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Safer-Use-Infos für Heroinkonsument_innen

Du hast Dich für den Konsum von Heroin entschieden. Neben der angenehmen Wirkung von Diacethylmorphin (chem. Bezeichnung von Heroin) treten beim Konsum auch verschiedene unangenehme Begleiterscheinungen auf. Die folgenden Infos können Dir helfen, gesundheitliche Risiken gering zu halten. Wenn Du versuchst, die Safer-Use-Tipps umzusetzen, kannst Du Dir (und vor allem Deiner Gesundheit) eine Menge Stress ersparen. Du trägst die Konsequenzen für das, was Du tust. Nicht der/die Dealer_in oder das Heroin sind für Deine Gesundheit verantwortlich, sondern Du selbst. Also, pass auf Dich auf!
Deine Drug Scouts

Spritzen, Sniefen, Rauchen

Heroin kannst Du auf verschiedene Weisen konsumieren. Es muss nicht unbedingt gedrückt werden, um die erwünschte Wirkung zu erzielen! In vielen anderen Ländern wie z.B. den Niederlanden wird Heroin vorrangig geraucht, in der BRD wird Heroin überwiegend in die Vene gespritzt. Trotz besonderer Risiken und Unannehmlichkeiten wird vereinzelt auch in die Muskeln oder unter die Haut gespritzt. Heroin kann aber auch durch die Nase gesnieft werden. Eine andere Alternative zum intravenösen Gebrauch ist das nadelfreie Spritzen in den Po, die Analinjektion.

Das Spritzen in Vene, Muskel oder Haut ist die riskanteste Konsumvariante. Deshalb ist es wichtig, dass Du die Technik des "sauberen" Drückens einwandfrei beherrschst und ausschließlich Dein eigenes, möglichst steriles Besteck benutzt. So kannst Du das Risiko von HIV- und Hepatitisinfektionen, Herpes, Abszessen und Thrombosen minimieren.

Rauchen und Sniefen sind schonendere Konsumformen mit Vorteilen für Deine Gesundheit! Auch wenn beides nicht gänzlich ohne Risiken funktioniert, sind dabei weniger Dinge zu beachten. Der Umstieg vom Spritzen aufs Rauchen oder Sniefen ist möglich! Diese beiden Konsumformen sind nicht nur weniger schädlich, sondern auch geselliger.

Wir stellen Dir hier die einzelnen Konsumtechniken vor.

Warum lieber Folie rauchen oder sniefen statt zu spritzen?

Folie Rauchen und Sniefen sind gute Alternativen zum hoch riskanten intravenösen (i.v.) Konsum! Du brauchst dazu allerdings etwas Übung und Erfahrung.

Häufig wird berichtet, dass Rauchen oder Sniefen weniger "kicken" als das Spritzen in die Vene, denn Heroin nimmt dabei (über den Gasaustausch in der Lunge bzw. die Schleimhäute in der Nase) einen kleinen "Umweg" auf dem Weg zur Blutbahn hin zum Gehirn. Da auf der Straße verkauftes Heroin nur einen geringen Reinheitsgehalt hat und beim Spritzen weniger Stoff gebraucht wird, um einen intensiven Rausch zu erleben, ist das Spritzen für viele User attraktiver. Allerdings kann es Situationen geben, in denen schonendere Konsumformen besonders wichtig sind, z.B. nach einer Konsumpause, bei unbekanntem oder neuem Stoff, wenn kein sauberes Spritzbesteck vorhanden ist oder bei vernarbten Einstichstellen.

Der Vorteil beim Rauchen und Sniefen ist, dass Verunreinigungen (Streckmittel, Bakterien, Viren) nicht direkt in Dein Blut gelangen, sondern von Deiner Lunge bzw. den Nasenschleimhäuten gefiltert werden. Dadurch können Abszesse oder Thrombosen gar nicht erst entstehen. Hinzu kommt, dass die Gefahr einer Abwehrreaktion Deines Körpers auf Verunreinigungen in der Blutbahn ("Shake") praktisch ausgeschlossen ist. Die Gefahr einer Infektion mit HIV ist beim Folie Rauchen und Sniefen gleich Null. Wenn Du immer Dein eigenes Ziehröhrchen benutzt, kannst Du auch einer Infektion mit Hepatitis B und C (-Viren) vorbeugen.
Eine ungewollte Überdosierung durch eine unerwartet hohe Reinheit oder Beimengungen von Schlaf-/Beruhigungsmitteln ist beim Folie Rauchen nahezu ausgeschlossen.

