Angefangen mit 15
Ich habe mir sehr lange überlegt ob ich hier etwas schreiben soll oder nicht, obwohl ich diese Forum seit ungefähr 6. Jahren besuche. Ich bin 21. Jahre alt und habe mit 14 angefangen regelmäßig Diazepam zu nehmen (hatte ich damals unverantwortlicherweise von meiner Hausärztin bekommen - die ich später gewechselt habe).
Ich habe ganz normal mit einer halben Tablette am Tag angefangen. Nachdem ich nach den Sommerferien die Schule gewechselt habe ( mitlerweile war ich 15 geworden) kamen auch andere Substanzen ins Spiel, ich habe angefangen mich für Drogen zu interessieren und mich im Internet zu informieren. Mein Benzokonsum hat sich nach und nach immer mehr gesteigert. Das ein Entzug von Diazepam die Hölle sein soll, habe ich damals nicht gewusst, ich hätte nur die Information das eine Einnahme die läger als 2. Wochen dauert nicht unter ärztlicher Aufsicht empfohlen wird, da das Risiko in eine Abhängigkeit zu geraten ziemlich hoch ist. Na ja, erstmal kein großes Thema für mich gewesen, obwohl ich meinen Konsum kontinuierlich am Steigern war. Mit 15. lernte ich dann auch das Kiffen zu lieben. Auf meiner neuen Schule schloss ich mich einer Gruppe an, die an der ganzen Schule ansehen und Respekt genießte, jeder hat gewusst was bei uns geht und wie wir eigentlich unterwegs sind, doch alle haben uns in Ruhe gelassen. Ich habe morgens vor der ersten Stunden schon mal mit meinem Diazepam angefangen, natürlich hat es mir nichts gebracht weil die Dosierung zu niedrig war, aber mein Kopf hat Ruhe gegeben, weil er das bekommen hat wonach er verlangt hat! Eigentlich bestand meine Schulzeit damals nur aus unentschuldigt fehlen, krank machen und aus den Leuten mit denen ich fast 24h am Tag unterwegs war. Wir haben damals jede Gelegenheit genutzt um zu kiffen, morgens, mittags, abends. Ich war dauerhaft bekifft zu dieser Zeit.
Irgendwann bin ich mittags von der Schule nach Hause gekommen, und irgendwas hatte mich dazu bewegt mit meinem Benzokonsum schluss zu machen und ich spülte alle meine Tabletten die ich noch hatte ohne Reue den Abfluss runter. Wie gesagt, von Entzug hatte ich keine Ahnung gehabt. Was vielleicht auch ganz gut war...oder es war einfach nur meine feste Enschlossenheit wo auch immer sie her kam, das es mir ohne Benzos gut ging, obwohl jetzt ein Entzug kommen müsste. Nach einem halben Jahr ungefähr hat mich nicht nur mehr das Kiffen interessiert, nachdem ich bei einen Freund zum ersten Mal Speed gesehen und gezogen habe. Ich habe mir selbst ein paar Gramm gekauft (ich hatte immer genug Geld, da mich mein Vater finanziell unterstützt hat zu dieser Zeit - natürlich unwissend), ich habe mich abends zu Hause hingesetzt und habe mir die Scheiße am Stück reingezogen. Jeder der irgendwann in seinem Leben mal was mit Amphetaminen zu tun hatte weiß was geht und weiß auch was für ein Durchhänger man in den darauf folgenden Tagen haben kann.
