Mein Leben mit Methadon hat sich normalisiert.
Hallo, habe gerade Eure Seite entdeckt und finde diese wirklich super. Ich hatte selbst mal überlegt ein Forum zu gestalten, extra für User und Ex-User von Usern und Ex-Usern, da ich eben genau sowas im Internet vermisst habe. Bis auf das hier jetzt, habe ich immer nur diese theoretischen Seiten gefunden wo das übliche Blabla stand, geschrieben von Leuten, die selbst gar keine Ahnung haben und niemals in Berührung gekommen sind mit dem Zeug. Okay, ab und an hat man dann mal was gefunden, aber das war dann wieder zu oberflächlich und ging mehr in die Synthetik-Szene, also meine jetzt Extasy etc..
Und nun wollte ich mal meine Erfahrung mit Metha zum Besten geben. Also mittlerweile bin ich der meinung ich werde das Zeug mein Leben lang nehmen müssen. Denn nur mit Metha bin ich stabil physisch und psychisch. Ich bin mit 17 Jahren an Heroin gekommen. Erst geraucht (Alu) und dann, wo es noch ganz "harmlos" war und ich noch gar keine Entzugserscheinungen hatte, und ich auch noch gar keinen Kontakt zu der richtigen Szene bei uns hatte und ich das Zeug eigentlich mehr oder weniger aus Gruppenzwang in unserem kirchlichen Jugendhaus genommen hab, wo jeder voll war mit Drogen, ehrlich gesagt wusste da noch nicht mal jemand genau was wir uns da reinpfeifen...haben meine Eltern mich dann in eine Entgiftung gesteckt, wo ich dann erstmal mit den "richtigen Leuten" in Kontakt gekommen bin.
Ich war relativ jung und relativ naiv und leicht beeinflussbar. Nach einem anfänglichen Schock über die Leute, habe ich mich mit denen aber gut angefreundet und wurde von denen total bemuttert und war sozusagen das Küken da. Jedenfalls hab ich mir dann natürlich von morgens bis abends die typischen Stories da anhören müssen., die mich auch mächtig beeindruckt haben. Ende vom Lied... nach 3 Wochen bin ich da abgehauen und 5 Wochen später hatte ich mir meinen ersten Druck gesetzt. Bzw. ein Kollege, den ich drum bat.Da war ich 17.
Mit 20 bin ich dann in die Substitution gekommen und hab auch von da an aufgehört mit Heroin, da ich durch das Metha befriedigter war als durch Heroin und mich allgemein besser gefühlt habe. Vor allem hatte ich eine Dosis, die hat mich so unmgehauen. Ich hab meinem Arzt ganz ehrlich gesagt wieviel Heroin ich konsumiert hab und er hat mir eine Dosis von 100mg verschrieben. Als ich die das erste Mal genommen hab, musste ich ins Krankenhaus, Überdosis. Ranach hab ich einfach immer nur die Hälfte genommen, den Rest weggekippt. Ich wollte dem Arzt das nicht sagen für den Fall, dass ich doch mal eine höhere Dosis brauchen würde. Bin auch gar nicht auf die Idee gekommen das zeug zu verkaufen.^^
Jedenfalls habe ich dann 2 Jahre Metha konsumiert, wollte abkicken und da hab ich nach 2 Tagen einen Affen geschoben, also sowas hätte ich niemals für möglich gehalten. Wenn ich vom Heroin n Affen hatte, hat sich das auf n bissl Rückenschmerzen, Erkältungsymptome, Magenschmerzen und manchmal brechen beschränkt. Aber bei dem Methaentug hab ich gedacht ich sterbe, was mir der Arzt dann später auch bestätigt hat..lool..also ich meine dass es hätte sein können, dass ich gestorben wäre, wenn ich nicht dann den Entzug nach 7 Tagen abgebrochen hätte, denn ich hatte mich nach der Zeit intensiven täglichen Methakonsums viel zu schnell runterdosiert. Also 2 Tage war kaum was. Ich hab schon gedacht: Jippie..eigentlich hast gar keinen Entzug..aber dann kam es plötzlich und soo krass...das hätte niermand durchgezogen. Jedenfalls hab ich es dann wieder genommen und beschlossen dass ich mich über einen extrem langen Zeitraum, extrem langsam runterdosieren werde, dass der Körper es eigentlich kaum bemerkt. Und zwar alle 4 Wochen nen halben Meta runter. Als ich nur noch auf 1,5 war (also 15 würden manche sagen) bin ich dann nur noch alle 4 Wochen 0,1 runtergegangen. Und ich hatte dann als ich bei 0 war zwar einen langen Entzug (um die 10 Wochen) aber es war wirklich auszuhalten. Man kann es mit einer schweren Grippe vergleichen. Kein Gefühl als werden einem die Eingeweide rausgerissen und auch kein Übergeben, nur ein kleines bisschen Durchfall, mit auszuhaltenden Magenschmerzen. Was ganz komisch war...ich sah bis zu dem zeitpunkt sehr sehr jung aus für mein Alter, man hätte auch nie gedacht dass ich Drogen nehme. Aber in der zeit meines Entzugs konnte man fast sehen wie ich nachgealtert bin. Ohne Quatsch. Meinem Freund damals ist das aufgefallen, allen in meinem Umfeld. Ich hab mich äusserlich in der Zeit total verändert, zwar seh ich jetzt auch ned alt aus, aber schon eher meinem Alter entsprechend.
