Lexikon
Speed/Pep
Substanz
Speed bezeichnet die synthetische Substanz Amphetamin (alpha-Methylphenethylamin) und zählt zu den Stimulanzien („Upper").
Andere Bezeichnungen sind z. B. Pep, Amphe, Schnelles. Speed ist meist als weißes oder gelbliches Pulver auf dem Schwarzmarkt erhältlich; oft auch als Paste, selten in Tablettenform oder in Kapseln.
Der Wirkstoffgehalt bei den von saferparty.ch analysierten Proben lag 2019 im Durchschnitt bei 65%.
Speed enthält oft weitere psychoaktive Streckstoffe. Knapp die Hälfte der getesteten Proben in der Schweiz enthielt zusätzlich Koffein, ca. ein Viertel enthielt auch Nebenprodukte aus der Herstellung, welche meist gesundheitsschädlich sind.
Die Substanz wird meist gesnieft, seltener geschluckt (»Bomben«) oder in einem Getränk aufgelöst, sehr selten injiziert. Amphetaminhaltige Medikamente werden in der Medizin bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätssyndrom) oder Narkolepsie (»Schlafkrankheit«) verwendet.
Wirkung
Die Wirkung ist u. a. abhängig von der Dosis, der Konsumform, dem Wirkstoffgehalt, eventuell enthaltenen Streckstoffen sowie von Set (psychische und physische Voraussetzungen) und Setting (Umfeld) der User*innen.
Wirkungseintritt:
Beim Sniefen: nach ca. 4 – 15 min
Beim Schlucken: nach 30 – 45 min
Beim Spritzen: nach wenigen Sekunden.
Wirkdauer: zwischen 4 und 12 Stunden
Dosierung
mittlere Dosis zum Sniefen und Schlucken: 15 – 20 mg reines Amphetamin für eine 75 kg schwere Person
Bei einem durchschnittlichen Wirkstoffgehalt von ca. 65% entspricht das ca. 28mg Speed pro Dosiseinheit. Ein Gramm Speed ergibt also ca. 35 Lines.
Aufgrund von unterschiedlichen Wirkstoffkonzentrationen, sind exakte Dosierangaben nur schwer möglich.
Wirkspektrum
Speed stimuliert das zentrale Nervensystem. Es bewirkt vor allem die Ausschüttung der Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn. Der Körper wird in eine Art Ausnahmezustand versetzt, der sonst in Gefahrensituationen eintritt. Der Organismus stellt "zweitrangige" Bedürfnisse (z. B. Schlafen, Essen) zurück, weil die Energie für die Steigerung des Stoffwechsels und der Atmung benötigt wird. Puls und Blutdruck steigen an, die Körpertemperatur erhöht sich, Pupillen sind erweitert.
So kann es zu folgenden Wirkungen kommen: gesteigerte Leistungsfähigkeit, erhöhte Konzentration und Aufmerksamkeit, erhöhtes Mitteilungsbedürfnis (»Laber-Flash«) und Selbstvertrauen, körperliches Wohlbefinden, Zufriedenheit,
Gelassenheit, vermindertes Schmerzempfinden, sowie gesteigertes sexuelles Begehren (v. a. bei abklingender Wirkung). User berichten dabei häufig, dass es enorm lange dauern kann, zum Orgasmus zu kommen.
Mögliche Nebenwirkungen
Durchs Sniefen kann es zu einem Brennen an Nasen- und Rachenschleimhaut, sowie zu Verletzungen der Nasenschleimhaut kommen.
bei mittleren bis hohen Dosierungen: Es kann zu Muskelkrämpfen, Herzrasen, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Übelkeit, starker Aktivität der Kaumuskulatur (Zähneknirschen) sowie zu Erektionsschwierigkeiten kommen. Depressive Verstimmungen, Angst, paranoide Gefühlszustände, Gereiztheit, Nervosität und Schlafstörungen können auftreten. Zudem kann Speed zu einem erhöhten Aggressionspotenzial führen (v.a. in Kombination mit Alkohol).