Egal...irgendwann war ich auch älter geworden, und landete zurecht mit 17. Jahren in der Psychiatrie, weil ich von der ganzen Scheiße nix mehr auf die Waage gebracht habe und im Kopf fertig war. Danach war ich einige Zeit komplett sauber gewesen. Bis ich mit 19. wieder angefangen habe. Erfahrung habe ich mit Speed, XTC, Kokain und Crystal gemacht. Meine Einsteigerdroge war aber wieder THC gewesen. Ich kiffte ein Jahr ohne etwas anderes zu nehmen, ich distanzierte mich auch komplett von syntetischen Drogen. Irgendwann kam ich und ein Kumpel auf die Idee uns Speed zu holen, ich besorgte 5g und wir haben uns drei Tage erstmal verpisst, niemand wusste wirklich wo wir waren und ansprechbar waren wir auch für niemand gewesen. Wir machten uns also drei richtig fette Tage mit Amphetaminen und Gras. Dann sollte aber das böse Erwachen kommen. Ich bin am vierten Tag als ich wieder zu Hause war (natürlich total fertig und richtig mies drauf) habe ich großen Stress mit meinem Kumpel gehabt, die Freundschaft hatte sich am nächsten Tag erledigt gehabt. Abends wurde ich von der Polizei per Beschluss persönlich zur 24h Ingewahrsamnahme in die Psychiatrie auf die Entzugsstation gebracht. Die Schuld dafür habe ich alleine mir zuzuschreiben, ich hätte die Finger weg lassen sollen. Eine große Lehre sollten diese 24h Stunden für mich nicht gewesen sein, obwohl ich noch riesen Glück hatte das mich nicht die Polizei durchsucht hat, sondern erst die Pflegerin von der Station, ich hatte noch einen Rest Speed und 10g Gras bei mir - ärgerlich, ich musste eigenhändig meine Drogen entsorgen. Auf jeden Fall war ich nach 24h wieder frei und hatte noch nicht mal was zu rauchen. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg um mir was zu holen, ich traf mich mit einer Freundin und die wartet gerade auf ihren Lieferanten der Kokain bringen sollte. Wir beschlossen raus zu gehen ein bisschen feiern. Da wir viele Kontakte zu gewissen Leuten hatten, kamen wir überall ohnen Probleme und ohne Geld rein und uns erwartet noch mehr Koka und zwar beste Qualität.
Wir waren also feiern, abwechselnd haben wir uns Nasen gezogen bis dann irgendwann am Morgen das Licht anging und ich irgendwann gegen 10. Uhr zu Hause war. Dort habe ich mir noch eine letzte Nase gezogen, bin baden gegangen und habe mich ins Bett gelegt. Zwei Tage später hatte ich wieder was zu rauchen und war auch so wieder voll mit dabei. Genauso wie ich zwei Wochen später wieder in der Psychiatrie gelandet bin, und wieder auf der Entzugsstation. Diesmal als Notfall, ich entschied mich diesmal ein paar Tage länger zu bleiben, weil mein ganzes Leben mehr denn je in sich zusammenfällt und ich große Angst hatte vor meiner Zukunft.
Das ist jetzt eine Woche her und ich merke das sich demnächst einiges ändern muss. Alles was ich im Moment mache, passiert weil ich funktionieren muss, und ich stehe dabei dauerhaft unter Strom, bin innerlich sehr unsicher und weiß oftmals nicht wie ich mich meinen Gefühlen usw. umgehen soll. Zur Zeit kiffe ich nur (Ok ich kiffe eigentlich nur, rauche das Gras wie Zigaretten) aber auch da belastet es mich auch unheimlich mich immer wieder in eine gewisse Schattenwelt dafür begeben zu müssen. Meine nächste Schritte die ich machen werde ist bei der Drogenberatungsstelle anrufen und eine stationäre Therapie anstreben, außerdem versuche ich ein bisschen Gleichgewicht in mein Leben zu bekommen durch Sport.
Ich konsumiere seit 6. Jahren Drogen, ich habe viel erlebt, viel gesehen, habe viel "Junkies" kennengelernt und war die letzten drei Jahre viel unterwegs gewesen. Wenn ich heute 12 - 14. jährige auf der Straße sehe, die alleine schon mit ner Kippe an der Ecke stehen und einem dann erklären wollen wie toll Drogen sind und erzählen was sie alles schon konsumiert haben, finde ich das total krass. Ich habe in diesen Situation ein großes Bedürfnis denen klar zu machen, das Drogen ein Leben zerstören auch wenn der Rausch absolut genial und unbeschreiblich sein kann, wenn man es noch nie selbst erlebt hat. Und in diesem Alter hätte ich mir auch nicht viel über die Gefahren von Drogen erzählen lassen! Aber egal was, jede Droge gewinnt irgendwann, wenn man nicht rechtzeitig die Finger davon lässt!
Substanzen
- Drogenkonsument_innen
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