Safer-Use-Tipps zu verschiedenen Konsumtechniken

Safer Rauchen

Beim Folie Rauchen wird das pulverförmige oder klumpige Heroin auf einer Alufolie erhitzt. Die Folie in der Form eines länglichen Streifens wird mit einem Tuch glattgerieben und in der Mitte leicht gewölbt, so dass eine gerade Bahn entsteht. Die Folie wird mit einem Feuerzeug von unten erhitzt, so dass das Heroin schmilzt, hin- und herläuft und verdampft (aber nicht verbrennt!). Dieser Dampf wird durch ein Röhrchen, welches mit den Lippen festgehalten wird, tief eingeatmet und inhaliert.
Es ist wichtig, dass Du eine unbeschichtete Alufolie benutzt, da beim Erhitzen sonst gesundheitsgefährdende Dämpfe entstehen. Du kannst die Folie vor dem Gebrauch abflammen, also mit dem Feuerzeug erhitzen, damit sich eventuell auftretende Dämpfe verflüchtigen.

Anders als bei sonstigen Konsumtechniken kannst Du vor dem Rauchen die Qualität des Heroins prüfen, denn sauberes Heroin schmilzt gut. Beim Erhitzen wird es zu einem bräunlichen Öl, das anschließend zu einem harzigen Klumpen abkühlt. Die Qualität des Rauscherlebnisses ist dabei weniger von der Rauchtechnik abhängig als vielmehr von der Art der Streckstoffe. Mit Koffein gestrecktes Heroin "knallt" geraucht z.B. besser als mit Laktose oder Paracetamol gestrecktes Heroin.
Am besten Du lässt Dir die Technik des Heroin Rauchens von einem erfahrenen User zeigen: Es erfordert beispielsweise etwas Übung, den Rauch nicht verdampfen zu lassen, bevor Du ihn inhalierst. Eine kleine Flamme zum allmählichen Erhitzen des Heroins ist deshalb sinnvoll.

Wird Heroin häufig geraucht, kann die Lunge verschleimen, da die atemlähmende Wirkung Hustenreiz und Abhusten unterdrückt. Hier helfen schleimlösende Produkte (z.B. aus der Apotheke oder Drogerie).

Safer Sniefen

Heroin durch die Nase zu ziehen, ist im Vergleich zum Spritzen ebenfalls gesundheitsschonender. Die empfindliche Nasenschleimhaut kann allerdings durch scharfe Kanten der Röhrchen bzw. Partikel im Heroin gereizt oder verletzt werden. Durch das gemeinsame Benutzen von Ziehröhrchen oder Geldscheinen kannst Du Dir Herpes, Hepatitis oder andere Infektionen zuziehen.
Deshalb unbedingt nur Dein eigenes, sauberes Röhrchen verwenden - am besten eins mit stumpfen oder abgerundeten Rändern. Ist kein Röhrchen zur Hand, eignet sich auch ein zusammengerolltes, sauberes Stück Papier.

Schütze Deine Nasenschleimhäute!:
- Zerhacke das Pulver so klein wie möglich - je größer die Kristalle, desto mehr schädigen sie Deine Nasenschleimhaut.
- Vorsicht mit scharfkantigen Röhrchen! Sie verletzen leicht Deine Nase. Geldscheine sind schmutzig und enthalten giftige Verbindungen, also besser Papier verwenden!
- Spül Deine Nase regelmäßig. Dazu 1 Löffel Meersalz, Emser-Salz o.ä. in 1/4 Liter warmen Wassers auflösen, Mischung aus der hohlen Hand in die Nase ziehen oder Nasendusche verwenden - einfach zu handhaben und in jeder Apotheke erhältlich.
- Ein wenig Salbe oder Nasenöl wird Dir Deine Nase danken.
- Ist die Funktionsfähigkeit Deiner Nase beeinträchtigt oder Deine Nase geschädigt, such einen Arzt oder eine Ärztin auf.