bei sehr hoher oder Überdosierung: Akute psychotische Zustände mit Paranoia, Angst- und Wahnvorstellungen sind möglich.
nach dem Konsum: Erschöpfungszustände, Muskelschmerzen, depressive Verstimmungen, Konzentrationsmangel, großes Schlafbedürfnis und Heißhunger sind möglich. Diese Nachwirkungen können mehrere Tage anhalten.
nach Konsum über längeren Zeitraum: Die Nasenschleimhaut und Nasenscheidewand werden beim Sniefen stark angegriffen. Möglich sind eine Schwächung des Körperabwehrsystems und eine erhöhte Infektionsanfälligkeit durch mangelnde Zufuhr von Nährstoffen; Hautentzündungen (»Speed-Pickel«), Blutdruckerhöhung durch starke Belastung des Herzmuskels; ständige Unruhe, Schlaf- und Kreislaufstörungen, Depressionen, Angstzustände, Paranoia bis hin zur »Amphetamin-Psychose«; (starker) Gewichtsverlust und Magenschmerzen. Entwicklung einer Toleranz (man braucht immer mehr von der Substanz, um eine Wirkung zu spüren). Die Entwicklung einer psychischen Abhängigkeit ist möglich.
NACHWEIS
Die Nachweiszeiten sind von der Konsumhäufigkeit und -menge, der Geschwindigkeit des Stoffwechsels, der Konzentration des Urins sowie dessen pH-Wert abhängig.
Im Blut / Serum: 8 - 24 Stunden
Im Urin: ca. 1 – 4 Tage
Wechselwirkungen
Die Risiken beim Mischkonsum sind höher als beim Monokonsum; Körper und Psyche werden stärker belastet. Einzelne Substanzwirkungen können verstärkt oder geschwächt werden. Es können unerwartete Effekte auftreten, die nicht der Summe der Einzelwirkungen entsprechen. Da die Wirkungen der Substanzen zu verschiedenen Zeiten eintreten und unterschiedlich lange anhalten können, ist es möglich, dass Wechselwirkungen zeitverzögert auftreten.
Speed + Alkohol:
Speed unterdrückt die Alkoholwirkung. Solange die Speedwirkung anhält, spürst Du die Alkoholwirkung kaum und kannst die getrunkene Menge schwerer einschätzen – eine Alkoholvergiftung ist leicht möglich! Große Belastung für Leber und Niere; die Kombination trocknet den Körper aus und kann zu einem Wärmestau bzw. zu Überhitzung führen!
Speed + Cannabis: Speed intensiviert und verlängert die Wirkung von Cannabis. Es besteht aber auch ein erhöhtes Risiko von hohen Kreislaufbelastungen und Angst- oder Panikzuständen. Dauerhafter Mischkonsum erhöht das Risiko eine Psychose und/oder Angsterkrankung zu entwickeln.
Speed + Ecstasy: Speed mindert die »typische« Ecstasywirkung. Dadurch legt man evtl. leichter nach, das Risiko einer Ecstasy Überdosis steigt. Belastung des Herz-Kreislaufsystems und Flüssigkeitsverlust werden verstärkt, Überhitzung ist leichter möglich.
Speed + Crystal: Sehr hohe Dopaminkonzentration im Gehirn. Hektik, Gereiztheit, Überspanntheit, Ungeduld, Zittern und Herzrasen sind möglich; sehr starke Belastung des Herz-Kreislaufsystems, Gefahr von Überhitzung, evtl. Atembeeinträchtigung, die zum Herzstillstand führen kann.
Speed + Kokain: Sehr hohe Dopaminkonzentration im Gehirn. Hektik, Gereiztheit, Überspanntheit, Ungeduld, Zittern und Herzrasen sind möglich; sehr starke Belastung des Herz-Kreislaufsystems, Gefahr von Überhitzung, evtl. Atembeeinträchtigung, die zum Herzstillstand führen kann.
Speed + Koffein (Kaffee / Energy Drinks / Cola / Mate): Herzrasen, Kreislaufprobleme, Überhitzung und hoher Flüssigkeitsverlust sind möglich.
