Zauberpilze

Hallo, Ich hatte meinen ersten Pilztrip (und auch überhaupt allerersten Trip) vor ungefähr einer Woche am Donnerstag. Ich hatte das ganze schon seit mehreren Monaten geplant und mich auch dementsprechend gut informiert, d.h. unmengen an Erfahrungsberichten durchgelesen, mich mit Risiken und Nebenwirkungen vertraut gemacht und so weiter und so fort ... Sollte wirklich jeder machen, der eine mentale Reise plant. Naja, jedenfalls liest man dann natürlich auch bei solchen Nachforschungen, dass man das Ganze am besten mit guten Freunden und nicht alleine abziehen soll, und noch besser mit Leuten, die schon mal Pilze genommen haben. Da ich nicht sehr viele bis gar keine Freunde habe (bin trotzdem nicht psychisch labil! dann hätte ich das ganze ja auch sein lassen können, so viel sollte einem schon bewusst sein), und schon gar keine die schon halluszinogene Drogen konsumiert haben dachte ich mir dass ich einfach auf Risiko gehen und auf meine angelesene Erfahrung vertrauen soll. Da in unserer Stadt immer um Pfingsten rum ein großes Jazz-festival statt findet (wobei sich so gut wie niemand für Jazz interessiert und die gesamte Jugend der Stadt nur zum Feiern kommt, egal aus welcher Subkultur man stammt) und man da meistens auch Gleichgesinnte trifft, waren auch schnell ein paar Bekannte gefunden, die mitmachen wollten. Davon ist dann aus vielen fadenscheinigen Gründen nur noch einer übrig geblieben (Nennen wir ihn aus Gründen der Anonymität L.), mit dem ich dann mit den Pilzen im Gepäck zu einem Kumpel los marschiert bin. Beide gut drauf, so wie sichs gehört. Er war natürlich auch nicht ganz unwissend, hab ihn gut informiert. Naja, jedenfalls haben wir dann im Zimmer von unserem Kumpel die Pilze eingenommen (Philosophers Stones), welche ganz wiederlich nach altem Popcorn mit zitronigem Beigeschmack geschmeckt haben, es waren noch 2 andere Jungs und die Freundin unseres Kumpels da. Wir haben ungefähr ne Stunde gewartet, in der Zwischenzeit haben wir alle Musik gehört und ich und L. haben uns irgendwelche optischen Täuschungen im Internet angeschaut. Wir waren natürlich ziemlich enttäuscht dass die Wirkung noch nicht eingesetzthat und zu allem Überfluss musste ich dann auch noch Galle kotzen (da ich am Tag noch nichts gegessen hatte) in welcher die Pilze schwammen. "Das wird dann wohl nix mehr", dachte ich mir. Doch dann kam mir die Idee die restlichen Pilze in einem Tee aufzukochen, was meinem sensiblen Magen dann auch nichts anhaben konnte. Jedenfalls zeigten sich dann so gegen 22.30 erste Anzeichen, jedoch eher als ob man ein bisschen angetrunken ist, nur dass man sich nicht so benebelt fühlt. Nix von wegen Lachflashs, ganz im Gegenteil; in der nächsten halben Stunde fühlte ich mich total confused und auch nicht gerade redselig, mein Freund hat auch nur gesprochen wenn man ihn was gefragt hat. Ich fragte unsern Kumpel, ob der nicht andere Musik anmachen wolle, da ich mich nicht so gut fühlte bei der Punk-Mucke mit den Pilzen. Mir gings dann jedenfalls schon viel besser bei Pink Floyd und dark side of the moon. Einfach die Augen schliessen und die Gedanken ausschweifen lassen, traumhaft. Den anderen hats jedoch nicht so gut gefallen, weil die eher feiern und saufen wollten. Man sollte sich seine Gesellschaft also doch sehr genau vorher zusammenstellen und nicht einfach zu irgendwelchen Kumpels gehen. Nachdem ich mir das gedacht hatte, gings dann auch schon weiter mit der Entwicklung des Trips. Es war jetzt nicht so, dass ich auf einmal rosa Elefanten gesehen hätte, aber die Farben und Konturen haben sich verändert (der Freund hat eine grosse England-Flagge in seinem Dachzimmer hängen, deren Farben bei leichtem fokussieren verschwommen