Wie schwer ist der Codein-Entzug wirklich?
Wie schwer ist der Codein-Entzug wirklich?
Lieber Dr. Frühling,
Ihre Beratung zu Codeinsucht + Folgen von vor 4 Jahren steht im Widerspruch zu den Ausführungen bei wikipedia.de.
Nach der Lektüre des Postings entsteht der Eindruck, dass Codein als Droge weniger problematisch ist. Bei wikipedia liest man das ganz anders.
Sollte der CodeinEntzug tatsächlich noch schwieriger und das heißt ja für den Suchtkranken: noch schwerer zu ertragen sein als der von Heroin, dann müsste Ihre Beratung vom 28.1.2001 dem entsprechend abgeändert werden, meine ich. Umgehend.
In diesem Sinne 'n schönen Gruß
von Lore Neverdrugged
Dr. Frühling:
Hallo Lore,
die heftigsten Entzugserscheinungen sind nach dauerhaft-regelmäßigem Konsum von [Straßen]Heroin nach ca. 5 bis 6 Tagen überstanden. Bei Codein kann man mit mindestens 7 Tagen für diesen Prozess rechnen. Insofern sind unsere Angaben von 2001 - zumindest was den zeitlichen Vergleich angeht - unvollständig.
So sehr wir wikipedia als unerschöpfliche und unabhängige Wissenquelle schätzen: Aussagen wie "Der Entzug von Codein zählt mit zu den schlimmsten und langwierigsten Entzügen, die Opiumderivate hervorrufen" sind einfach zu pauschal.
Der Verlauf des Entzuges ist abhängig von der Frequenz, der Menge, der Dauer sowie eventuellem Mischkonsum [liegt bei Codein fast immer vor] und der körperlichen Konstitution des Users. Zudem wird das persönliche Erleben des Entzuges individuell sehr unterschiedlich beurteilt. Woran macht sich die "Schwere" eines Entzuges fest? Sicherlich an der Dauer und an der Heftigkeit des Begleiterscheinungen. Aber schon die sind von User zu User unterschiedlich und werden auch verschieden bewertet.
Nach dem Abklingen der ersten und heftigsten Entzugserscheinungen ist bei Heroin wie Codein eine mitunter schwere Phase zu überstehen, die durch Schlafstörungen, Frösteln, depressive Verstimmung und ähnliche Symptome begleitet sein kann. Auch hier gilt wieder: jede/r meistert diese Zeitspanne anders [oder eben nicht] und bewertet diese auch anders. Uns erscheint es jedenfalls spätestens hier sehr schwierig, pauschale Vergleiche über die "Schwere" der Entzüge von Heroin und Codein zu ziehen.
Danke für Deine genaue Prüfung unserer Webseite. Wir fügen diesen Kommentar der Antwort von 2001 bei.
Viele Grüße,
Dein Dr. Frühling-Team
Hier nochmal der Eintrag auf https://de.wikipedia.org/wiki/Codein von Juni 2005:
ENTZUG: Der Entzug von Codein zählt mit zu den schlimmsten und langwierigsten Entzügen, die Opiumderivate hervorrufen. Es ruft die gleichen Entzugssymptome wie ein Heroinentzug hervor.
DAUER: Ein so genannter kalter Heroinentzug, der ohne Verabreichnung medikamentöser Hilfen erlebt wird, erstreckt sich meist über etwa 14 Tage. Bei einem kalten Codeinentzug, dessen heftigste Auswirkungen zwar nach sechs bis acht Wochen überwunden scheinen, treten Entzugserscheinungen selbst nach bis zu acht Monaten in verschiedenen Symptomen immer wieder auf.
SYMPTOME: Die Symptome dieser Entzüge, ähnlich wie bei Metha- und Polamydonentzügen, beginnen mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Glieder- bzw. Knochenschmerzen von den Lendenwirbeln bis in die Waden, Krämpfen, Frieren, Schwitzen, Zittern bis hin zu Wahrnehmungs- und Bewusstseinsstörungen.
Bei jedem weiteren Entzug (nach oft erfolgten Rückfällen) steigt die Wahrnehmungsintensität der Schmerzen, was eine zunehmend stärkere Entzugsangst hervorruft.
ENTZUGSHILFE: Die beste, sicherlich aber auch schwerste Form einen dieser Entzüge kalt zu überstehen, ist mit Hilfe körpereigener Endorphine, die bei körperlicher Betätigung, insbesondere bei Ausdauersportarten, ausgeschüttet werden. Je nach körperlicher Konstitution und Dauer der Abhängigkeit des Betroffenen kann versucht werden, den Entzugserscheinungen sofort durch körpereigene Endorphinüberflutung entgegenzutreten oder die ersten Tage bis Wochen leidend im Bett, auf dem WC oder anderswo zu verbringen. Sofern der Entziehungswillige standhaft genug ist, kann auch versucht werden, täglich eine radikale und konsequente Dosisreduzierung durchzuführen. Allerdings ist die Reduzierung meist keine Hilfe, da sie fast immer in Rückfällen endet.
Hilfreich, vielleicht sogar notwendig, können bei einem kalten Entzug die Zuführung von viel Flüssigkeit zum Beispiel in Form von nicht koffeinhaltigem Tee, die Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen, wie beispielsweise Basica, sein.
Auf andere Weise der Sucht zu entkommen, als durch einen kalten Entzug, ist, in Relation zur Anzahl der Abhängigen, nur in wenigen Fällen und meist nur nach langer Substitution gelungen.
Neben Metha- und Polamydon führen weitere verabreichte Rezeptorenblocker wie zunächst Nemexin dann auch Subutex (ein Buprenorphin-Präparat mit Abhängigkeitspotiential) zu dem weiteren Übel des Beikonsums in Form anderer Drogen und/oder Medikamente, wie z.B. Kokain und Cannabis, Benzodiazepine, wie z.B. Diazepam(Valium) Bromazepam und Flunitrazepam. Hierbei, besonders bei Haschisch und Kokain, ist anzumerken, dass Handel und Erwerb strafbar sind.
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.