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Lexikon

Heroin

Substanz

Heroin (chem. Diacetylmorphin / Diamorphin) gehört zur Gruppe der Opioide und wird aus Rohopium hergestellt, dem eingetrockneten Milchsaft des Schlafmohns (lat. papaver somniferum).

Die Substanz wurde 1873 zum ersten Mal (halb-)synthetisch hergestellt und ab 1898 in größeren Mengen u. a. als Schmerz- und Hustenmittel von der Firma Bayer auf den Markt gebracht.

Heroin wird als weißes, cremefarbenes, graues oder bräunliches Pulver auf dem Schwarzmarkt gehandelt und enthält meist Streckmittel sowie Verunreinigungen aus der Herstellung. Der Reinheitsgrad des Straßenheroins kann in Europa zwischen 3 % und 40 % (braunes Heroin) bzw. 6 % und 70 % (weißes Heroin) schwanken. In der BRD beträgt der Reinheitsgehalt meist zwischen 3 % und 25 %, sehr selten bis zu 60 %.
Häufig wird Heroin mit einem Gemisch aus Koffein und Paracetamol gestreckt. Gängige wirkungslose Streckstoffe sind Milchpulver, Mannit, Mehl, Talkum und Ascorbinsäure. Psychoaktive Substanzen wie Valium (Diazepam) und Rohypnol (Flunitrazepam) werden minderwertigem Heroin beigemischt, um dessen Wirkung zu steigern.

Seit 2009 gab es immer wieder Fälle von Milzbrandinfektionen, die durch Heroin verursacht wurden, welches mit Milzbranderregern (Anthrax) versetzt war. Schwere Erkrankungsverläufe und einige Todesfälle waren die Folge.

Andere Bezeichnungen für Heroin: H (»Äitsch«), Schore, Material, Braunes, Cachla (arabisch: schwarz, dunkel), Brown Sugar etc.

Heroin wird geschnupft, geraucht (inhaliert) oder intravenös injiziert (in die Venen gespritzt, i. v.). Seltener wird es unter die Haut oder in die Muskeln gespritzt oder (ohne Nadel) rektal injiziert.

Die Spanne zwischen verträglicher bzw. wirksamer und tödlicher Dosis ist sehr gering.

 

Wirkung

Die Wirkung ist u. a. abhängig von Dosis, Reinheitsgrad, Gewöhnungseffekten, Konsumform sowie von Set (psychische und physische Voraussetzungen des Users) und Setting (Rahmenbedingungen des Konsums).
Wirkungseintritt: nach etwa 10 Sekunden bei intravenösem Konsum, geraucht oder gesnieft nach ein paar Minuten.
Die Wirkdauer ist von der Dosis und der Qualität des Stoffes sowie der Konsumform abhängig und beträgt 2 – 5 h.

Heroin hat eine euphorisierende, ausgleichendberuhigende und angstlösende Wirkung. Gefühle von Geborgenheit und tiefer Selbstzufriedenheit stellen sich ein, Sorgen treten in der Wahrnehmung zurück, man fühlt sich wie in Watte gepackt. Der beim intravenösen Konsum eintretende Kick wird von vielen Usern als sehr intensiv erlebt und als absolutes Hochgefühl beschrieben. Beim Rauchen und Sniefen ist der Kick weniger stark ausgeprägt, da hier die Substanz nicht direkt ins Blut übergeht und somit im Gehirn weniger stark bzw. schnell anflutet. Die Wirkung hält jedoch länger an als beim intravenösen Konsum.

Je nach Dosis und Konsumform wirkt Heroin unterschiedlich stark analgetisch (schmerzlindernd) und hustendämpfend.

Außerdem kommt es zu folgenden Wirkungen: Verlangsamung der Atem- und Herzfrequenz, herabgesetzter Stoffwechsel sowie verminderte Darmtätigkeit.
Symptome dafür sind Blutdruckabfall, Pulsverlangsamung, Pupillenverengung, Harnverhaltung (Harnblase kann nicht entleert werden) und Atemnot.