Speed + Beta-Blocker, MAO-Hemmer oder trizyklische Antidepressiva: Starker Blutdruckanstieg: Lebensgefahr!
Speed + Benzodiazepine: Extrem hohe Kreislaufbelastung, dies kann zum Kreislaufzusammenbruch führen!
Safer Use
Risikofreien Konsum gibt es nicht! Das Anwenden von Safer-Use-Regeln kann helfen, Risiken zu minimieren:
Jungen Menschen raten wir vom Speedkonsum ab. Je früher Du mit dem Konsum beginnst, desto höher ist das Risiko von Entwicklungsbeeinträchtigungen bzw. andauernden Nach- und Nebenwirkungen.
Menschen mit psychischen oder körperlichen Erkrankungen sollten kein Speed konsumieren, da der Konsum die Symptome verschlimmern und/oder neue Schübe auslösen kann.
Kauf möglichst nicht bei Dir unbekannten Personen. Nutze nach Möglichkeit Drug-Checking-Angebote!
Wenn Du nicht weißt, wie hoch der tatsächliche Wirkstoffgehalt in Deinem Speed ist, teste erst niedrig dosiert an und leg nicht gleich nach! Pass die Dosis Deinem Körpergewicht an.
Achte darauf, welche Substanz Du konsumierst, da sich viele Substanzen optisch ähneln, aber stark unterschiedliche Wirkungen haben können (eine weiße Line kann auch z.B. Ketamin, 2C-B, Crystal sein)! Wenn Dir etwas angeboten wird, frag, um welche Substanz es sich handelt.
Amphetaminpasten haben in der Regel keine bessere Qualität als Pulver, nur weil sie feucht sind. Sie enthalten flüssige Streckmittel, die (stark) gesundheitsschädlich sein können. Pasten vor dem Konsum immer gut trocknen! Informationen zur Reinigung von Speed findest Du z.B. auf drugscouts.de.
Entscheide selbst, ob Du wirklich konsumieren möchtest oder nicht. Lass Dich nicht zum Konsum überreden.
Konsumiere nur in einer Umgebung in der Du Dich wohl fühlst, wenn es Dir gut geht und am besten, wenn eine Person bei Dir ist, der Du vertraust, die über Deinen Konsum Bescheid weiß und im Notfall Hilfe leisten/ holen kann.
Überleg Dir vorher, wie lange Du wach sein willst. Es kann sehr unangenehm sein, trotz Erschöpfung nicht schlafen zu können.
Speedkonsum führt bei vielen User*innen zu einer verstärkten Gesichtsmotorik (Zähneknirschen). Ein Kaugummi kann helfen, Zähne, Zahnfleisch und Wangen zu schonen.
Einige User*innen empfehlen Magnesium und Kalzium zur Muskelentspannung.
Speed entzieht Deinem Körper Flüssigkeit und wichtige Nährstoffe. Trink deshalb immer genügend Wasser und Fruchtsäfte. Vitamin- und Mineralstoffpräparate, aber auch Obst, Gemüse, Nüsse und Salzstangen können während oder nach dem Konsum kurzfristig hilfreich sein.
Leg Ruhepausen während des Konsums ein, um Überhitzung und Überanstrengung zu vermeiden.
Auch wenn Du Dich fit und wach fühlst: kein Fahrzeug unter dem Einfluss von Speed führen und keine anderen gefährlichen Tätigkeiten ausüben.
Wirkt der Konsum sexuell stimulierend, werden Risiken beim ungeschützten Verkehr eventuell nicht mehr so ernst genommen. Kondome und Lecktücher schützen vor Ansteckung mit HIV und anderen Krankheitserregern. Beim Sex auf Speed kann es erheblich länger dauern, bis man zum Orgasmus kommt – in diesem Fall daran denken, das Kondom oder Lecktuch öfter mal zu wechseln.
Wenn Du weißt, dass Du unter Speed-Einfluss aggressiv oder übergriffig wirst, verzichte auf den Konsum oder halte Dich von Menschen fern.
