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Mein Dad..

Also.. es ist eigentlich keine lange Geschichte, die ich erzählen will, und sie ist vielleicht auch nicht die traurigste, die man sich vorstellen kann, aber ich.. Naja, es gibt eigentlich niemandem, mit dem ich über meinen Vater reden kann, solche Probleme gelten bei den meisten Jugendlichen als "uncool", aber ich bin halt nicht so der harte Kerl, der alles einfach so wegsteckt.

Meine Mutter hat meinen Vater verlassen, als ich 2 Jahre alt war, weil er Alkoholiker war und ist. Danach hab ich ihn noch ein paar Mal gesehen, er ist bei uns zu Hause vorbeigekommen, aber immer nur besoffen, weil er sich anders nicht getraut hat. Meine Mum meint immer er wär "zu weich für die Welt", er hat"s nie ertragen, dass sein Vater ihn aus irgendeinem Grund gehasst und ins Heim gesteckt hat. Er ist ein paar Mal von da abgehauen, da war er etwa 14, und als er dann vor seinem Vater stand hat der ihn nicht mal reingelassen, ihn beschimpft, geschlagen.. volles Programm. Und so ist er reingerutscht. Ich hab meinen Vater immer sehr geliebt, so kitschig das jetzt klingt, aber er ist oder war mir in vielem einfach unheimlich ähnlich, wir beide sind ein bisschen weltfremd und haben ne kreative Ader.

Im Wohnzimmer, wo ich grad sitze, hängt immer noch ein Bild, das er gemalt hat. Die meisten hat er wenn er betrunken war zerschlagen, weil er dann alles gehasst hat, der ganze Schmerz aus ihm rausgebrochen ist.. Er hat mir immer wieder versprochen, dass er mich besucht, an meinem Geburtstag, oder an Weihnachten, aber er ist nie gekommen.. Mit sieben wurde mir ganz langsam klar, dass der Alkohol ihn dazu bringt, seine Familie so zu enttäuschen. Also hab ich ihn angebettelt, dass er aufhört, oder wenigstens ein paar von seinen Versprechen hält. Im Versprechen war er immer gut, genauso wie im Lügen. Noch eine Sache, die er mir vererbt hat. Seitdem hab ich ihn nicht wieder gesehen. Meine Mutter ist auch ziemlich abgestürzt, war jeden zweiten Abend voll, hat irgendwelche widerlichen Typen nach Hause geschleppt.. Für mich war das die Hölle, nicht weil ich eifersüchtig auf die Kerle war oder so, ich hab nur einfach gemerkt, wie schlecht es meiner Mutter ging, aber ich konnt ihr nie helfen.. Wenn ich so darüber nachdenke, haben wir"s eigentlich nur einem zu verdanken, dass mittlerweile alles in Ordnung ist.

Als ich 14 war und kurz davor stand, mein Leben wegzuwerfen, hat sie ihren aktuellen Freund kennengelernt. Ab da waren ihre Probleme wie weggeblasen, sie liebt ihn, ich versteh mich auch ganz gut mit ihm, sie hörte mit dem Trinken auf, ich schwänzte nicht mehr die Schule, und war im Allgemeinen viel besser drauf. Ich kann"s nicht wirklich glauben, aber im Moment läuft alles gut. Obwohl aus der Zeit zurückbehalten hab, ich bin grundsätzlich ziemlich misstrauisch den Menschen gegenüber, aber das ist kein großes Drama. Letztens, ich glaub am Mittwoch, hab ich meinen Dad wiedergesehn.. Aber das war nicht mehr mein Vater. Das war nicht mehr der Mann, der mir beigebracht hat, mit Wasserfarben zu malen, der mit mir gespielt hat. Von dem Menschen, den ich mal so geliebt hab, ist nichts mehr übrig außer eine leere Hülle, ein graues Gesicht mit wenigen Zähnen, zerrissenen Klamotten.. Er kann sich keine Wohnung leisten, deswegen hab ich ihn auch nie im Telefonbuch gefunden. Er hat mich gar nicht erkannt, glaub ich.. Ich dachte, ich wär drüber weg, aber als ich zu Hause war hab ich Rotz und Wasser geheult. Ich will das einfach nicht wahr haben. Oh man, ich hab schon wieder Wasser in den Augen.. Ich kann noch nicht mal wütend auf ihn sein. Ich bin nur wütend auf meinen Großvater, obwohl der das wahrscheinlich auch nicht verdient, aber mir kommt"s so vor, als hätte er mir meinen Vater genommen.. Aber jede Medaille hat ihre zwei Seiten, oder? Daraus hab ich ein paar Sachen gelernt: Es hilft nichts, die Augen vor den Problemen anderer zu verschließen. Man muss keinen auf Samariter machen und versuchen, alle zu retten, damit macht man sich nur unglücklich, aber wenn man sich wenigstens ein bisschen für die andern interessiert, anstatt sie gleich zu verurteilen, is schon viel getan. Und das zweite ist, dass man manchmal einen Schlussstrich ziehen muss. Ich muss meinen Vater ja nicht vergessen, kann ich auch gar nicht, aber ich will aufhören, deswegen so unglücklich zu sein. Es ist ja nicht meine Schuld, oder? Ich glaub nicht, aber richtig sicher kann ich nicht sein.

 

Trotzdem, danke Papa für die wenigen schönen Jahre mit dir. Ich bin dir nicht böse. Ich hab dich lieb, und ich werd dich nie vergessen.. deine Lina.

Substanzen

  • Eltern / Angehörige

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