 

Nachweis

Nachweiszeiten sind u. a. von der Konsumhäufigkeit und -menge, der Geschwindigkeit des Stoffwechsels sowie von der Konzentration des Urins abhängig.
Die folgenden Werte dienen deshalb nur zur Orientierung.

im Blut: bis 24 h

im Urin: 3 – 7 Tage
 

Shake

Verunreinigungen im Heroin können Abwehrmechanismen des Körpers hervorrufen – einen so genannten Shake: Übelkeit, Erbrechen, Schüttelfrost, Fieber sowie Juckreiz, Krampfanfälle, Bewusstlosigkeit oder Schockzustände, die sofort nach dem Konsum auftreten und mehrere Stunden anhalten können.
Auch Streckmittel können (Neben-)Wirkungen hervorrufen. Darauf kann an dieser Stelle jedoch nicht näher eingegangen werden.
Vor allem bei unbekannter Qualität: Atemstillstand  durch Überdosierung möglich.                        

 

Langzeitnebenwirkungen

Bei häufigem Konsum über einen längeren Zeitraum kann es zu Abnahme der Libido (sexuelles Verlangen) und Verstopfungen sowie durch die Verunreinigungen im Heroin zu Organschädigungen kommen. Außerdem
nimmt die Wirkintensität kontinuierlich ab – die Dosis muss erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen (Toleranzentwicklung).

Die Entwicklung einer psychischen und körperlichen Abhängigkeit ist leicht möglich.

Beim Absetzen des Heroins treten Entzugserscheinungen wie starke innere Unruhe, Muskelschmerzen, Schlafstörungen, Delirium, Erbrechen, Durchfall, vorübergehende Bewusstlosigkeit, starke psychische Labilität oder depressive Verstimmungen auf. Die sehr unangenehmen körperlichen Entzugserscheinungen sind meist nach ca. 1 Woche überwunden.
Schlafstörungen, die nach dem Entzug mehrere Wochen andauern können, wirken sich ungünstig auf das psychische Befinden aus und verstärken das Verlangen nach Heroin (Craving). Das psychische Verlangen nach
der Substanzwirkung kann auch nach längerer Abstinenz wieder auftreten.

 

Spezifische Risiken je nach Konsumform

Beim Sniefen: Schädigung der Nasenschleimhaut und der Nasenscheidewand. Durch das gemeinsame Benutzen von Ziehröhrchen oder Geldscheinen ist eine Infektion mit Herpes, Hepatitis oder anderen Krankheitserregern möglich.
Beim Rauchen: Schädigung von Bronchien und Lunge, vor allem durch die Ablagerungen aus dem Rauch, die nicht am Röhrchen hängen bleiben. Die Lunge verschleimt bei täglichem Konsum, da die atemlähmende Wirkung des Heroins Hustenreiz und Abhusten unterdrückt.
Beim Spritzen: Durch gemeinsame Nutzung oder unsauberes Besteck sind Infektionskrankheiten durch Viren, Bakterien und Pilze möglich (Abszesse, Entzündungen, Hepatitis C, HIV / AIDS).
Bei rektaler Injektion (ohne Nadel): Unsauberes Besteck begünstigt Infektionskrankheiten.

 

Wechselwirkungen

Grundsätzlich gilt: Die Risiken beim Mischkonsum sind höher als beim Monokonsum; Körper und Psyche werden stärker belastet. Einzelne Substanzwirkungen können verstärkt oder geschwächt werden. Es können auch ganz unerwartete Effekte auftreten, die nicht der Summe der Einzelwirkungen entsprechen. Die Wirkungen der jeweiligen Substanzen können zu verschiedenen Zeiten eintreten und unterschiedlich lange anhalten, dadurch können Wechselwirkungen zeitverzögert auftreten.
Insbesondere für Heroin gilt: Streckmittel und unbekannter Reinheitsgrad machen (Wechsel-)Wirkungen und Risiken schwer oder nicht kalkulierbar.

Heroin + »Downer« (z. B. Opioide wie Methadon; Alkohol, GHB / GBL / BDO, Ketamin, Benzos und andere dämpfende Medikamente): Durch Potenzierung der Nebenwirkungen kann es zu komatösen Zuständen sowie
einer lebensbedrohlichen Lähmung von Atmung und Herztätigkeit kommen.