Ein eigenes Röhrchen zu benutzen, muss nicht heißen, allein zu konsumieren. Das gemeinsame Ziehen von "Lines" vom Spiegel, der die Runde macht, ist ein Ritual, das nicht leidet, wenn jede/r sein/ihr eigenes Röhrchen benutzt.
Auch beim Sniefen besteht die Gefahr einer Überdosierung, vor allem wenn alles auf einmal weggezogen wird. Deshalb: Niedrig dosieren! Antesten!
Sniefen ist zwar eine schonendere Konsumform; das heißt aber nicht, dass Mischkonsum "durch die Nase" unproblematisch wäre. Also Vorsicht! Das Mischen verschiedener Substanzen in einer Line macht die Rauschwirkung schwer oder nicht kalkulierbar.

Analinjektion

Laut einer Umfrage des Fixpunkt e.V. Berlin haben 12 von 100 Usern diese Konsumform schon einmal ausprobiert. Dabei wird die Substanz mit Hilfe einer Spritze (ohne Nadel!) in den After eingeführt. Das Heroin gelangt dann über die Schleimhäute des Enddarms sehr schnell ins Blut (ca. 30 sek.). Du kannst den direkten Eintritt von Krankheitserregern in die Blutbahn weitgehend verhindern, da die Schleimhäute im Enddarm eine Filterfunktion übernehmen. Rückstände von Streckmitteln werden anschließend einfach ausgeschieden. Die Wirkung ist ähnlich stark wie beim intravenösen Konsum. Vorsichtig antesten - Überdosierung möglich.
Vor der Analinjektion Darm entleeren und die Hände waschen. Genau wie bei der i.v. Injektion gilt: Erst Heroin zusammen mit Wasser aufkochen und abkühlen lassen, dann max. 1,5 ml aufziehen. Verwende dafür nur Deine eigene, möglichst sterile Spritze! Nimm nun etwas Gleitgel oder Spucke, um die Spritze (ohne Nadel!) in Deinen Po einzuführen: nicht weiter als 1cm und dann sehr langsam abdrücken.

Safer Spritzen

Wenn Du Dich fürs Spritzen entscheidest, können Dir unsere Tipps dabei helfen, Risiken zu minimieren und Deinen Körper zu schützen.

Bereite Dich in Ruhe auf Deinen Schuss vor. Intravenöser Konsum kann schneller zu einer Überdosierung führen als die anderen Konsumtechniken. Achte deshalb beim Spritzen darauf, dass jemand bei Dir ist, der im Notfall Hilfe leisten oder holen kann.

Die Qualität von Heroin sowie Art und Menge der Streckstoffe können sich schwarzmarktbedingt jederzeit ändern. Deshalb bei jedem Neukauf erst mal eine kleinere Menge vorsichtig antesten, um Überdosierungen zu vermeiden. Die Hälfte der üblichen Dosis kann vielleicht schon zu viel sein. Deshalb am besten langsam abdrücken und auf die Wirkung warten (nach dem Drücken dauert es ca. 3 Sekunden, bis die Wirkung zu spüren ist).
Die Einstichstelle - vor und nach dem "Drücken" - mit Alkoholtupfern desinfizieren. Damit kannst Du eitrigen Entzündungen unter der Haut vorbeugen! Sollte es trotz aller Vorsicht zu einem Abszess kommen, kann dieser bei falscher oder bei Nicht-Behandlung zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen. Deshalb bei einem Abszess unbedingt ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Nadeln (Länge, Durchmesser usw.) und Spritzen. Welche für Dich die Beste ist, kannst Du nur durch Ausprobieren herausfinden.
Zweiteilige Spritzbestecke sind besser als einteilige und als Insulinspritzen ("Rotkäppchen"), denn die Nadel bleibt bis zur Injektion steril, da der Stoff ohne Nadel in die Spritze aufgezogen wird. Eine verstopfte Nadel kann ausgetauscht werden, ohne dass etwas von der Substanz verloren geht.
Einteilige Spritzen und Insulinnadeln sind meist ungeschliffen, daher besteht die Gefahr, dass Du Dir die Vene aufreißt. Leg also Wert darauf, nur geschliffene Nadeln zu verwenden. Benutze immer ein neues Spritzbesteck - nur so kannst Du Infektionen und Verletzungen der Venen vermeiden, denn der Schliff nutzt sich mit der Zeit ab und die Nadel wird stumpf.
Benutze Nadeln und Pumpen niemals mit anderen Usern gemeinsam und zieh niemals den Stoff gemeinsam mit Anderen vom selben Löffel auf, da sonst die Infektionsgefahr (HIV, Hepatitis, Bakterien, Pilze) steigt. Beim Aufkochen des Heroins reicht die Hitze des Feuerzeugs nicht aus, um Krankheitserreger abzutöten!

