Carpe diem
Ich habe schon einen kurzen Bericht über meine Geschichte geschrieben. Dies sollte den Menschen etwas Trost oder Hoffnung schenken, die sich genauso fühlen, wie ich es einst tat. Denn ich denke, dass Menschen, die es nicht bei einem Mal belassen oder es überhaupt ausprobieren, entweder wirklich ein psychisches Problem haben (das ist auf keinen Fall negativ gemeint, ich litt ebenfalls an Depressionen, als ich damit anfing) oder vielleicht nicht genug aufgeklärt sind. Wahrscheinlich wird es auch andere Gründe geben. Ich finde es wichtig, die Menschen hier nicht zu beschimpfen oder sonstiges. Ich denke, man sollte den Hintergrund dieser Menschen respektieren, nicht über Menschen urteilen, die man nicht kennt und sich Gedanken über den Grund des Schnüffelns machen! So wie es jemand vor mir bereits angesprochen hat. Denn das WARUM ist das Entscheidende! Auch ich möchte meine Erlebnisse schildern, die ich mit dem Inhalieren bestimmter Mittel gemacht habe. Ich kann mich noch daran erinnern, als ich das erste Mal (mit 13 Jahren) ein Parfum auf ein Taschentuch sprühte und an dem Taschentuch roch. Natürlich habe ich dabei nichts gemerkt. Lediglich meine Naseninnenräume taten ein kleines bisschen weh. Der Schmerz verschwand jedoch nach einigen Minuten wieder. Dann begann ich mit Nagellackentferner, weil ich den Geruch einfach fantastisch fand, ich ihn jedoch bei jedem Zug in meiner Kehle spürte. Doch andere körperliche oder psychische Reaktionen zeigten sich nicht. Ich male für mein Leben gern und so kam es, dass ich mit 16 Jahren auf die Idee kam, meine Ölfarben mit Farbverdünnung zu mischen, und es ließ sich wirklich besser arbeiten. Jedoch kam mir auch die (dumme!!!) Idee, einmal daran zu riechen. Ich steckte meine Nase in den Kanister und atmete tief ein. Dies hatte jedoch keine Wirkung auf mich. Dann begann ich es auf ein Taschentuch zu träufeln. Viele Male hab ich es gemacht und nie etwas dabei gespürt. Doch als ich einmal länger daran zog und mir immer wieder eine Ladung aufs Taschentusch gab, merkte ich auf einmal wie meine Zunge etwas taub wurde. Ich konnte sie zwar noch bewegen, aber es fühlte sich komisch an. Auch meine Arme und Beine waren schwerer. Ich stand dabei und schaute aus meinem Fenster. Auf einmal kam ich mir wie im Traum vor. Ich sah einen Mann und ein Kind auf der Straße. Ich weiß, dass das real war, sie waren halt nur viel näher dran. Das Hause war auch nicht so weit weg. Kaum zu beschreiben. Dann habe ich mich auf meine Couch gesetzt. Ich hatte meinen Körper total unter Kontrolle. Ich gab noch eine Ladung auf mein Taschentuch. Und von nun an war es total komisch. Ich hatte es ja das erste Mal gemacht. Nun war mir als ob ich wirklich bewusstlos war. Aber diesmal träumte ich ?richtig?. Ich träumte, dass ich an meinem Taschentuch zog, aber ich konnte mich dem nicht entreißen. Als ob mein Körper das regelrecht braucht. Ich war wohl in eine Art Trance verfallen. Als ich ?aufgewacht? bin, konnte ich das Tuch von meiner Nase entfernen. Danach ging es mir richtig schlecht; nicht körperlich, sondern seelisch. Ich weinte, weil mir klar war, was ich meinem Körper und meiner Familie antue. Trotzdem habe ich es nächsten Tag noch einmal probiert? Als mir meine Mutter den Farbverdünner weggenommen hat, weil mein ganzes Zimmer danach gestunken hatte, ich hatte ja damit auch gearbeitet, kamen mir Sprays in den Sinn. Ich hatte es zuvor nie gemacht oder etwas darüber gelesen. Trotzdem wusste ich, wie ich es machen muss. Ich habe verschiedenene Sprays ausprobiert: Deos, Haarspray, Schuhspray, auch Insektenspray. Mit Insektenspray habe ich es ziemlich schnell sein lassen, weil mir davon schlecht wurde. Kleber habe ich auch einmal ausprobiert, aber danach hatte ich Kopfschmerzen und hab auch dies sein lassen. Schade, dass mir von dem anderen Kram nicht schlecht wurde. Denn sonst wäre es nur eine einmalige Sache gewesen? Es ist so wunderschön, wenn du einatmest und alles warm und wohlig wird. Die Wärme durchzieht den ganzen Körper, insbesondere den Unterleib. Dann fängt es im Kopf an zu ?dämmern?, wie ich es immer bezeichnet habe. Das ist auch der Zeitpunkt, an dem man anfängt, die vielen kleinen Punkte zu sehen; als ob die Luft aus bunten Punkten besteht, und alle Geräusche fangen an zu hallen. Ich mochte es auch, wenn ich das Gas einatmete. Dieses Gefühl, wenn es durch den Mund kommt und weiter geht, war mit das Tollste an der ganzen Sache. Ich glaube, das war wohl einer meiner Hauptgründe. Atmet man noch mehr ein, kommen die Halluzinationen. Oft fühlte ich mich mit meinem Zimmer verbunden. Alle Gegenstände