
beide male vom arzt die mehr oder weniger wirkenden tabl. bekommen sodas ich meine nahm und dann die schmerzen endlich wegwaren oder teilweise gut ertragbar waren
immer keinerlei nebenwirkungen oder abhängigkeitsgefühle
bin ich noch normal
setze jetzt die schmerzmittel voll ab und lege die 70 tilidin 150 in den kühlschrank
so wie immer zuvor mit tramadol oder tramadal
gibt es da irgendeine these über meine frage
mfg
Antwort Drug Scouts:
Guten Tag,
folgende Frage konnten wir aus Ihrer Nachricht an uns herauslesen: Warum haben Sie beim Absetzen von Tilidin (oder verwandten Präparaten mit dem Hauptwirkstoff Tramadol) kein "Abhängigkeitsgefühl" bzw. keine unangenehmen Begleiterscheinungen und wie gestaltet sich die Phase des Absetzens dieser Medikamente?
Der Vollständigkeit halber zu Beginn ein paar Informationen zu den Medikamenten, die Sie momentan einnehmen, um Ihre Schmerzen in den Griff zu bekommen:
Tramadol ist der Hauptwirkstoff verschiedener Schmerzmittel [in der BRD z.B. Tramal, Tramadolor, Tramabeta], die bei der Behandlung von mäßigen bis starken Schmerzen eingesetzt werden. Tramadol ist ein synthetisches Opiumderivat und gehört zu der Gruppe der Opioid-Analgetika.
Tilidin ist ein Opioid (= synthetische Nachahmung eines Opiates). Es wird in der Medizin bei starken bis sehr starken Schmerzen (z.B. bei Rheumabeschwerden oder Bandscheibenvorfällen), aber auch nach Operationen sowie in der Krebstherapie eingesetzt.
Tilidin wirkt also auf einer Opiatbasis und hat somit natürliche Andockstellen im Gehirn, wodurch der Schmerzimpuls, welcher durch Ihre Verletzungen ausgelöst wird, unterdrückt wird. Opioide bewirken bei regelmäßiger Einnahme eine Art "Angleichung" des natürlichen Opioidspiegels im Körper, in Fachkreisen spricht man hier von einer Erhöhung der Homöostase (zu übersetzen etwa mit "Gleichgewicht").
Da Sie berichten, dass Sie in sehr regelmäßigen Abständen Tilidin zur Schmerzunterdrückung einnehmen, ist es möglich, dass Ihr persönlicher Opioidspiegel höher liegt als normal. Soweit ist das nicht bedenklich, wenn Tilidin oder andere Schmerzmittel mit Opioidwirkstoff zu therapeutischen Zwecken und unter Aufsicht eines Arztes eingenommen werden.
Tildin sowie andere Präparate können bei der Einnahme über einen längeren Zeitraum auch bei einer therapeutischen Nutzung zu einer psychischen sowie körperlichen Abhängigkeit führen. Deshalb ist es ratsam, sich ärztliche Unterstützung bei der Absetzung des Präparats zu holen, um einem ungewollten "kalten Entzug" zuvorzukommen. Dieser kann bei einem plötzlichen Absetzen des Medikaments auftreten und zu Entzugserscheinungen wie Schlaflosigkeit, Unwohlsein, Erbrechen bis hin zu sogenanntem "Craving", also dem psychischen Verlangen nach der Substanz, auslösen. In der Praxis sieht das dann so aus, dass die Dosis schrittweise unter regelmäßiger Rücksprache und unter Beobachtung mit ärztlichem Fachpersonal heruntergefahren wird und somit auch wieder eine Angleichung bzw. Herabsetzung Ihrer Homöostase bewirkt, bis sich diese wieder auf einem normalen Level befindet.
Wir können sehr gut nachvollziehen, dass Sie sich bei all dem, was wir geschrieben haben oder Sie bisher gelesen oder erfahren haben, trotzdem wundern, weshalb Sie sich nicht "abhängig" fühlen. Dafür gibt es eine Erklärung:
Wenn man psychoaktive Substanzen zu therapeutischen Zwecken (z.B. zur Schmerzbehandlung) benutzt, ist man in der Regel nur so lange davon "abhängig", wie die Ursachen für die Schmerzen bestehen. Wenn man die Drogen (in diesem Fall Tillidin + Tramal) plötzlich absetzt, hat man Schmerzen. Wenn man sie jedoch langsam herunter dosiert, so wie es vorgesehen ist, dann aber immer noch Schmerzen hat, wird das medizinische Problem, das die Schmerzen hervorruft, wohl immer noch bestehen. Man ist dann also noch nicht "geheilt", nimmt die Substanzen also weiter. Diese sind jedoch im Gehirn mit dem Zweck der Schmerzunterdrückung verknüpft. Also hat man in der Regel kein Verlangen danach mehr, wenn dann die Schmerzursache geheilt sein sollte, denn dann sind die Symptome (= Schmerzen) vorbei.
Konsumiert man diese Drogen jedoch aus anderen Gründen, z.B. um besser schlafen zu können, zur Unterdrückung negativer Gefühle oder um Dinge vergessen / ausblenden zu können, wird es mit der Abhängigkeit schwerwiegender und mit dem Aufhören problematischer. Wenn man die Drogen dann absetzt, sind diese Alltagsprobleme immer noch da und werden sogar stärker wahrgenommen als im berauschten Zustand. Das alles beschreibt den Umstand recht gut, weshalb die Faktoren von Abhängigkeit zwar auch in der Substanz, aber genau so auch in der konsumierenden Person und den Gründen für den Konsum liegen.
Viele Schmerzpatient_innen nehmen stärkere Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum ein, aber wenn dann einmal die Schmerzursache nicht mehr da ist, dann haben sie in der Regel auch weniger Probleme, die Einnahme der Schmerzmittel einzustellen, auch weil sie dann enorm glücklich sind, dass ihre Schmerzen weg sind.
Viele Grüße
Ihre Drug Scouts
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Unbefugter Besitz, Erwerb und Handel sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.