Benutze immer Dein eigenes steriles/frisches Wasser und einen sauberen Filter. Achte beim Aufkochen benutzter Filter darauf, dass sie trocken aufbewahrt wurden. Feuchtigkeit fördert die Keimbildung und die Gefahr einer Infektion mit Bakterien und/oder Pilzen. Krankheitserreger am Löffel können beim Aufkochen in die Injektionslösung und dann in Deinen Körper gelangen. Reinige deshalb Deinen Löffel stets gründlich mit heißem Wasser oder einem Alkoholtupfer.
Ascorbinsäure (Pulver) zum Auflösen des Heroins im Wasser immer nur sehr sparsam verwenden, da sonst Deine Venen von der Säure stark angegriffen werden. Ascorbinsäure bekommst Du preiswert in der Apotheke oder Drogerie. Zitronensaft oder Essig sind zum Aufkochen nicht gut geeignet, da sie einen Shake oder Venenverstopfungen verursachen können!

Die Wahl der richtigen Einstichstelle ist wichtig! Geeignet sind Venen an Unter- und Oberarmen sowie am Handrücken. Dringend abzuraten ist vom Spritzen in die Venen am Hals, in der Leiste, in den Fußsohlen, in Fingern und in der Handinnenseite, da es hier schnell passieren kann, dass Du nicht die Vene, sondern Muskeln oder Nervenbahnen triffst.

Vor dem Spritzen muss ein Abbinder angelegt werden. Dadurch dehnen sich die Venen und können das Heroin aufzunehmen ohne zu platzen. Binde so ab, dass dennoch eine Blutzirkulation stattfinden kann. Geeignet sind breite Bänder, Gurte oder Schläuche. Nicht geeignet sind Fäden oder Schnürsenkel, da diese zu dünn sind und die Blutzirkulation stoppen. Den Abbinder nicht fest verschnüren oder verknoten. Binde eine lose Schlaufe und halte das Ende mit den Zähnen fest. So kannst Du die Blutstauung rechtzeitig lockern, bevor die Lösung injiziert wird.

Beim Spritzen in die Vene immer in Richtung Herz einstechen, da sonst die Venenklappen geschädigt werden können! Blut anziehen: Ist es dunkel - okay. Vor dem Abdrücken Abbinder lösen, da sonst die Venen platzen können! Langsam einspritzen. Ist das Blut hell und schaumig - STOP! Du hast eine Arterie getroffen und das ist richtig schmerzhaft! - NICHT SPRITZEN! Nadel sofort rausziehen, Einstichstelle zwei, drei Minuten zudrücken!
Musst Du mehrmals einstechen, wechsle unbedingt jedes Mal die Einstichstelle!