Jedenfalls war der körperliche Entzug nach 10-12 Wochen komplett durchgestanden. Mann war das ein gefühl aufzustehn und man hat sich normal/guuut gefühlt. Ich konnte direkt loslegen, wie jeder andere Mensch. Ich konnbte mal für mehrere Tage wohin fahren ohne alles mit dem Arzt absprechen zu müssen oder an dem Ort nen Ersatzarzt finden zu müssen.Nur was mit jetzt bevorstand, also damit hab ich nicht gerechnet. Die psychische Sucht, der Sichtdruck war soo extrem..ich kam nicht mehr klar nach wenigen Wochen. Das war nicht im geringsten zu vergleichen mit meiner Heroinzeit. Da hatte ich auch Suchtdruck, aber nicht annähernd in dem Mass. Ich habe in allen mglichen anderen Bereichen Süchte entwickelt und über kurze Zeit war mein Leben so schlimm, so unstabil und ich eben auch wie nie zuvor.
Damals als ich das direkt erlebt hab, hab ich nicht sehen wollen dass das an meinem Entzug vom Metha lag und hab das alles verdrängt. Aber ich habe mir 5 Ärzte gesucht die nicht voneinander wussten und hab mir da Beruhingstabletten und ähnlichen Kram verschreiben lassen wie doof. Das ging so weit, dass ich 2 Ärzte hatte, die für mich an den Wochenenden, wenn ich mit den Pillen mal wieder nicht hingekommen bin (und die wussten von all dem ..also meine Drogenerfahrung nix), in den Notapotheken angerufen hatten, dass die mir doch bitte die und die Verchreibungspflichtigen Medikamente aushändigen sollen, das Rezept wird dann Montags rübergebracht...dazu kam, dass ich schon am Mittag Bier getrunken hab. ich hab Bier immer gehasst (und hasse es wieder^^), aber da hab ich es geradezu in mich eingesaugt und mich beim trinken gefühlt wie Gott in Frankreich.
Später kamen Plattmänner hinzu und ich war nach meinem Methaentzug innerhalb von 5 Monaten fernsehsüchtig, magersüchtig (zumindest konnt ich kein Essen bei mir behalten, bzw., habe kaum gegessen bis gar nix...aber nicht bewusst wie echte magersüchtige), dabei körperlich schwerst alkabhängig zu werden, psychisch war ich es ja schon. Jedenfalls hab ich dann nach 1 1/2 Jahren entschlossen, nachdem ich in der Zeit meine grosse Tochter verloren habe (ich habe sie aufgrund meines Zustands zu ihrem Vater gegeben und jetzt ist die wieder bei mir, aber damals ging es nicht anders, ich wollte ihr meinen Anblick und ein Leben mit so einer Mutter ersparen - als ich auf Metha war, hat sie nicht mal mitbekommen dass Mama da ein Medikament nimmt, als ich aufgehört habe damit, hat sie gesehen wie Mama nicht klarkommt ohne Tabletten und Bier und nicht mehr Mama war). Jedenfalls habe ich nach 1 1/2 Jahren dann wieder Methadon gemommen und von einer Minuten auf die andere hatte ich mein altes Leben wieder, aber auch die Einsicht, was für einem Teifelszeug ich mit 20 verfallen bin und dass ich ganz bestimmt mit 20 noch die Chance gehabt hätte meiner Sucht zu entkommen, denn meine Erfahrungen - sei es psychisch oder physisch sind mit Metha 100 mal stärker (und das ist auf keinen Fall übertrieben) als mit Heroin (wäre in den 70er Jahren vllt anders gewesen, wo das H noch reiner war) damals. Und ich habe in der zeit gemerkt, dass ich niemals mehr ohne dieses Scheisszeug leben können werde.
Also Leute, bitte ..wenn Ihr noch am Anfang Eurer Drogenkarriere seid, so wie ich es war damals, versucht wirklich aufzuhören, ganz. In jedem Fall macht Euch schlau über die verschiedenen Substitutionsmittel, und sucht Euch einen wirklich guten und nicht gleichgültigen Arzt der nur Kohle machen will mit wenig Aufwand.
