Knox
"...Meerjungfrauen und Teufel vor dem Fenster." Nachfolgend möchte ich über mein erstes Pilzerlebnis avisieren das nun schon zirka 3 Monate her ist. Es ist mir vor allem wichtig, zu verdeutlichen, wie graduell die Trennlinie zwischen einem Hochgefühl und einem ?bad Trip? ist. Während meiner verdrossenen (Pflicht)Zeit bei der Bundeswehr begann ich mich ausführlich über LSD und Pilze zu informieren. Anschließend war es dann auch gar nicht so ferne, mich während meines 1. Hochschulsemesters, mit einer Zuchtbox ?Stropharia cubensis? einzudecken. Nach mehren Wochen qualvollen Züchtens war es dann endlich so weit. Ich aß drei frische Pilze, so gegen 21.30 Uhr, in meiner Wohnung. Vorerst allein, ich wollte doch Testen was ich meinen Freunden antun würde. Es war mir, aus meiner Recherche bekannt, das der Rauscheffekt erst 30-45 Minuten nach der Einnahme eintreten würde, so begann ich, um die Zeit zu überbrücken, zu duschen. Nach einer ungewöhnlich langen Duschzeit, wurden meine Gedankengänge immer abstruser und verzwickter, Naiverweise brachte ich diese Wandlung vorerst nicht mit den Pilzen in Verbindung. Ich begann meine Augen zu öffnen und betrachtete die Duschkabine. Die dezente Schraffur, auf den ansonsten weißen Fliesen, begann sich zu wölben und allmählich bis an die Decke zu ranken. Ich verließ die Duschkabine und betrachtete mich im Spiegel. Meine Pupillen waren riesengroß und schienen zu pulsieren. Zudem bemerkte ich, dass ich plötzlich Schiele, doch bei näherer Betrachtung stellte ich fest, das sich meine Augen permanent verdrehen. Das Selbstbildnis ließ mich erschaudern. Ich ging in mein Zimmer, um mich mit Fernsehen abzulenken. Es kam ?TV Total?, ominöser Weise, hatte Stefan Raab ein knall rotes Gesicht und auch das ?was? und ?wie? er sagte, ergab alles keinen Sinn, abrupte Satzenden; Lispeln etc.. Ich wusste nicht, ob ich mich darüber belustigen-, oder ernsthaft Nachdenken sollte. Doch ich entspannte mich und begann zu lachen. In Folge dessen, zappte ich mich, von Nachrichtensendungen, über sich wiederholende Talk- und Gerichtshows, bis hin zu Spielfilmen, durch unser deutsches Fernsehprogramm. Alle meine Impressionen hier wieder zu geben, würde den Rahmen sprengen, doch überwiegend beobachtete ich, dass ausschließlich alle im TV zu sehenden Gesichter, stark deformiert waren. Die Augen von Personen schien wild und ohne halt durch ihre Gesichter zu Rollen, Guido Westerwelles Gesicht war grün und er steckte mir seine Zunge entgegen. Auch Angelika Merkels Mundwinkelzucken und ihre weiteren Gesichtsentgleisungen belustigten mich stark. Auch die verwendeten Farben, Schwingungen und Zeichen, in vielen Werbespots, intensivierten sich. Um das volle Spektrum an Erlebnissen abzudecken, kam mir der Gedanken, in diesem Zustand, ein Buch zu lesen. Doch die Schrift begann sich, beim genaueren hinschauen, mehr und mehr zu verschnörkeln, ich hatte das Gefühl ein ehrwürdiges Buch in den Händen zu halten. Ich legte das Buch zur Seite und bemerkte, dass sich meine Hände bzw. meine Finger, bei Bewegung dehnten und lang zogen, ganz so wie Pinochios Nase wenn er lügt. Es war zu diesem Zeitpunkt bereits nach 3.00 Uhr, also weit mehr als 5 Stunden waren nach der Einnahme der Pilze vergangen und ich hatte immer noch starke Halluzinationen. Das erschütterte mich, da nach meiner damaligen Kenntnis der Rausch nach dieser Zeitspanne eigentlich abklingen müsste. Tat er aber nicht. Zudem war Montag und ich hatte um 8.00 Uhr eine Vorlesung. Ich war physisch ausgelaugt und begann mir ernsthaft Sorgen zu machen. ?Wieso hatte ich das Leitchsinniger Weise überstürzt?? Fragen über Fragen. Ich legte mich grübelnd ins Bett. Natürlich konnte ich nicht schlafen, jedes Mal wenn ich die Augen schloss sah ich wieder diese verzerrten Fratzen. Blau-roter Nebelschleier tat sich vor dem Fenster auf. Es erschien auf der rechten Fensterseite eine blaue Meerjungfrau, links von ihr tat sich ein Teufelsgesicht auf. Ich war mir darüber bewusst, dass ich mich auf dem Scheidweg zu einem so genannten Horrortrip befinde. Das jedenfalls verdeutlichten mir diese beiden Symbole da draußen vor dem Fenster. Die Binäroppositionen: Gut oder böse. Meerjungfrau oder Teufelsgesicht. Die Meerjungfrau entschwand und ich bekam depressive Gedanke und machte mir um alles sorgen. Die Gardinen atmeten schwer, das Zimmer verformte sich zu einem Gefängnis, der Autolärm vor der Tür wurde lauter und ich hörte in meinem Kopf Stimmen, die mich auslachten. Um zirka 7.00 Uhr schlief ich ein und verpasste natürlich die Vorlesung. Nachdem ich irgendwann mittags aufwachte, hatte ich Kopfschmerzen und ich war immer noch verstört und ich fragte mich bei jeder Gelegenheit, ob diese real ist, oder meiner Fantasie entspringt. Dieser nervöse Zustand hielt noch etliche Tage an, bis ich erst nach Wochen, endlich, innerliche Ruhe gefunden habe. Resümee: Ich hoffe, ich habe euch mit meinem Bericht, die Problematik der Stimmungsschwankung und der damit einhergehenden Gefährlichkeit auf einem ?bad Trip? zu landen verdeutlicht. Zudem finde und fand ich es auch für mich wichtig, die Pilze erst, das erste Mal mit 20 Jahren eingenommen zu haben, da ein bestimmtes Alter und damit auch eine bestimmte Reife für die Verarbeitung des Erlebten wichtig ist und ein ?hängen bleiben? unwahrscheinlicher wird, als wenn man Pilze mit 16, oder gar, wie hier in einigen Berichten beschrieben, mit 12 Jahren konsumiert hat. Man sollte sich auch bewusst machen, so erging es mir, das während eines Horrortrips alle begrabenden Leichen, also alle Ereignisse mit denen man mental abgeschlossen hat, wie zum Beispiel dem Beziehungsende mit seiner Freundin, Streitgespräche mit Eltern oder Freunden, oder sonstige Probleme, auch wenn sie einen primär nicht mehr beschäftigen, während des Trips aufgegriffen werden können. Bedeutsam ist es auch, wie man mit seinem Erlebtem umgeht. Trotz fürchterlicher Erscheinungen sollte man positive Schlüsse ziehen und in seinen Erfahrungsschatz aufnehmen. Mit freundlichen Grüßen SH.
Substanzen
- Pilze
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