Nutze die örtlichen Möglichkeiten von Spritzentausch (AIDS-Hilfe(link is external), JES(link is external), Drogenberatungsstelle, Gesundheitsamt, gegen Bezahlung auch bei Apotheken) und lass Dir dort von erfahrenen Usern oder MitarbeiterInnen Tipps zur Auswahl der verschiedenen Nadel- und Pumpengrößen geben. Spritzen werden in manchen Einrichtungen nur eins zu eins umgetauscht. D.h., Du bekommst nur für eine abgegebene Nadel eine neue. Wenn möglich, leg Dir einen Vorrat an sterilen Spritzen und Nadeln an, dann bist Du unabhängig von den Öffnungszeiten und der Erreichbarkeit der Spritzen(tausch)angebote! Wenn Du zu Hause oder anderswo keine Möglichkeit hast, unter hygienischen und geschützten Bedingungen zu
konsumieren bzw. fachliche Unterstützung oder ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen möchtest, kann ein Konsumraum für Dich der richtige Ort sein (sofern es in Deiner Stadt einen gibt).

Was tun, wenn keine saubere Spritze zur Hand ist?

Es gibt einige Methoden, mit denen Du Dein benutztes Spritzbesteck reinigen kannst. Diese Methoden sind jedoch nur Notlösungen (z.B. im Strafvollzug)! Das Reinigen garantiert keine hundertprozentige Sterilität, da nicht alle Viren und Keime abgetötet werden. Hier eine einfache Methode, die keinen großen Materialaufwand erfordert:

Auskochen mit Wasser: Spülen – Kochen – Spülen, dauert 15 bis 20 min
Das Spritzbesteck in kochendem Wasser zu reinigen, geht maximal dreimal, weil danach die Nadel zu stumpf ist und Du Dich verletzen wirst. Zieh mehrmals frisches, kaltes Wasser durch Nadel und Spritze. Drück die Rückstände (die noch Krankheitserreger enthalten können) nun in Toilette oder Abfluss aus. Dann zerlegst Du das Spritzbesteck in seine Einzelteile und lässt es 15 Minuten in sauberem Wasser auskochen. Danach setzt Du das Besteck wieder zusammen und spülst es nochmals mit kaltem Wasser aus.
Durch das Auskochen werden nicht alle Hepatitis-Viren sicher abgetötet! Benutztes Spritzbesteck also wirklich nur dann reinigen, wenn kein steriles Material aufzutreiben ist!

Affig?!?

Nach längerem, täglichem Konsum von Heroin kommt es beim Absetzen zu mehr oder weniger starken körperlichen Entzugserscheinungen, da sich Dein Körper an das Heroin gewöhnt hat. Dabei hast Du so genannte Entzugssymptome (entgegengesetzt der Wirkung von Heroin): statt Ruhe und Ausgeglichenheit – innere Unruhe und Schlaflosigkeit, statt Schmerzbetäubung – Krämpfe und Schmerzen am ganzen Körper, statt Wohlbefinden – Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Fieber und Schüttelfrost.
Kältegefühl, Augentränen und Naselaufen gehören zu den ersten Anzeichen! Wenn Du Heroin – wie vom Körper gewohnt – nicht wieder konsumierst, halten die körperlichen Symptome etwa 10 Tage an, wobei Du ab dem 5. Tag das Gröbste überstanden hast.
Du kannst

a) einen kalten Entzug in den eigenen vier Wänden machen (möglichst mit Begleitung einer erfahrenen und zuverlässigen Person – wichtig: funktionierendes Handy für kostenfreien Notruf!)
b) ambulant entziehen (medizinische Absicherung durch informierten Hausarzt/informierte Hausärztin) oder
c) in einem Krankenhaus mit medizinischer Betreuung entziehen, auch ohne danach eine Therapie zu machen

Beim Spritzen, Sniefen UND Rauchen von Heroin besteht also das Risiko, dass der Konsum zwanghaft und unwiderstehlich wird (psychische Abhängigkeit), vor allem dann, wenn erste körperliche Entzugssymptome auftreten (physische Abhängigkeit)! Deshalb sind mehrtägige, wiederholte Konsumpausen wichtig. Eine Konsumpause kannst Du nutzen, um Dich vom Alltagsstress der Szene zu erholen und Kraft für eventuelle
Veränderungen zu schöpfen oder um später bei einer geringeren Dosis mehr Wirkung zu verspüren.

