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Schwindel und Übelkeit durch Sativex©?

Schwindel und Übelkeit durch Sativex©?

Hallo liebes Dr. Frühling Team,

ich habe von einem Schmerzarzt medizinisches Cannabis verodnet bekommen (Sativex, das ist 50/50 CBD und THC). Es wird unter die Zunge gesprüht, dennoch hat bei mir die Wirkung immer erst nach ca. 4 Stunden eingesetzt. Ich habe es eine Woche genommen, langsam aufdosiert von 3mg täglich bis 9mg täglich. Ist das viel? Einmal habe ich versehentlich zu wenig Abstand zwischen den Einnahmen gelassen und hatte dann auf einmal 6mg "intus". Mir wurde (wieder erst nach vier Stunden) ganz benommen und schwindlig und ich habe Angst bekommen. Keine Halluzinationen. Ich habe dann das Medikament abgesetzt und jetzt seit dreieinhalb Wochen nichts mehr davon genommen. Der Schwindel und die Benommenheit von dieser Nebenwirkung wurden zwar etwas besser, sind aber immer noch nicht weggegangen und der Arzt sagt, dass kann eigentlich nicht sein, THC sei schnell aus dem Körper ausgeschieden, ich bin auch nicht übergewichtig. Ich habe auch mit der Psychologin geredet, die mein Schmerzproblem betreut. Sie hat gesagt, sie sieht bei mir keine Psychose oder so etwas.

Ich hab jetzt große Angst, dass ich nicht mehr normal werde. Und da dachte ich, ich schreibe euch mal. Ihr kennt euch schließlich mit Cannabis und möglichen Spätfolgen bestimmt ganz gut aus. Kann es denn sein, dass einem noch wochenlang schwindlig und benommen ist? Geht das wieder weg?

Ich habe auch Angst, weil ich im Internet gelesen habe, dass Leute "auf Cannabis hängen bleiben" und für immer schwindlig und benommen leben müssen. Siehe:

https://www.med1.de/forum/neurologie/benommen-durch-den-konsum-von-cannabis-530394/

https://well.blogs.nytimes.com/2016/06/13/dizzy-and-disoriented-with-no-cure-in-sight-2/

Wie schätzt ihr das denn ein mit den "für immer dauernden" Spätfolgen nach Cannabis- Konsum?

Vielen Dank und danke für eure tolle Arbeit!


Dr.-Frühling-Team:

Hallo,

vielen Dank für Deine Anfrage und Dein Lob.

Du möchtest gerne von uns wissen, ob die Einnahme von Sativex©, einem cannabinoidhaltigen Fertigarzneimittel, zu einem langanhaltenden Schwindelgefühl und Benommenheit führen kann. Weiterhin beschreibst Du, dass Du Angst davor hast, dass Deine Symptome nicht mehr verschwinden.

Du sagst, dass Du Sativex von Deinem Arzt verschrieben bekommen hast. Cannabinoidhaltige Fertigarzneimittel unterliegen in Deutschland strengen Kontrollen und werden von Pharmafirmen hergestellt. Damit sind sie wesentlich sicherer in der Anwendung als Cannabis vom Schwarzmarkt, bei dem die Wirkung durch Streckmittel oder besonders potente Züchtungen beeinflusst wird. Dennoch können auch bei cannabinoidhaltigen Fertigarzneimitteln Nebenwirkungen auftreten. Wie Du schreibst, enthält Dein Präparat THC und CBD, also die beiden Hauptwirkstoffe von Cannabis. Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Cannabis zählen Müdigkeit und Schwindel, also sind die von Dir beschriebenen Effekte erstmal nichts Ungewöhnliches.

Du schreibst, dass sich Deine Wahrnehmung verändert hat und Du Angst hast „nicht mehr normal“ zu werden. Das Zusammenspiel von Psyche, Wahrnehmung und Körperfunktionen ist sehr komplex. Alle Bereiche beeinflussen sich gegenseitig. Du schreibst von einem Schmerzproblem, welches Dich scheinbar schon seit längerem begleitet und wofür Du in medizinischer und psychologischer Behandlung bist.
Schwindel und Benommenheit können im Zusammenhang mit vielen Symptomen auftreten. Unter anderem können z.B. Hormonschwankungen, Kreislaufschwäche, Ernährungsumstellungen, vermehrte Stressbelastung, stärkere Schmerzen oder neurologische Funktionsstörungen, etc. entsprechende Faktoren sein. Wir kennen nicht den Hintergrund Deiner Schmerzsymptome und auch nicht Deine sonstige Lebenssituation.
Zunächst lohnt es sich für Dich vielleicht zu beobachten, ob die Symptome sich verändern, je nachdem wie Dein Alltag aussieht, in welchen Situationen es besonders schlimm ist und wie Du diese Situationen dann im besten Fall vermeiden kannst. Ebenso, wann es Dir besonders gut geht und wie Du solche Umstände fördern kannst.

Zwar ist Dir Sativex zu medizinischen Zwecken verschrieben worden und nicht zur Rauscherzeugung, dennoch ist die Wirkung, wie bei jeder anderen psychoaktiven Substanz (also auch bei psychoaktiven Medikamenten) abhängig von der Wirkungsweise der Substanz, dem Set, also der körperlichen und psychischen Verfassung und Einstellung gegenüber dem Konsum sowie dem Setting, also in welchem Rahmen und welcher Umgebung der Konsum stattfindet. Wir wissen nicht, ob das bisher Deine erste Erfahrung mit Cannabis oder psychoaktiven Substanzen generell war. Sowohl der Körper als auch die Psyche können unterschiedlich empfindlich auf die Wirkung einer für die Person ungewohnten Substanz ansprechen.