Heroin + Kokain (»Speedball«): Die Wirkungen der beiden Substanzen verstärken sich wechselseitig. Die Wirkung von Kokain kommt zuerst, die durch den Heroinkonsum ausgelöste Euphorie intensiviert sich und
mögliche Angstzustände durch den Konsum von Kokain werden abgeschwächt. Die Wirkung von Heroin kann aber auch die des Kokains so stark überdecken, dass von letzterem nichts zu merken ist. In dem Moment
eine der beiden Substanzen nachzulegen, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer lebensbedrohlichen Überdosierung stark.

Heroin + Crack / Freebase: Heroin kann die unangenehmen Nachwirkungen von mehrmaligem Crack- / Freebasekonsum zwar z. T. abmildern, aber die psychische Gewöhnung keineswegs verhindern. Beim Mischkonsum beider Substanzen wird der Herz- / Lungenkreislauf stark belastet, so dass es zum Atemstillstand oder zu einem Herzinfarkt kommen kann.

Heroin + Cannabis, LSD, Psilos oder Ecstasy: Kombinationen werden von Usern als sehr unangenehm bewertet.

Heroin + Naloxon (z. B. in Suboxone): kann starke Entzugserscheinungen auslösen. Wird dann erneut Heroin konsumiert, kann dies zu einer Überdosierung führen, wenn das Naloxon aufhört zu wirken.

Informationen zu Wechselwirkungen von Heroin und HIV-Medikamenten findet Ihr unter diesem Link: www.hiv-drogen.de

 

Safer Use

Risikofreien Konsum gibt es nicht! Die Anwendung von Safer-Use-Regeln kann helfen, Risiken zu minimieren: (Sehr) Jungen Menschen raten wir vom Heroinkonsum ab. Je früher Du mit dem Heroinkonsum beginnst, desto höher ist das Risiko von Entwicklungsbeeinträchtigungen bzw. andauernden Nach- und Nebenwirkungen.

Achte darauf, was und bei wem Du kaufst, nutze nach Möglichkeit »Drug Checking« (Substanzanalysen oder Schnelltests).

Heroin unterliegt starken Qualitätsschwankungen, deshalb: bei jedem Neukauf vorsichtig antesten (sniefen oder rauchen), insbesondere nach einer Konsumpause (z. B. durch Therapie oder Inhaftierung) !
Eine tödliche Überdosierung ist leicht möglich.

Achte darauf, dass immer eine Person bei Dir ist, die im Notfall Hilfe leisten oder holen kann.
Nutze wenn möglich Konsumräume. Dort kannst Du unter hygienischen und geschützten Bedingungen konsumieren und bekommst bei Bedarf fachliche Unterstützung oder ärztliche Hilfe.

Safer Sex schützt vor ungewollter Schwangerschaft sowie Ansteckung mit HIV und anderen Infektionskrankheiten.

Heroinkonsum kann Deinem Körper einiges abverlangen: Achte möglichst auf eine ausreichende und gesunde Ernährung.

Konsumpausen einplanen und durchziehen !

Da die gleiche Dosis bei geringerem Körpergewicht oder kleinerer Statur meist eine stärkere Wirkung hervorruft, steigen möglicherweise auch die Risiken.
Gelegenheitskonsument_innen haben meist eine geringere Toleranz gegenüber der Substanz als Daueruser. In beiden Fällen also niedriger dosieren !

Spritzen ist die riskanteste Konsumvariante, besser sniefen, rauchen oder Analinjektion (ohne Nadel !)

Beim Sniefen: immer saubere Unterlage und eigenes Ziehröhrchen benutzen, möglichst keine Geldscheine; Pulver so klein wie möglich hacken; Nase pflegen !

Beim Spritzen: immer eigenes, möglichst steriles Besteck benutzen – Risiko von HIV- und Hepatitisinfektionen, Herpes, Abszessen und Thrombosen wird verringert. Statt Zigarettenfilter besser spezielle, steril verpackte Einwegfilter zum Aufstecken verwenden (sie geben keine Fasern in die Blutbahn ab und filtern viele Verunreinigungen heraus, die zu einem »shake« führen können).
Möglichst Anlaufstellen nutzen, die Spritzentausch anbieten und Einwegfilter oder Safer-Spritzen-Packs ausgeben.

Beim Rauchen: schleimlösende Produkte (z. B. aus der Apotheke oder Drogerie) wirken dem Verschleimen der Lunge entgegen.