Wenn Du nach einer (kurzen oder längeren) Konsumpause oder Cleanphase wieder konsumieren willst, ist besondere Vorsicht geboten: Es besteht die Gefahr einer Überdosierung! Dein Körper verträgt nicht mehr die gewohnte Dosis. Beginn deshalb mit einer kleineren Menge, die Du langsam spritzt. Sicherer ist es, mit dem Rauchen oder Sniefen zu beginnen, da es dabei seltener zu einer Überdosierung kommt.

Solltest Du keine Lust mehr auf »Straßenheroin« verspüren, aber dennoch das Gefühl haben, dass es ohne Opiatkonsum nicht geht, kann die ein geeigneter Zeitpunkt sein, sich für eine Substitutionsbehandlung mit Methadon, Polamidon, Suboxone oder Subutex zu entscheiden. Seit 2009 besteht in einigen Städten in der Bundesrepublik außerdem die Möglichkeit einer Substitution mit Diamorphin, also pharmazeutisch hergestelltem Heroin. Infos dazu wohin Du Dich diesbezüglich wenden kannst, findest Du im Abschnitt „Wenn Du Deinen Konsum verändern willst“.

Mischkonsum

Heroin im Mix mit anderen Substanzen macht Wirkung und Risiken oft schwer oder nicht kalkulierbar. Zur Verringerung von Entzugserscheinungen oder zur Verstärkung der Heroinwirkung werden häufig Schlaf- und Beruhigungsmittel eingenommen. Beachte: Auch von diesen Medikamenten kannst Du abhängig werden! Das Risiko gesundheitlicher Schäden steigt.

Heroin + "Downer": (Substanz mit zentral dämpfender Wirkkomponente) wie Opioide (z. B. Methadon), Alkohol, GHB, Ketamin, Benzos und andere dämpfende Medikamente: Es kann durch eine Verstärkung der Nebenwirkungen zum Koma bzw. zur Bewusstlosigkeit sowie einer lebensbedrohlichen Lähmung der Atmung und Erschlaffung der Herzmuskulatur kommen.

Heroin + Kokain: auch "Speedball" genannt. Dieses Gemisch verstärkt die Wirkungen der beiden Substanzen wechselseitig. Die Wirkung von Kokain kommt zuerst. Die durch den Heroinkonsum ausgelöste Euphorie intensiviert sich und die durch den Konsum von Kokain möglichen Angstzustände werden abgeschwächt.
Die Wirkung von Heroin kann aber auch die des Kokain so stark überdecken, dass vom Letzteren schlicht nichts zu merken ist. Jetzt eine der beiden Substanzen nachzulegen, erhöht die Wahrscheinlichkeit einer lebensbedrohlichen Überdosierung stark.

Heroin + Crack/Freebase: Solltest Du Heroin nach mehrmaligem/mehrtägigem und intensivem Crack-/Freebase-Konsum einsetzen, um mit dem Runterkommen besser umgehen zu können, tu dies sehr bewusst! Sei Dir darüber im Klaren, dass dies die unangenehmen Nachwirkungen von Crack/Freebase zwar abmildern kann, aber die psychische Gewöhnung an Crack/Freebase keineswegs verhindert.
Beim Mischkonsum beider Substanzen wird Dein Herz-/Lungenkreislauf stark belastet, so dass es zum Atemstillstand oder zu einem Herzinfarkt kommen kann.

Drug Checking: Wenn Du die Möglichkeit hast (in Österreich, der Schweiz oder den Niederlanden), lass Deinen Stoff mittels Drug Checking auf Inhalt und Konzentration testen!
In der Bundesrepublik ist das derzeit nicht möglich. Da Heroin auf dem Schwarzmarkt nicht in reiner Form verfügbar ist, gäbe Drug Checking HeroinkonsumentInnen wichtige Infos über den Reinheitsgrad der Substanz, gesundheitsgefährdende Streckstoffe und die »Marktlage«. Anhand dieser Infos könnten User_innen entscheiden, ob und wie sie Heroin konsumieren. Außerdem könnten im Rahmen eines Drug-Checking-Programms Infos zu schonenderen Konsumformen und zum Verhalten bei Notfällen vermittelt werden.
Ebenso dringend ist die baldige Durchsetzung der Originalstoffvergabe. Damit könnten User_innen medizinisch reines Heroin konsumieren, ohne dass zusätzliche Risiken für ihre Gesundheit entstehen.