In meiner Stadt hier gibt es einige Ärzte die eigentlich mal ganz normale Allgemeinmediziner waren - Patienten jeder Art von montags bis freitags von 8-12 und 15-17 Uhr. Und jetzt kommen nur noch Substituierte in die Praxis die jede Dosis und jedes Substitutionsmittel bekommen die sie wollen, die Hälfte davon dann auf der Szene verkaufen, weil sie 1-2 Wochen take home haben (also können es mit nach Hause nehmen für 1-2 Wochen im Voraus - bin eigentlocuh dafür, aber man sollte überprüfen ob man demjenigen vertrauen kann), und der Arzt bekommt das Metha von der Apo geliefert, lässt seine 2 Sprechstundenhilfen 5 Tage in der Woche die Ausgabe machen morgens und abends und er kommt 1-2 mal die Woche zur Praxis.. na wo verdient man so leicht sein Geld als Arzt? Die Leberwerte werden nicht kontrolliert...nix.. er gibt nur raus sonst passiert da gar nix.
Oh Leute, ich weiss dass mein Bericht nix helfen wird, weil ich mir all das selber früher angehört hab und es hat mich nicht beeindruckt. Ich habe halt gedacht, ja.. is klar dass die das übertreiben, wollen halt das ich es lasse...aber ES IST SO. Irgendwann ist es wirklich zu spät. Und Eure Psyche hat diese Art zu leben, die Art mit Euren Problemen umzugehen (nämlich gar nicht) soo verinnerlicht, dass ihr den Weg zurück nicht mehr schafft. Und es gibt so eine "Regel" die ich wirklich bestätigen kann. Jedes Leidensjahr, jedes falsch gelebte Jahr, jedes Jahr in dem das Problem aufgeschoben wird und sich bestimmte Verhaltensmuster angeeignet werden ..also die Länge des Wegs in die Misere rein, braucht doppelt so langen Weg um aus dieser wieder hinauszufinden. Und in die Misere rein ist soo leicht.. aber wieder rauszufinden fast unmöglich.
Meiner Meinung nach schafft ein Mensch, der in seiner Pubertät schon damit angefangen hat, es so gut wie gar nicht mehr raus, denn er ist damit aufgewachsen. Sein Ich ist darauf aufgebaut. Und ein Mensch der damit angefangen hat, nachdem der Grundstein für sein Ich, also die Grundzüge und Muster seines Charakters entwickelt wurden, und der darauf zurückgreifen und kann und die wichtigsten Verhaltensmuster bereits gelernt hat, der hat noch eine Chance, aber auch nur wenn er so früh wie möglich die Notbremse zieht. Ich wünschte wirklich ich könnte einen mit meiner Erfahrung davon abbringen, ich hätte ein ganz anders Leben jetzt und hätte mein Abi, vllt studiert...wenn ich damals auf andere menschen gehört hätte und die Lebenserfahrung anderer ernst genommen hätte. Da ich das nicht getan habe, bin ich kurz vor Abschkuss der 11 runter vom Gymnasium, gerade mal die mittlere Reife gehabt, war da ja schon drin in der ganzen Scheisse, bzw., da steckte ich gerade "in der Vorbereitung auf meine Methasucht" sozusagen, denn ich weiss eins mit Sicherheit...verglichen mit meiner Methasucht.. könnte man sagen ich war gar nicht heroinsüchtig. Ich bin auf Heroinentzug nicht annähernd so abgegangen wie auf Methaentzug..bin in heroinfreier Zeit nicht annähernd so abgeschissen psychisch wie in meiner methafreien Zeit.
Ich bin dafür, dass Heroin als Substitiutionsmittel so eingesetzt wird, wie Methadon. Es macht lange nicht so abhängig und solche Probleme. Wieso geht das nicht? Bringt das zu wenig Geld in die Staatskassen? Also medizinisch gesehen sehe ich nichts was dagegen sprechen würde. Im Gegenteil. Vor allem würden so viele Probleme mirt einem Schlag wegfallen. Glaubt mir, ich habe so viele Erfahrungen mittlerweile mit diesem Staat gesammelt (war nie im Knast und habe eine Vorstrafe, bzw. hatte), wo ich nur noch den Kopf schütteln kann und ich mich wirkloich frage, wieso merken so wenig Menschen eigentlich wie sehr wir verarscht, hingehalten und bewusst getäuscht werden? Also ich halte von unserem Staat NIX mehr. Das ist alles nur ein grosses Schauspiel für allzu konsumfreudige, naive Schaulustige, die sich unkritisch alles vorsetzen lassen.
Substanzen
- Methadon
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