und zerlaufen sind) und man hat sich ganz leicht gefühlt als besäße man keine Knochen. Infolgedessen hatte ich dann auch so gar keine Lust mich zu bewegen, es war jedoch angenehm, nicht als ob ich gelähmt wäre oder so. Mein Freund L. hat sich nicht grossartig geäussert, und unser Kumpel hat wieder Punker-Mukke aufgelegt. Es war schon ca. 0 Uhr. Bei unserm Freund kann man aus dem Fenster klettern und sich auf einen Gitterrost auf dem Dach setzen, macht man das Fenster wieder zu, während man draussen ist, kann man sich auch (halbwegs) gemütlich aufs Dach legen und sich den Sternehimmel ansehen. Was L. und ich dann auch getan haben. Geschlagene 3 Stunden lang. Das hält man eigentlich gar nicht für möglich, doch man kann sich in dem Zustand an allen möglichen banalen Dingen erfreuen. Zusätzlich bekommt man auch einen ziemlich starken drang zu reden, was wir dann natürlich auch getan haben. Wir haben uns wortwörtlich über Gott und die welt unterhalten, auch über total schwachsinnige Themen, über die man sich normalerweise gar nicht traut zu reden weil man bevor man etwas sagt immer jedes Wort auf die Goldwaage legt, aber man kommt sich auf Pilzen so unglaublich weise vor, als hätte man den Sinn des Lebens ergründet (was natürlich Quatsch ist, aber selbst das war uns bewusst und uns wras egal). Der Sternenhimmel hat sich über uns gewölbt und gewiegt als sässen wir unter einem Vorhang auf den jemand mit sekundenkleber ein paar Sterne gepappt hat. Die meisten Sternschnuppen die wir in dieser Nacht gesehen haben waren höchstwahrscheinlich nur pure Einbildung. Uns wurde wirklich kalt (ob von den Pilzen oder den Temperaturen, konnten wir uns nicht erklären) und wir haben uns gefragt wieso die Menschen eigentlich keine praktischen, warmen Klamotten tragen (ich habe an dem Tag in Jeans, Bandshirt und nutloser sweatshirt-jacke zitternd und frierend auf dem dach gehockt) anstatt von ihrer Meinung nach gut aussehenden Klamotten. Langsam wurde uns das ganze zu viel und wir sind wieder ins Zimmer gestiegen wo schon alle am schlafen waren und uns eine Luftmatratze zum schlafen überlassen worden war. Also haben wir uns ohne Decke und Kissen auf die LuMa gelegt und versucht in unseren Alltagsklamotten zu schlafen. Daraus wurde dann erst mal nichts, weil unsere Kumpels vorm schlafen gehen ne Benjamin Blümchen Kassette angemacht hatten (wtf?). Wir waren nur noch am Lachen und uns über solche Sachen am unterhalten wie was wohl unsere reaktion wäre, wenn wir den Sprecher von Benjamin Blümchen in der Stadt treffen würden, totaler Unsinn halt. Irgendwie haben wirs dann doch noch geschafft einzuschlafen. Am nächsten Morgen fühlte ich mich psychisch eher mies und beschloss mich früh mit meinem Kumpel aus dem Acker zu machen. Ich hatte ein ziemlich ätzendes Gefühl, wieder im Alltagstrott angekommen zu sein, doch im Nachhinein habe ich gemerkt, dass ich viel ruhiger und gelassener geworden bin, Schäden gabs also keine, wobei ich natürlich nicht die Nebenwirkungen von Pilzen abtun möchte! Auch hat meine heftige Intoleranz deutlich nachgelassen (ich habe des öfteren Menschen, die mir vom Aussehen und Verhalten nicht gepasst haben, äusserst herablassend angesehen und auch oft beleidigt), ich sah meinen Kumpel im Bus mit ganz anderen Augen an, wobei ich mich am vorigen Abend etwas über seine schwarzen Klamotten mit den vielen Aufnähern und politischen Buttons lustig gemacht habe. Alles in allem wäre ich nicht abgeneigt, es noch mal zu probieren (auch wenn die Mushrooms wirklich, wirklich widerlich geschmeckt haben bäh), aber dann doch auch lieber draussen mit schöner musik auf ner Wiese liegend und vor allem mit mehr als insgesamt nur 2 Leuten. Peace and feed your head !