Hilfe! Notfall!

Ein Shake wird durch Schmutz und Beimengungen verursacht. Anzeichen sind Vergiftungserscheinungen wie Schüttelfrost und Krämpfe. Im Fall eines Shakes: gut zudecken und warmen Tee reichen. Bist Du Dir unsicher, was zu tun ist, ruf den Rettungsdienst.

Krampfanfälle: häufig bei Mischkonsum mit Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Erstes Anzeichen: Verkrampfung von Händen und Gesicht. Maßnahmen: Kissen unter den Kopf, Gegenstände aus dem Weg räumen, Person nicht mit Gewalt festhalten! Notarzt/Notärztin rufen!

Atemstillstand (bewusstlos, ohne Atmung/Puls): immer Notarzt/Notärztin rufen. Kopf überstrecken, abwechselnd Herzdruckmassage (30-mal) und Mund-zu-Mund oder besser: Mund-zu-Nase-Beatmung (2-mal)!

Bewusstlosigkeit (nicht ansprechbar, Atmung/Puls vorhanden): stabile Seitenlage, wiederholt Atmung und Puls kontrollieren. Keine Kochsalzlösung injizieren – hat keine Wirkung und verschwendet nur Zeit. Falls keine Reaktion: Notarzt/Notärztin rufen!

Grundsätzlich gilt: Die Person nie allein lassen! Im Zweifelsfall immer Rettungsdienst rufen! Übrigens: Ärzt_innen haben Schweigepflicht!

Beim Notruf 112 "Atemstillstand" oder "Person ist nicht ansprechbar" melden! Dann kommt neben dem Rettungsdienst immer auch eine Notärztin/ein Notarzt mit. Vor Ort dem Rettungsdienst mitteilen, welche Substanzen konsumiert wurden, falls bekannt. Wenn Du Angst hast, dass die Polizei mitkommt, musst Du am Telefon von Drogenkonsum nichts erzählen. Im Fall einer Heroinüberdosis empfehlen wir jedoch, diese zu melden, um sicher zu gehen, dass Notärzt_innen NALOXON (s.u.) dabei haben.

Ob dadurch die Polizei informiert wird, ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich.

Mehr Informationen zu Erster Hilfe in Drogennotfällen erhälst Du hier auf unserer Seite.

Überdosierung – Gibt es ein Gegenmittel?

Nach einer Heroin- bzw. Opiat-/Opioid-Überdosierung kann das rezeptpflichtige Medikament NALOXON (das ist keine Kochsalzlösung!) injiziert werden.
NALOXON wirkt sofort an allen Morphinrezeptoren und setzt für einen Zeitraum von ca. 20 – 40 min die Wirkung der konsumierten Opiate/Opioide außer Kraft. Dadurch kann ein akutes Entzugssyndrom hervorgerufen werden. Wichtig: Keine weiteren Opiate konsumieren, um diesen Entzugssymptomen zu begegnen, da dies eine erneute Überdosierung hervorruft.
NALOXON langsam und schrittweise (erstmal nicht mehr als eine halbe Ampulle) spritzen, bis die Person wieder atmet und zu sich kommt. Diese Prozedur erfordert etwas Übung, wenn möglich sollte sie nur vom Rettungspersonal oder geschulten User_innen vorgenommen werden. Der "Fixpunkt" in Berlin bietet entsprechende Schulungen für User_innen an (siehe dazu www.fixpunkt.org(link is external)).
Nach dem Abklingen der NALOXON-Wirkung kann sich die betreffende Person erneut in Lebensgefahr befinden. Deshalb: immer Notarzt/Notärztin rufen!

Safer Sex gehört zu Safer Use!