Dass die einmalige Überdosierung des Sativex bleibende Schäden hinterlässt, halten wir für sehr unwahrscheinlich.

Vielleicht gehörst Du zu den Menschen, die sensibel auf geringe Dosierungsveränderungen reagieren. Ob 9mg viel oder wenig sind, können wir Dir nicht beantworten, da uns die genaue Zusammensetzung und die Dosierung Deines Medikaments unbekannt sind und seine Wirkung auch noch von verschiedenen weiteren Faktoren abhängig ist (Körpergröße, Gewicht, individueller Stoffwechsel, eventuelle Vorerkrankungen usw.) und nur Dein*e behandelnde*r Mediziner*in dies richtig einschätzen kann. Prinzipiell liegen die Dosierungen, die zu Beginn einer Therapie verordnet werden jedoch in der Regel eher im niedrigen Bereich. Je höher dann die Dosierung mal wird, wie in Deinem Fall ja aus Versehen passiert, desto wahrscheinlicher können typische Effekte eines Cannabisrausches auftreten, wie eben auch Schwindel und Übelkeit.

Zu den beiden Links, die Du angefügt hast: Einträge bzw. Erfahrungsberichte in Foren können oft eine gute Möglichkeit sein, sich mit anderen Menschen über Problematiken auszutauschen. Sie können das Gefühl vermitteln, nicht alleine mit einer Situation zu sein. Häufig ist es jedoch auch so, dass das „Googeln“ nach Symptomen noch mehr verunsichern kann. Da Du die Personen aus den Foreneinträgen nicht persönlich kennst, weißt Du nicht, welche Qualität ihr Cannabis hatte oder ob sie an psychischen Vorerkrankungen leiden, wie ihr Set und Setting genau war.

Deine Erfahrung nach der Einnahme von 9mg Sativex war für Dich in diesem einen Fall besonders unangenehm und hat ein Angstgefühl in Dir ausgelöst. Die Psyche versucht aus solchen Erlebnissen zu lernen und wird aufmerksamer gegenüber den Reizen und Situationen, in denen Angst erlebt wurde. Aktuell ist Deine Aufmerksamkeit noch auf die Angst vor dem Schwindel gelenkt. Dein Körper aktiviert sozusagen sein Warnsystem. Damit ist er besonders feinfühlig für Wahrnehmungsveränderungen. Diese Aufmerksamkeit kann aber gleichzeitig eine neue Angst hervorrufen, nämlich die, dass Deine Symptome nicht mehr verschwinden oder sogar schlimmer werden. Je intensiver Du also seitdem in Dich hineinfühlst, desto stärker nimmst Du wahrscheinlich derartig unangenehme Symptome wahr und machst Dir Sorgen darüber.

Dieser psychische Effekt, kann dafür verantwortlich sein, dass Du auch nach 3,5 Wochen ohne Einnahme von Sativex immer noch die unangenehmen Symptome Deines ursprünglichen Erlebnisses spürst. Deine Sorge kann also auch ein Hinweis darauf sein, dass Deine Psyche gut funktioniert und versucht das Erlebte zu verarbeiten.

Daher empfehlen wir Dir, Dich nicht zu sehr auf den Schwindel und die Benommenheit zu fokussieren. Dabei können Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training helfen. Auch Dinge wie Sport oder Verabredungen mit Freund*innen können Dir dabei helfen, Deine Aufmerksamkeit auf positive Dinge zu lenken.
In der Regel vergehen auch solche langanhaltenden Nachwirkungen nach einer Weile wieder.

Dennoch ist es sinnvoll, den Kontakt zu Deinem Arzt und / oder Deiner Psychologin zu halten und ggf. das Medikament und / oder die Dosierung zu wechseln. Die Schmerzbehandlung mit cannabinoidhaltigen Arzneimitteln kann durchaus Vorteile gegenüber der Einnahme anderer Arten von Schmerzmitteln haben, da die meisten gut wirksamen Schmerzmittel (z.B. Opioide oder Benzodiazepine) stark körperlich abhängig machen, oft viel stärkere Nebenwirkungen mit sich bringen und mit der Zeit immer stärkere Dosierungen nötig sind, um noch die selbe schmerzlindernde Wirkung zu erzielen. Wenn Du weiterhin große Angst davor hast Sativex erneut einzunehmen, gibt es vielleicht die Möglichkeit auf ein anderes cannabishaltiges Medikament umzustellen. Es gibt Sativex und ähnliche Arzneitmittel auch in anderen Dosierungen und Zusammensetzungen. Vielleicht wirkt es für Dich angenehmer, wenn das Verhältnis von THC & CBD ein anderes ist oder natürliches Cannabis wirkt für Dich besser als cannabinoidhaltige Fertigarzneimittel. Das solltest Du am besten mit Deinem behandelnden Arzt besprechen, um ggf. Deine Behandlung umzustellen. Ggf. kann auch ein anderes Medikament in Erwägung gezogen werden. Andere Schmerzmittel wirken zwar ebenfalls psychoaktiv, jedoch kann es vorkommen, dass nicht jeder Mensch mit der leicht halluzinogenen Wirkung von THC gut zurechtkommt.


Wir wünschen Dir für Deine Zukunft alles Gute!
Dein Dr.-Frühling-Team


Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.

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