in meinem Zimmer hatten eine Seele. Manche versuchten mir etwas zu zeigen. Ich folgte ihnen, aber es führte zu nichts. Manchmal zeigten mir Schatten an der Wand etwas? Manchmal starrte ich auf einen Punkt und inhalierte nur dieses Zeug. Dann fiel ich oft weg. Es war wie im Traum. Einmal sah ich alles grün und eine Geschichte spielte sich vor mir ab. Ich kann mich nur noch an das Ende der Geschichte erinnern: ich sah 2 Karten (ich glaube es waren Karo und Herz, sie waren keinen Fall schwarz). Sie hatten ein Gesicht, Beine und Arme. Sie winkten mir freundlich zu. Auch sah ich oft ein freundliches Gesicht mit diesen Augen: ^ ^ (wie das auch schon jemand vor mir beschrieben hat). Es war einfach toll. Oft glaubte ich während meines Rausches, dass ich alle Antworten habe, das die Welt in die ich getreten war, mir alles erklärt. Ich hatte das Gefühl, dass ich etwas besonderes bin, weil ich in diese Welt eintauchen durfte. Die Welt gab mir das Gefühl? Zunehmend begleiteten mich während des Rausches auch Verfolgungsängste und Gedanken, dass mein Zimmer mir etwas Böses will, und rannte deshalb oft aus meinem Zimmer. Dann sah ich zum ersten Mal einen Totenkopf an meiner Wand, weshalb ich mir sagte, so etwas nie wieder anzurühren, weil ich glaubte, dass das ein Hinweis war? Trotzdem tat ich es wieder. Irgendwann sah ich immer eine schleimige, rosa Kugel in der Luft hängen. Ich hörte dann immer sofort auf, weil ich mich irgendwie unwohl dabei fühlte. Mit jedem Male wurde sie größer. Und dann wurde sie schwarz. Sie war inzwischen riesengroß und hatte ein Gesicht, aber kein freundliches? Ich denke, es sollte den Tod verdeutlichen. Und auf einmal sah ich einen gelben Strich über der Kugel. Das sollte mein Leben sein. Ich sah wie der Strich immer kürzer wurde und ich in meinem Kopf den Countdown hörte: 4, 3, 2 und ich rannte mit einer panischen Angst aus meinem Zimmer. Ich dachte wirklich, dass das mein Ende gewesen wäre, wenn ich nicht rechtzeitig aus meinem Zimmer gerannt wäre. Manchmal merkte ich auch, wie meine Wirbelsäule ganz heiß wurde. Ich machte es noch ein paar Mal, bis ich letztendlich für meinen Freund ganz damit aufhörte. Ich bin froh, dass ich es endlich geschafft habe, denn immer wieder habe ich mir gesagt: ?OK, das ist das letzte Mal!? Bei mir zeigen sich zwar noch keine Folgen, aber ich habe solche Angst, dass mich meine Vergangenheit einmal einholen wird. Ich versuch jedoch erstmal nicht daran zu denken, und mein Leben zu genießen und zu lieben, so wie es das verdient hat. Denn das Leben ist etwas kostbares, was man nicht einfach wegschmeißen sollte, schon gar nicht mit solchen Mitteln. Natürlich durchlebt ein Mensch auch schwere und traurige Zeiten, ich musste es selbst auf schmerzvolle Weise erfahren. Aber man darf nicht aufgeben und nicht in Sachen wie Drogen verfallen. Am Anfang spenden sie dir Hoffung und zeigen dir eine schönere Welt. Doch man glaubt gar nicht, wie schnell man sich alles kaputt macht und am Ende wird alles nur noch schlimmer. Ich weiß nicht, ob das auch für andere Drogen gilt, aber für das, was ich ausprobiert habe schon. Ich weiß auch nicht, ob ich da mit meinem Empfinden allein stehe. Ich finde es Schwachsinn zu sagen, dass man lieber andere Drogen nehmen soll, weil sie ja nicht so ?gefährlich? sind. Jede Droge ist gefährlich, selbst die harmloseste Zigarette, kann letztendlich zum Tod führen. Man probiert es einmal und noch einmal und irgendwann kommt man nicht mehr davon los? Auch ich habe geglaubt, dass ja sowieso schon mein ganzes Gehirn kaputt ist, also kann ich doch damit weiter machen. Aber jetzt denke ich, je früher man damit aufhört desto besser. Am besten man fängt gar nicht erst damit an, denn man kommt nur schwer von los. Werft nicht einfach euer Leben weg, auch wenn ihr glaubt, dass ihr schon gar keines mehr habt. Ich weiß, dass das alles leicht gesagt ist, und man nur schwer glauben kann, dass auch schöne Zeiten auf einen zukommen? Wer stark genug ist, schafft es allein, aber auch wer Hilfe annimmt, ist in meinen Augen stark. Schwäche war mein Grund, warum ich damit anfing. Ich bin auf keinen Fall stark, aber ich habe jemanden, der mir die Stärke gibt und mich festhält, denn allein wäre ich auch zu schwach gewesen. Bitte, fangt niemals damit an! Bitte. Auch wenn einige über diesen Eintrag lachen mögen. Die, die es nicht tun, lasst euch sagen: hinfallen kann man, liegen bleiben nicht. Also in diesem Sinne: carpe diem PS: Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen helfen?
Substanzen
- Schnüffelstoffe
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