Geliebtes/verdammtes H
Hallo an alle, ich habe mir sehr viele Erfahrungsberichte durchgelesen. Manche Einträge haben sich zu Streitgesprächen entwickelt. Aus meiner Sicht möchte ich sagen, es soll hier jeder die eigene Erfahrung schildern, aber darüber urteilen ist in den meisten Fällen unangebracht. Jeder empfindet die Art auf H zu sein, mit H umzugehen oder gar den Entzug anders. Ich denke, es spielen viele Faktoren von aussen und auch der Charakter und die Verfassung des jeweiligen Menschen selbst eine grosse Rolle wie man empfindet. Ich selbst fand mich komischerweise schon immer zu Drogen hingezogen. Selbst als ich als Teenie "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" angesehen habe, fand ich es eher interessant. Alle meine Freundinnen waren entsetzt, ich dachte mir immer "irgendwann wenn Du älter bist, probierst Du es einfach aus". Mit 18 habe ich gekifft, Koffein-Tabletten in rauhen Mengen gegessen und viel getrunken. Irgendwie hat aber immer mein Verstand gesiegt. Bevor ich zu weit abgerutscht bin, habe ich mich jedesmal gefangen. Zwischendrin gab es immer mal Ausrutscher aber ich ließ so ziemlich die Finger von Drogen. Mit Dreißig habe ich geheiratet und es war eine absolute Psycho-Ehe. Ich hatte einen guten Job, aber das war auch alles was ich erreicht habe. Nach meiner Scheidung wollte ich nichts mehr wissen vom Leben und bis ich wieder einigermaßen normal denken konnte war ich Mitte Dreißig. Seitdem hat nichts mehr geklappt, bin mit dem Älterwerden nicht klargekommen weil ich mich immer noch wie Mitte Zwanzig fühlte, habe keine Beziehung mehr auf die Reihe gebracht... kurzum ich fand das Leben zum kotzen und hatte nur noch Depressionen. Durch meinen nächtlichen Nebenjob kam ich dann viel mit Drogen in Berührung. Habe jede Woche Chrystal, Pep, Pillen usw. konsumiert. Im Prinzip war ich immer auf der Suche nach H.... einmal ausprobieren... so wie ich es als Teenie schon wollte. Es dauerte ca. ein halbes Jahr und da hat mir mein Dealer erzählt, er habe kein Pep sondern ein halbes Gramm H. Jawohl es war soweit!!! Meine Kumpels waren ensetzt. Alles nur nicht das!! Aber ich wollte es so. Die ersten zwei Male war es wohl schlechtes Zeug, habe so gut wie nichts gemerkt. Beim dritten Mal habe ich eine ordentliche line gezogen und es war megageil. War gut drauf, selbstsicher. Allerdings fühlte ich mich unsicher im laufen und mir wurde kotzübel (wie bei Alkohol). Dachte mir, das kann es ja nicht sein. Also habe ich es so oft genommen, bis es mir nicht mehr schlecht wurde. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt, keiner konnte mir was, selst meine große unerfüllte Liebe konnte mir seelisch nichts mehr anhaben. Mir war es egal dass aus uns nichts Ernstes geworden ist. Eigentlich war mir alles egal, fühlte mich warum und euphorisch. So wie das Leben kommt, so kommt es eben. Daraufhin habe ich es fast ein Jahr geschafft, nur ein- bis zweimal am Wochenende zu ziehen. Danach habe ich eine billigere Quelle aufgetan und ich zog öfters. Nach ein paar Wochen habe ich aufgehört, um zu sehen ob ich Entzugserscheinungen habe. Außer Nase laufen und etwas grippeähnliche Zustände war nichts. Also fühlte ich mich auf der sicheren Seite. Obwohl ich es in meinem Alter besser wissen müsste, hatte ich in meiner "Null-Sinn-in-Nichts" Phase immer mehr genommen. Irgendwann habe ich das Zeug mit auf die Arbeit genommen und bis mir alles so richtig bewusst war, war ich schon bei über einem Gramm täglich. Konnte ohne H nicht arbeiten, ich war unkonzentriert, hatte Unruhe in den Beinen... Es ging nicht. Finanziell war ich dann nach einem Jahr ziemlich pleite und somit musste die Vernunft wieder siegen. Habe mir vorgenommen im Urlaub zu entziehen. Ich dachte, so schlimm wird es nicht und ist nach zwei Tagen vorbei. Ich wurde eines Besseren belehrt. War wirklich 1,5 Wochen ziemlich körperlich krank aber am Schlimmsten war das nicht schlafen können und die Angst- und Panikattacken. Ich habe 11 Tage am Stück nicht geschlafen. Habe aber durch eine Untersuchung erfahren, dass das Zeug mit Diazepham gestreckt war und dadurch das nicht schlafen können verlängerte. Ich glaube, man kann es einem Nicht-Süchtigen schlecht erklären aber für mich war es so ein angstmachendes fremdes Gefühl. Körperlich halte ich viel aus, aber die Seele war am Ende. Mir war alles fremd, alles machte mir Angst und ich war mir selbst fremd. Vor 6 Wochen habe ich entzogen und seit 2 Wochen geht es mir auch im Kopf wieder gut. Keine Angst mehr, fühle mich befreit, kann wieder schlafen und ich kann arbeiten ohne fast einzupennen...... und jeden Tag wo es mir besser geht wächst die Lust auf eine line. Ich glaube es ist wirklich so, die meisten lässt das H ein Leben lang keine Ruhe mehr. Ich weiß nicht warum man die Gedanken nicht abstellen kann. Habe mir heimlich ein Gramm bestellt und habe mir vorgenommen, nur am Wochenende einmal eine line zu ziehen und dann nicht mehr. So wie es ein ganzes Jahr lang am Anfang ging. Diesmal darf es keiner mehr wissen, würde mich schämen, meine Unvernunft und mein Versagen einzugestehen. Ich hoffe nur, das am Ende doch die Vernunft siegt auf die ich meist vertrauen konnte.... Möchte nur eins am Rande noch sagen: Es ist tatsächlich so, dass man auf H ein normales Leben führen kann. Es kommt eben auf die Umstände an. Wenn das soziale Umfeld passt - also man einen guten Job hat, Wohnung, Auto etc. Bei mir hat es nie jemand in der Arbeit gemerkt und die Freunde wussten es auch erst als ich es ihnen erzählte. Aber irgendwann baut man ab - da merken es die anderen vielleicht noch nicht aber selbst merkt man bestimmte Veränderungen. Man sollte es sich selbst eingestehen und vorher die Kurve kriegen.... ob es tatsächlich für immer ist?......... ich weiß es nicht... kann mir den Zauber der vom H ausgeht selbst nicht erklären. Wenn ich mir vorstelle das ich vor einigen Wochen, als ich durch die Hölle gegangen bin, geschworen habe, dass ich nie wieder was anfasse.... Will nichts verschlimmern und nichts verschönigen und auch keine warnenden Worte sprechen, die sowieso nichts nützen, wenn man es probieren will. Möchte nur jedem Glück wünschen und jeder der das Gefühl auf H nicht kennt hat uns was voraus..... er hat nicht die ewigen Gedanken an diese verdammte Droge, die uns immer wieder einholen. Viel Glück Euch allen
Substanzen
- Heroin
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