Tilidin in der Schwangerschaft
Tilidin in der Schwangerschaft
Hallo liebes Dr. Frühling Team,
Ich bin 22 jahre alt und bin nun in der 8 ssw - ich bin tilidinabhängig und habe Angst meinem Kind geschädigt zu haben. Als ich von der ss erfahren habe, war ich in der 6. Woche - zu dem Zeitpunkt habe ich ca. 70tropfen alle drei Std genommen - jetzt habe uch reduziert und nehme nur noch 7 Tropfen alle drei Std. - meine Frage ist nun wie ich ganz weg davon komme - weiterhin möchte ich wissen, ob ich meinem Kind damit geschadet habe? Bin wirklich dankbar für jede Antwort, vielen dank.
Dr. Frühling:
Hallo,
vorab erstmal: Wir sind keine Ärzte/ÄrztInnen, deswegen können wir Dir keine verbindlichen medizinische Ratschläge geben.
Tilidin wird in der Schmerztherapie als starkes Schmerzmedikament angewendet und enthält den Hauptwirkstoff Ethyl-(2-dimethylamino-1-phenyl-3-cyclohexen-1-carboxylat). Es gehört zur Pethidingruppe und ist ein Opioid. Sehr wahrscheinlich ist in Deinem Tilidin auch Naloxon enthalten, was Du auch in der Packungsbeilage nachlesen kannst. Genauere Informationen über Tilidin allgemein kannst du auf unserer Seite nachlesen.
Einige tilidinhaltigen Medikamente enthalten ebenso Ethanol, also Alkohol. Auch dies kannst Du in der Packungsbeilage unter Inhaltsstoffe nachlesen.
Während der Schwangerschaft ist jede Einnahme von Medikamenten mit Vorsicht zu behandeln, da durch die Plazenta immer auch das ungeborene Kind "mitbehandelt" wird. Die Empfindlichkeit des Kindes ist vom Entwicklungsstadium abhängig. Während der Organentwicklung in der 6. bis 12. Schwangerschaftswoche ist der Embryo sehr empfindlich gegenüber schädlichen Substanzen, weshalb es in diesem Stadium verstärkt zu Fehlbildungen und Fehlgeburten kommen kann.
Informationen über die Tilidineinnahme während der Schwangerschaft sind sehr widersprüchlich. Einige Quellen besagen, dass der Konsum ungefährlich für das Ungeborene ist, aber trotzdem in den letzten zwei Schwangerschaftsmonaten, eine Abhängigkeit des Neugeborenen entstehen kann. Das kannst Du zum Beispiel HIER (omeda) nachlesen. In anderen Quellen, wie auch in der Roten Liste der Arzneimittel, ist zu lesen, dass Tilidin während der Schwangerschaft nur bei einer strengen Indikation konsumiert werden soll. Das heißt, nur wenn ein gewichtiger Grund vorliegt, da keine ausreichenden Erfahrungen über die Anwendung von Tilidin während der Schwangerschaft vorliegen. Allerdings wird auch für die ersten zwölf Schwangerschaftswochen geraten, nur in besonderen Ausnahmefällen Tilidin einzunehmen, da, wie schon erwähnt, der Fötus in dieser Zeit sehr empfindlich ist. Weiterhin ist bei regelmäßiger Einnahme von Tilidin davon auszugehen, dass eine Plazentaabhängigkeit des Ungeborenen entstehen kann, was nach der Geburt zu schweren Entzugssymptomen oder sogar zu Atemdepression des Neugeborenen führen kann. Ob Du Deinem Kind bisher durch die Einnahme von Tilidin geschadet hast oder weiterhin schaden kannst, können wir Dir nicht sagen.
Wir empfehlen Dir daher, Deinem Frauenarzt/ Deiner Frauenärztin oder einem Arzt/einer Ärztin Deines Vertrauens von Deinem Tilidinkonsum zu berichten, da dieser/diese Dir mehr Informationen geben kann. Er/Sie kann auch eine Untersuchung durchführen oder Dich weiterverweisen, so dass festegestellt werden kann, ob Dein Kind gesund ist. Ebenfalls ist es wichtig, dass Dein Gynäkologe/Deine Gynäkologin über Deinen Tilidinkonsum bescheid weiß, falls es bei der Geburt zu einem Kaiserschnitt kommen sollte und Dir ein Narkosemittel verabreicht werden muss.
In Wetzlar gibt es eine Frauenärztin, die mit drogengebrauchenden Schwangeren gearbeitet hat und sicherlich weiterhelfen kann:
https://www.frauenaerzte.de/tatjanablank?Frauenarzt=b2ash9vmpssvbg1j2opnj5nja5
Frau Dr. Tatjana Blank
Wie Du schreibst, möchtest Du mit der Tilidin-Einnahme aufhören. Dass Du schon reduziert hast, ist auf jeden Fall ein guter und erster Schritt. Tilidin kann aber schwere Entzugssymptome verursachen, die sich ebenfalls auf den Fötus auswirken können. Ob und in welcher Weise dies Deinem Kind schaden könnte, ist uns nicht bekannt.
Wenn Du es nicht schaffen solltest, die Einnahme alleine einzustellen, scheue Dich nicht professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
In Wetzlar gibt es eine Suchtberatungsstelle, an die Du Dich wenden kannst.
Hier kannst Du vorab Informationen online nachlesen und und außerdem die Adresse (www.suchthilfe-wetzlar.de) herausfinden.
Hier kannst Du nochmal nachschauen, welche Substanzen welche Auswirkungen auf ein Baby haben können.
https://drogenberatung-wuerzburg.de/schwangerschaft/
Hier findest Du Anfragen, zum Thema Tilidin Entzug: tilidin-ausschleichen und wie-komme-ich-von-tilidin-weg.
Hier kannst Du Anfragen nachlesen, die über Drogenkonsum in der Schwangerschaft gestellt wurden:
welche-folgen-kann-alkohol-und-drogenkonsum-fuer-ungeborene-haben und schwangerschaft-drogen.
Wir wünschen Dir und Deinem Baby alles Gute
Dein Dr.-Frühling-Team
Die Informationen in unserer Antwort sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Aufgeführte Substanzen können dem BtMG [Betäubungsmittelgesetz] unterliegen. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar! Wenn die Stoffe frei verfügbar sind, heißt das nicht, dass ihr Gebrauch ungefährlich wäre. Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.