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Der Dämon in mir - eine (wahre) Kurzgeschichte

Mir geht es gut. Es geht mir wirklich gut. Ich fühle mich stark und bin  davon überzeugt. Ich gehe durch die Straßen, nehme alles wahr. Schaut nur -Ich bin eine von euch. Ich gehe auch arbeiten, einkaufen, auf den Markt und bekomme meinen Alltag geregelt. Schaut nur. Ich bin da. Ich fühle mich gut.

Ich bin heute aufgestanden, habe geduscht, gegessen und gearbeitet.  Ich habe eingekauft, mit meiner Oma telefoniert und meine Wohnung geputzt. Ich habe Dinge erledigt. Ich bin früh aufgestanden und früh schlafen gegangen. So wie ihr. Alles ist gut und die Welt fühlt sich real an. Ich bin mittendrin und es wäre doch ein Witz wenn ich das alles nicht geregelt bekommen würde. Ich fühle mich gut. Echt jetzt.

Ich fühle mich so gut und stark, dass ich mich doch ein kleines bisschen belohnen darf für diesen Alltagstrott. Oder? Nur ein bisschen. Um abzuschalten. Um runter zukommen. Hab ich mir doch verdient. Oder?

Die Weissweinschorle schmeckt gut. Die Zigarette auch. Nur ein Schlückchen, wird jawohl erlaubt sein. Vielleicht noch ein kleines Gläschen, diesmal aber nicht mit soviel Wasser. Schmeckt ja auch nicht so gut. Jetzt fühle ich mich richtig gut. Doch da beschleicht mich ein unruhiges Gefühl. Ich habe echt viel geschafft heute. Da wird man sich jawohl mal belohnen dürfen. Ende der Woche bekomme ich doch Besuch, meldet sich mein Kopf. Da sollte man doch versorgt sein. Ja, aber nicht heute, sagt der Verstand. Aber schonmal besorgen könnte man es. Na gut, aber nichts nehmen.

Eine Minute später. Handy in der Hand. Unruhe. Aufregung. Schlechtes Gewissen. Vorfreude. Er kommt schon in fünf (!) Minuten. Euphorie macht sich breit. Noch eine Kippe und noch ein Schlückchen vom Wein. Diesmal ohne Wasser.

Aufgeregt renne ich die Treppen hoch. Herzklopfen. Es kann nicht schnell genug gehen. Von schlechten Gewissen keine Spur. Meine Hände zittern, wo ist die Schere? Wo ist der Strohhalm? Es kann nicht schnell genug gehen. Endlich da liegt es. Auf einem weißen Teller. Schön und so unschuldig sieht es aus. Mein Herz klopft lauter und die erste löst ein reines Glücksgefühl aus. Hallo mein Freund, endlich wieder du und ich. Ich habe dich vermisst und eigentlich habe ich Dir auch Unrecht getan. Du bist nicht so schlecht, wie ich immer fluche. Im Gegenteil, mir geht es richtig gut mit Dir. Na gut, eine kleine noch. Aber dann ist auch Schluss, ja?! Wir wollen ja nicht wieder übertreiben und du weißt ja wie das immer mit uns beiden endet. Eigentlich sind wir wie zwei Liebende, die nicht zueinander gehören und nicht miteinander umgehen können. Große Liebe, großes Drama. Lass uns vorsichtig sein und nichts überstürzen. Gut, eine noch... aber dann wirklich Schluss.

Ich fühle mich wirklich gut und ich habe das auch im Griff. Das wars für heute Abend. Wirklich jetzt. Ich kann damit umgehen. Ich fühle mich wirklich gut. Fast noch besser als vorhin. Ich kann alles schaffen. Und eigentlich ist auch nichts so schlimm, wie ich immer denke. Alles ist leicht, alles ist gut. Ich bekomme alles in den Griff. Ich bin voller Energie und kann alles schaffen. Easy.

Ich liebe es mit meiner Familie und meinen Freunden zu sprechen. Alles fällt mir leichter. Und ja, ich versichere euch: Alles wird gut. Mir geht es gut. Und ich bin auf dem richtigen Weg. Echt jetzt.

Ok, noch eine kleine. Aber das wars dann wirklich. Du weißt ja wie diese Nächte enden.

Blick auf die Uhr, ist ja noch früh. Ok, noch eine kleine. Ich muss ja eh nochmal da zurück rufen. Handy in der Hand, monologeführend lege ich noch eine und zünde mir dann die gefühlt achzigste Kippe an. Oh, doch schon so spät. Naja, jetzt isses auch egal. Kriegst du morgen schon alles hin. Hast Du doch schon so oft. Zur Not nehme ich halt noch ne Schlaftablette. Bin eh nicht müde und auch afgewühlt. Ist ja auch alles viel. So viel passiert, da darf man schonmal über die Strenge schlagen. Ist doch eh egal alles. Wen könnte ich noch anrufen? Wen schreiben? Wer könnte noch wach sein? Mist, so spät schon. Keiner mehr erreichbar. Ich fühl mich allein gelassen. Alle schlafen schon, müssen ja morgen früh raus. Langweiler alles. Dann gönn ich mir noch eine. Denn auf dich ist Verlass, du schöne Weiße. Aber wieso wirst du plötzlich so abweisend zu mir? Eben noch voller Euphorie, jetzt so unruhig? Schnell nachlegen, dann geht das doofe Gefühl weg. Ich kann alles schaffen. Es wird alles gut. Oder?! Das heute ist echt das letzte Mal, wir feiern Abschied. Wie letzten Montag schon. Aber Abschiede sind ja bekanntlich immer schwer und ich bin ja auch psychisch angeschlagen, da passiert sowas halt. Machs mir halt nicht so schwer.