Kondome beim Sex sind für Viele nichts Besonderes mehr, Wissen über Infektionswege von HIV, Hepatitis und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten auch nicht. Menschen, die Heroin (intravenös) konsumieren, sind jedoch in höherem Maße von HIV und Hepatitis betroffen als Nicht-User_innen. Hier hast Du als User_in für Dich und Andere eine besondere Verantwortung.

Im Einzelfall an Safer Sex zu denken und es zu praktizieren, ist oft nicht einfach – gerade weil Dir ein Leben mit Heroin viel Kraft abverlangen kann. Kondome und Safer Sex schützen vor Ansteckung mit HIV und anderen Infektionskrankheiten.
Und wenn Du infiziert bist: Safer Sex hält Dich und Dein Immunsystem neben bewusster Ernährung und rechtzeitiger medizinischer Behandlung länger fit: Kondomgebrauch mindert das Risiko von Komplikationen mit anderen sexuell übertragbaren Krankheiten.

Mehr Informationen zu Drogen und Sex erhälst Du hier auf unserer Seite.

Female Special: Heroinkonsum kann dazu führen, dass Menstruationsbeschwerden verstärkt, die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und der Monatszyklus gestört werden (unregelmäßige oder ausbleibende Periode). Dennoch ist eine Schwangerschaft möglich! DESHALB: auch in diesem Fall mit Kondomen vor ungewollten Schwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten schützen!

Bei Neugeborenen von heroinkonsumierenden Müttern treten starke Entzugserscheinungen auf. Diese Kleinkinder zeigen Symptome einer passiven Abhängigkeit wie Zittern, Hypererregbarkeit, reduzierte Schlafzeiten, Erbrechen und vieles mehr. Sie sind besonderen und starken gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Aus diesem Grund sollte unbedingt versucht werden, wenn es medizinisch vertretbar ist, den Konsum während der Schwangerschaft einzustellen. Ist das nicht möglich,
wird eine Substitution (i. d. R. mit Methadon) mit ausschleichender Dosierung für Mutter und Kind empfohlen.

Wenn Du Deinen Konsum verändern willst, … beenden möchtest oder einfach nur Fragen hast, dann scheue Dich nicht, eine geeignete Einrichtung zu kontaktieren:

Informationen zu Beratungsstellen, selbstorganisierten Usergruppen, Aids- und Drogenhilfeeinrichtungen sowie medizinischen Einrichtungen in Deiner Stadt findest Du im Telefonbuch, beim örtlichen Gesundheitsamt und im Internet. In diesen Einrichtungen hast Du oft die Möglichkeit, gebrauchtes Spritzbesteck gegen neues, steriles einzutauschen und Kondome zu bekommen.

Hier findest Du Infos zu einem Trainingskonzept, das Heroinuser_innen dabei unterstützt kontrolliert zu konsumieren: http://www.kiss-heidelberg.de/(link is external)
Informationen zur "Substitution" mit Heroin findest Du hier: http://www.diamorphin-behandlung.de/(link is external)

Anonyme Information und Beratung gibt es auch am Drogentelefon der Drug Scouts [Di+Do 14 – 18h unter 0341 – 2 11 22 10], im Internet unter www.drugscouts.de und im Drogen-Info-Laden Drug Store, Eutritzscher Straße 9, 04105 Leipzig.

Quellen und weiterführende Links:

Diese Informationen sind keine Anleitung oder Motivierung zum Drogenkonsum!
Heroin unterliegt dem BtMG. Besitz, Erwerb und Handel damit sind strafbar!
Dieser Text wurde nach bestem Wissen und Gewissen verfasst. Dennoch können Irrtümer nicht ausgeschlossen werden. Die Drug Scouts übernehmen keine Haftung für Schäden, die durch irgendeine Art der Nutzung der Informationen dieses Faltblattes entstehen.

DRUG SCOUTS, Leipzig 2008 überarbeitet 2015
Unser Dank geht an die JES-Gruppe Leipzig und die Deutsche AIDS-Hilfe für ihre Mitarbeit an diesem Text.