Kochsalzlösung bei einer Überdosierung zu injizieren, bringt gar nichts! Das einzig (kurzzeitig) wirksame Gegenmittel ist das rezeptpflichtige Medikament Naloxon. Auch nach der Naloxongabe bei einer
Überdosierung in jedem Fall Notarzt / Notärztin rufen, da Naloxon sehr kurz wirkt und die Überdosis später noch einmal eintreten kann.
Ausführliche Informationen zu Safer Use, Naloxon und »Erste Hilfe im Notfall« findest Du in unserem Faltblatt »Safer Use Heroin«.

Wenn Du Deinen Konsum verändern willst, … beenden möchtest oder einfach nur Fragen hast, dann scheue Dich nicht, eine geeignete Einrichtung zu kontaktieren:

Informationen zu Beratungsstellen, selbstorganisierten Usergruppen, Aids- und Drogenhilfeeinrichtungen sowie medizinischen Einrichtungen in Deiner Stadt findest Du im Telefonbuch, beim örtlichen Gesundheitsamt und im Internet. In diesen Einrichtungen hast Du oft die Möglichkeit, gebrauchtes Spritzbesteck gegen neues, steriles einzutauschen und Kondome zu bekommen.

Hier findest Du Infos zu einem Trainingskonzept, das Heroinuser_innen dabei unterstützt kontrolliert zu konsumieren: http://www.kiss-heidelberg.de/ (link is external)
Informationen zur "Substitution" mit HEroin findest Du hier: http://www.diamorphin-behandlung.de/ (link is external)

Anonyme Information und Beratung gibt es auch am Drogentelefon der Drug Scouts [Di+Do 14 – 18h unter 0341 – 2 11 22 10], im Internet unter www.drugscouts.de und im Drogen-Info-Laden Drug Store, Eutritzscher Straße 9, 04105 Leipzig.

Verhütung/Schwangerschaft/Stillzeit

Der Konsum von Heroin kann eine Veränderung des Hormonhaushalts bewirken, d. h. der Monatszyklus kann gestört (unregelmäßige oder ausbleibende Periode), die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und Menstruationsbeschwerden können verstärkt werden. Dennoch ist eine Schwangerschaft möglich. Bei Frauen, die häufig Heroin konsumieren und die Anti-Baby-Pille nehmen, kann die empfängnisverhütende Wirkung der Pille abgeschwächt werden. Vor allem die Verunreinigungen im Heroin können zu Erbrechen führen. Tritt diese Nebenwirkung bis zu 4 h nach Einnahme der Pille auf, gelangt u. U. zu wenig Wirkstoff der Pille in den Blutkreislauf, so dass eine Schwangerschaft möglich ist.
DESHALB: mit Kondomen oder anderen nicht-hormonellen Verhütungsmitteln vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen !

Bei Heroinkonsum während der Schwangerschaft wird der Fötus starken gesundheitlichen Risiken ausgesetzt.
Aus diesem Grund sollte versucht werden, den Konsum während der Schwangerschaft einzustellen, wenn es medizinisch vertretbar ist. Ist das nicht möglich, wird eine Substitution ohne Beikonsum zur Festigung der körperlichen und psychischen Gesundheit der werdenden Mutter bzw. eine Stabilisierung des Heroinkonsums (ebenfalls ohne Beikonsum) unter ärztlicher Aufsicht empfohlen.

Bei Neugeborenen von konsumierenden Müttern treten Entzugssymptome wie Zittern, Hypererregbarkeit, reduzierte Schlafzeiten, Erbrechen u. v. m. auf.
Wird die Schwangere mit Buprenorphin (Subutex®) substituiert, fallen die aufgeführten Nebenwirkungen für den Säugling kürzer und weniger stark aus.

DRUG SCOUTS, Leipzig 2008

Erfahrungsberichte

Hier findest Du Erfahrungsberichte von Heroin Konsument_innen.

Links/Quellen

www.fixpunkt.org
Wie wird Heroin hergestellt?
"Zur Geschichte von Heroin" oder "101 Jahre Hustensaft"
"HEROIN HAT MEIN LEBEN GERETTET" Ein Interview mit Ullrich Winternitz
www.heroin.org

Heroin. Vom Arzneimittel zur Droge.
Michael DeRidder

Heroin - die Geschichte einer Substanz zwischen Medizin, Mythen, Geld und Rausch. Warum aus einem Arzneimittel eine "harte" Droge wurde.

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