Wen könnte ich anrufen? Na gut, dann halt Internet. Mist, der Wein ist leer. Shit. Dann noch ne Kippe. Und noch eine kleine. Ist ja jetzt eh egal. Ich bin sowieso einfach nur schrecklich. Mein ganzes Leben ein Desaster. Ich habs halt verzockt. Keiner ist wirklich für mich da, sonst würden die mich doch jetzt auch mal anrufen. Und wenn ich wieder um 4 Uhr morgens anrufe, denken die wieder dass ich durch bin. Stimmt ja so nicht. Mir geht’s halt einfach nicht gut.

Ich hasse mich. Mir geht es schlecht. Ich will nicht schlafen, weiß aber ich muss. Das macht es noch schlimmer. Was sollen die morgen auf der Arbeit denken? Das sieht doch jeder. Wie soll ich das durchhalten? Ich kann so nicht arbeiten gehen. Ich kann nicht schon wieder krank machen. Was soll ich sagen. Ne, das geht nicht. Aber mir geht’s doch so schlecht. Warum ruft mich eigentlich keiner an? Ich bin alleine. Ganz alleine. Warum sieht denn keiner, dass es mir schlecht geht? Das schlechte Gefühl beschleicht mich wieder. Schnell nachlegen, dann wird’s besser. Ich bekomme alles hin. Wirklich. Das war das letzte Mal. Echt jetzt.

An Schlaf ist nicht zu denken. Kopfkino. Nase zu. Gedanken kreisen sich. Ich bin schlecht. Mein Leben ist schlecht. Es wird hell, shit. Jetzt ist es auch egal. Also wieder aufs Sofa. Wein leer. Fuck. Ok, nachlegen und ne Kippe. Die Vögel bringen mich um, ich hasse Vögel.

Ablenken. Aber wie? Internet. Unruhe. Warum hat xy das Foto als like markiert und meine nie? Ist da noch was? Er war eh irgendwie komisch. Der will mich doch gar nicht richtig. Wusste ich schon die ganze Zeit. Ich muss ihm das schreiben. Jetzt, sofort. Das geht so nicht mehr. Nein, nein. Du weißt dass das keine gute Idee ist. Dann weiß er wieder dass du die Nacht durchgemacht hast und er war doch so stolz auf dich. Schreib ihm morgen. Ok. Aber trotzdem: Der will mich doch gar nicht. Wer will mich überhaupt? So schrecklich wie ich bin.

Schnell nachlegen, ich hasse das komische Gefühl. Mir soll es doch gut gehen. Jetzt ist eh egal. Ich meine, es geht doch um mich?! Scheiss auf arbeiten, einkaufen, putzen, Alltag. Wichtig bin ich. Und ich bin alleine. Ich will mein Leben zurück. Dass es mir gut.

Jaja,das wusstest du schon vorher. Guck mal wie gut es Dir die letzten Tage ging. Und jetzt bist du wieder schwach. Schwach. SCHWACH. Du machst dir was vor, du machst allen was vor. Du bist echt das Allerletzte.

Was ist denn jetzt los mit Dir? Oooch, wütend? Traurig? Enttäuscht von Dir? Selbsthass? Und was jetzt? Schlafen geht nicht. Aber ich müsste doch so dringend.

An Aufhören ist nicht zu denken. Dann geht es mir ja noch schlechter.

Es ist hell. Ich hasse das. Ich werde noch wahnsinnig. Die letzten Stunden nur mit mir und diesem hässlichen Zeug. Wie konnte das nur wieder passieren? Wann habe ich die Kontrolle verloren? Das schöne Gefühl ist weg und kommt auch nicht wieder. Trotzdem lege ich nach, aber es bringt nichts. Nur noch mehr Herzrasen und Zittern. Was nun? Schlafen. Niemals. Durchmachen. Dann geht es Dir morgen wieder so wie letzte Woche. Das war der Horror. Ich möchte mit jemanden reden. Aber mit wem? Die halten mich doch wieder nur alle für total durch. Ich traue mich nicht jemanden anzurufen. Dabei geht es mir schlecht. Ich fühle mich unruhig und verzweifelt. 

 

Substanzen

  • Kokain

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Kommentare

Kommentar von casual |

Danke dafür, besser hätte man

Danke dafür, besser hätte man es nicht schreiben können.

Kommentar von mabelle |

Sehr schöner Text

Ich weiß genau, wie es dir geht. Kann jedes deiner Worte nachverfolgen, hätte direkt aus meinem Leben stammen können. 

Kommentar von Lou Reed |

Kokserfahrung

Guter und ausführlicher Bericht. Ich selbst kann auch ca. 40 Jahre Erfahrung mit bewusstseinsverändernden Substanzen zurückblicken (hauptsächlich Psychedelica, selten Speed, temporär Koks).

Meine persönliche Erfahrung mit Kokain - und was ich auch bei anderen Nutzern festgestellt habe - war, das es sich eben doch sehr negativ auf die Persönlichkeit auswirkt. In der Zeit, in der ich öfters zusammen mit einem Bekannten gekokst habe, konnte ich bei mir selbst eine zunehmende Agressivität feststellen, ausserdem eine sich langsam einschleichende psychische Abhängigkeit.Das Kokser überwiegend Blödsinn labern, ist ja inzwischen Allg

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