Konsumierst Du häufig Speed, werden auch die Nebenwirkungen stärker. Deshalb sind ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung, Hygiene und Körperpflege (v. a. Zähne, Zahnfleisch, Nase) sehr wichtig.
Speed ist kein geeignetes Diätmittel! Du kannst zwar in kurzer Zeit relativ viel Gewicht verlieren, allerdings auf sehr ungesunde Weise (siehe Nebenwirkungen). Zudem ist nach Beendigung des Konsums eine Gewichtszunahme garantiert.
Schlucken (Speed in Papier gewickelt oder in Kapseln) ist risikoärmer und schonender als Sniefen oder Spritzen. Die Wirkung setzt später und sanfter ein als beim Sniefen (wichtig: abwarten, nicht gleich nachlegen!) und hält deutlich länger an (stärkere körperliche und psychische Belastung!).
Beachte die folgenden Tipps beim Ziehen: Zerkleinere das Pulver so fein wie möglich. Größere Kristalle können die Nasenschleimhaut zusätzlich verletzen. Achte auf eine saubere Unterlage. Benutze immer Dein eigenes, sauberes Röhrchen. Weitere wichtige Hinweise gibt es im Faltblatt »Safer Sniefen«.
Konsumphasen sollten nicht länger als 1 – 2 Tage andauern. Dazwischen sind Pausen von mind. zwei Wochen zu empfehlen, damit sich Körper und Psyche ausreichend erholen und regenerieren können. Achte darauf, dass Speedkonsum nicht zur Gewohnheit wird und Deinen Alltag bestimmt. Hinweise dazu findest Du im Faltblatt »Konsumreflexion«.
Schlafmangel oder -entzug bringen Risiken für die Entwicklung von Psychosen und Angsterkrankungen mit sich! Egal ob mit oder ohne Konsum stimulierender Substanzen, spätestens nach der zweiten Nacht ohne ausreichend Schlaf sind Halluzinationen, Angstzustände und bei weiterem Schlafmangel Wahnvorstellungen und evtl. eine Psychose möglich!
Wenn Du Deinen Konsum verändern / beenden möchtest oder einfach nur Fragen hast, scheu Dich nicht, eine Einrichtung Deiner Wahl zu kontaktieren.
VERHÜTUNG / SCHWANGERSCHAFT / STILLZEIT
Häufiger Speedkonsum kann eine Veränderung des Hormonhaushalts bewirken, wodurch Menstruationsbeschwerden verstärkt, der Monatszyklus gestört und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden können. Auch bei ausbleibender oder unregelmäßiger Periode ist eine Schwangerschaft möglich!
Häufiger Speedkonsum über einen längeren Zeitraum kann unter Umständen die Wirkung der Pille zur Schwangerschaftsverhütung herabsetzen.
Der Konsum von Speed kann zu Erbrechen führen. Passiert das bis zu 4 h nach Einnahme der Pille zur Schwangerschaftsverhütung, gelangt ggf. zu wenig Wirkstoff in den Blutkreislauf.
Deshalb: mit Kondomen oder anderen nicht-hormonellen Verhütungsmitteln vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen!
Speed gelangt über die Plazenta und Muttermilch in den Organismus des (ungeborenen) Kindes und kann, je nach Dosierung und Konsumhäufigkeit, zu Fehl- und Frühgeburten führen sowie vielfältige Fehlentwicklungen und Mangelerscheinungen hervorrufen.
Während Schwangerschaft und Stillzeit unbedingt auf den Konsum verzichten!
Diese Informationen sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum! Amphetamin ist als Racemat und als Dextroamphetamin in Anlage III des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) als verkehrs- und verschreibungsfähig eingestuft sowie als Levoamphetamin in Anlage II als verkehrs-, aber nicht verschreibungsfähig. Besitz, Erwerb und Handel ohne Rezept oder Genehmigung sind strafbar!
Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Textes entstehen.
Quellen/Links
https://www.saferparty.ch/blog/amphetamin-auswertung-2020
https://www.saferparty.ch/substanzen/amphetamin-speed
https://checkit.wien/substanz/speed-amphetamin/