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Wann und wie kläre ich mein Kind auf?

Wann und wie kläre ich mein Kind auf?

>> Anfrage anonymisiert und zusammengefasst <<

Dr. Frühling

Hallo,

vielen Dank für Deine Anfrage. Wir fassen sie einmal zusammen:

Du bist angehender Psychologe, Anfang zwanzig und Dich beschäftigt das
Thema Drogenaufklärung bei (Deinen) Kindern: Eigenkonsum, richtiger
Zeitpunkt, Sanktionierung, und wie sich das Ganze im Rahmen unserer
Gesellschaft umsetzen lässt.

Gleich vorweg: Es gibt kein konkretes Alter für Aufklärung. Sie findet
permanent statt und gerade auch durch Dein/Euer Verhalten, welches Du
bzw. Ihr dem Kind vorleb(s)t. Besonders bei Kindern und Jugendlichen
ist das physische Alter ein eher mäßiger Indikator für den
Entwicklungsstand. Das wirst Du sicher bemerken, wenn Du Dir später die
Freunde/Freundinnen Deines Kindes anschaust. Die einen lernen früher
Laufen, die anderen erst später Sprechen. Ähnlich verhält es sich mit
der inneren Reife. Du solltest also vor allem darauf achten wo Dein Kind
gerade steht, was seine Sorgen und Bewältigungsaufgaben sind.

Eine Eltern-Kind Beziehung ist ein sehr komplexes Gebilde, das in
verschiedenen Bereichen Stärken und Schwächen haben kann und darf. Ein
so wichtiges Feld wie das der Aufklärung sollte in einem wechselseitigen
Prozess zwischen den Eltern erarbeitet werden, denn das wichtigste neben
der bedingungslosen Liebe zu einem Kind ist Deine/Eure Konsistenz ergo
Authentizität.

Die elterliche Beziehung zu einem Kind umfasst auch den Bereich
„Lehrender – Lernender“. Grob skizziert geht dieses Modell davon aus,
dass je mehr der/die Lernende den/die Lehrenden akzeptiert/sympathisch
findet, umso bereitwilliger lernt er/sie von ihm/ihr und nimmt sein/ihr
Wissen an und setzt es um. Demnach ist es wichtig, sich kritisch zu
fragen: „Bin ich der Richtige für diesen Job?“. Eltern bestimmen ab
einem gewissen Alter nicht mehr, wen das Kind als Ansprechpartner_in
akzeptiert oder nicht. (Stichwort: Gen-Umwelt Korrelation). Es liegt
also an Dir zu schauen, als welche Art von Vater Dein Kind Dich sieht
und ob es Dich als "Lehrenden" akzeptiert, oder, was in der Adoleszenz
durchaus nicht unüblich ist, am liebsten seine Ruhe vor Dir hat. In
diesem Fall herrscht eine ungünstige "Lehrender – Lernender"-Beziehung
und auch wenn es schwerfällt, steht dann die Suche nach einem/einer
geeigneteren Lehrer_in an. Das kann von der Mutter, über den Onkel oder
der Nachhilfelehrerin bis hin zu uns Drug Scouts so ziemlich jede_r
sein, der von Deinem Kind in diesem Bereich akzeptiert wird.

Deine Schilderungen beschränken sich aktuell auf das Thema Drogen. Es
könnte sich lohnen, Deine Gedanken etwas zu erweitern und Dich näher mit
dem Feld der allgemeinen Bewältigungsaufgaben vertraut zu machen. Denn
Drogenkonsum ist immer nur ein Teil eines sehr komplexen Rahmens in dem
sich ein_e Heranwachsende bewegt. Schulwechsel, Adoleszenz, erste
romantische Beziehungen, Stressbewältigung und eben auch der Umgang mit
psychoaktiven Substanzen gehören dazu. Es gibt mittlerweile sehr gut
evaluierte Lebenskompetenzprogramme (z.B. IPSY von Dr. Weichold) die
präventiv in der Schule darauf hinarbeiten, dass heranwachsende Menschen
sich selber erfahren und eine Mündigkeit erlangen „nein“ oder „ja“ zu sagen.

Wie Du Dein Kind zu einer mündigen und selbstbewussten Persönlichkeit
verhelfen kannst, sollte die globale Maxime Deiner Überlegungen sein.

Hinweise wie Du ganz konkret ein Gespräch über Drogen angehen kannst,
findest Du in diesen Anfragen:
/de/drfruehling/wie-kann-ich-helfen
/de/drfruehling/besorgter-vater-0
/de/drfruehling/mein-mitbewohner-nimmt-drogen

Du sprichst von unregelmäßigen „Reisen“. Ganz gleich ob Dein Ticket THC,
LSD oder anders heißt, wirst Du verändert (entspannter, glücklicher aber
auch vielleicht verwirrter) wiederkommen. Gerade Kinder sind gegenüber
solchen Veränderungen viel empfindsamer als Erwachsene. Es ist nicht
unbedingt die Frage ob Dein Kind Deine „Reisen“ bemerkt, sondern auf was
wie sie attributiert wird und was es in Deinem Kind auslöst
(Unsicherheit, Freude). Wenn Du für eine liberale Ansicht auf Drogen
einstehen möchtest, solltest Du diese auch vorleben in dem Du Deinen
eigenen Konsum reflektierst, kritisch hinterfragst (z.B. warum ist
Kiffen okay, Speed ziehen aber nicht?) und somit Vorbild für eine
gelebte Drogenkompetenz bist.

Zum Punkt "der Gesellschaft". Deinen Schilderungen entnehmen wir, dass
Du sie für ein sehr homogenes und konservatives Konstrukt hältst. Der
aktuelle Stand der Wissenschaft skizziert eine von Diversität geprägte
Gesellschaft, die sich ständig verändert. Insbesondere die moralisch
geprägte Diskussion um Drogen ist in Veränderung begriffen und wird seit
einigen Jahren differenzierter geführt. Wichtig ist selbst dagegen
zuhalten, wenn bspw. Oma und Opa von den "Junkies" sprechen,
Freund_innen Vorurteile gegen Kiffer_innen auspacken oder sich die
Nachbarskinder über den Säufer aus dem Haus lustig machen. Du kannst vor
Deinem Kind Stereotype hinterfragen, wenn sie Euch begegnen. Es gibt
nicht "die abstinente" versus "die Junkie-Familie". Das Leben ist
vielschichtiger. Du bestimmst also als Vater mit in welcher
Gesellschaft oder welchen Kreisen Dein Kind aufwächst (Reaktive
Gen-Umwelt-Korrelation) und wie es seine Umwelt einzuschätzen lernt.

Letzten Endes wird Dein Kind selbst entscheiden wie es leben möchte
(Aktive Gen-Umwelt-Korrelation) und wird in dieser Entscheidung auch
durch Parameter wie das Temperament beeinflusst, welches bereits
pränatal festgelegt wird. Es heißt also bei all Deinen hypothetischen
Überlegungen diesen riesigen Faktor der Ungewissheit und der
Eigenständigkeit Deines Kindes nicht außer Acht zu lassen.

Wir empfehlen Dir also die Dinge auf Dich zukommen zu lassen. Wenn Dein
Kind dann in einem Alter ist, indem es über Drogen sprechen möchte,
hoffen wir dass die Drug Scouts immer noch da sind und wir Dich in
unserem Laden begrüßen dürfen.

Wir wünschen Dir alles Gute!

Dein Dr. Frühling-Team

Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.
 

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